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Body and Soul in Ancient Philosophy

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Die energeia des Philosophen 195<br />

Körper zu trennen und sie daran zu gewöhnen, sich selbst für sich selbst<br />

von allen Seiten her zu sammeln und zusammenzuziehen und soweit wie<br />

möglich sowohl <strong>in</strong> dem jetzigen als auch <strong>in</strong> dem Zust<strong>and</strong> hernach alle<strong>in</strong> für<br />

sich zu bestehen, befreit aus dem Körper gleichsam wie von Fesseln.<br />

Genauso ist es, sagte er. 28<br />

Den daraus resultierenden Unterschied zwischen sche<strong>in</strong>baren und noch<br />

auf das S<strong>in</strong>nliche bezogenen und den wahrhaften philosophischen<br />

Tugenden thematisiert der erste Teil des Dialogs mit Nachdruck. An<br />

vielen Stellen wird herausgearbeitet, wie viele verme<strong>in</strong>tlich Tugendhafte<br />

nur e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nliche Lust gegen die <strong>and</strong>ere abwägen und zu ke<strong>in</strong>er<br />

Erhebung über die S<strong>in</strong>nlichkeit und zu höheren Lüsten fähig s<strong>in</strong>d.<br />

Werden aber diese abgetrennt von der Vernünftigkeit und untere<strong>in</strong><strong>and</strong>er<br />

ausgetauscht, dann ist e<strong>in</strong>e solche Tugend immer nur Schattenbild und <strong>in</strong><br />

der Tat knechtisch und hat überhaupt nichts Gesundes und Wahres an sich.<br />

Das Wahre ist aber gerade Re<strong>in</strong>igung von allen solchen, und Besonnenheit,<br />

Gerechtigkeit und Tapferkeit und die praktische Klugheit selbst s<strong>in</strong>d<br />

Re<strong>in</strong>igungen. 29<br />

Der Unterschied, der herausgearbeitet wird, ist der Unterschied zwischen<br />

e<strong>in</strong>er Orientierung alle<strong>in</strong> an körperbezogenen, s<strong>in</strong>nlichen Lüsten<br />

und Interessen auf der e<strong>in</strong>en Seite, und e<strong>in</strong>er Orientierung an Gütern,<br />

die nicht mehr auf den Körper bezogen s<strong>in</strong>d, sondern auf die Gesundheit<br />

der Seele und ihres rationalen Vermögens, auf der <strong>and</strong>eren<br />

Seite.<br />

Nur die zweite Haltung aber sei philosophisch und die wahre<br />

Bestheit der Seele, denn nur sie ist e<strong>in</strong>e Re<strong>in</strong>igung des Seelischen selbst<br />

von der Vermischung mit dem Körperlichen: Nur sie hebt die Verknüpfung<br />

von Lust mit Unlust, wie sie im Bereich des S<strong>in</strong>nlich-Körperlichen<br />

gegeben ist, auf. Dieser Re<strong>in</strong>igung also gilt das Interesse des<br />

Sokrates <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Todesstunde und Platon bei der Komposition se<strong>in</strong>es<br />

Dialogs – als Dichtungswerk, das se<strong>in</strong>en skopos und se<strong>in</strong>e Aussage auch<br />

für die szenischen und dialogischen Momente aus den Inhalten der<br />

philosophischen Diskussion gew<strong>in</strong>nt.<br />

Die Re<strong>in</strong>igung der Tugenden und die Apologie se<strong>in</strong>er wahrhaft<br />

philosophischen Lebenweise wird von Platon wirkungsvoll als Vermächtnis<br />

des Sokrates an die Athener <strong>in</strong>szeniert. Denn er entwickelt<br />

diesen Gedanken von den Sche<strong>in</strong>tugenden und den wahren, philoso-<br />

28 Phd. 67c5 –d2.<br />

29 Phd. 69b5 – c2.

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