05.11.2013 Views

Body and Soul in Ancient Philosophy

Body and Soul in Ancient Philosophy

Body and Soul in Ancient Philosophy

SHOW MORE
SHOW LESS

You also want an ePaper? Increase the reach of your titles

YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.

Die energeia des Philosophen 183<br />

aber selbst ke<strong>in</strong> Mythenerzähler sei, habe er solche des Äsop, die ihm<br />

zur H<strong>and</strong> waren, <strong>in</strong> Verse gesetzt.<br />

Wieder nimmt das Gespräch e<strong>in</strong>e sche<strong>in</strong>bar bloß assoziative Wendung:<br />

Denn Sokrates lässt dem Euenos ausrichten, er solle, wenn er klug<br />

sei, ihm nachfolgen. Daran schließt sich die Diskussion um die These<br />

des Sokrates an, die spezifische Tätigkeit, energeia, des Philosophen <strong>in</strong><br />

diesem Leben sei es, den Tod e<strong>in</strong>zuüben: 1pilekeh/mai t¹m h\matom.<br />

Nach der Formulierung dieser These, so berichtet der Erzähler Phaidon,<br />

habe Sokrates se<strong>in</strong>e Be<strong>in</strong>e, die er eben angezogen hatte, wieder vom<br />

Bett herabgelassen, auf den Boden gestellt und habe im Sitzen weitergesprochen.<br />

Schmerz und Befreiung vom Schmerz, s<strong>in</strong>nliche Unlust<br />

und Lust s<strong>in</strong>d nun ausgeglichen, beschäftigen Sokrates nicht mehr. Er<br />

kann sich <strong>and</strong>erem und <strong>and</strong>eren Mischungsverhältnissen von Lust und<br />

Unlust zuwenden.<br />

Diese erste H<strong>and</strong>lungs- und Argumentationssequenz ist charakteristisch:<br />

Sie ist charakteristisch für die Verb<strong>in</strong>dung von szenisch-anschaulichen<br />

Aspekten mit <strong>in</strong>haltlichen Argumentationen, die der<br />

Dichter Platon herstellt, und charakteristisch für den Anfang desjenigen<br />

Dialogs, dem es um die Re<strong>in</strong>igung der rationalen Seele zu tun se<strong>in</strong> wird.<br />

Am Anfang dieses Dialogs wie auch e<strong>in</strong>iger weiterer Dialoge Platons<br />

tritt das Szenische und Dialogische stärker als im weiteren Verlauf <strong>in</strong><br />

den Vordergrund. Die verschiedenen mythoi und logoi des Phaidon angefangen<br />

mit dem Selbstmorddiskurs und dem Diskurs über die wahren<br />

philosophischen Tugenden und die ersten Beweisteile über das Überdauern<br />

des Körpers durch die Seele bis h<strong>in</strong> zum h<strong>in</strong>reichenden Beweis<br />

der Ewigkeit und Unvergänglichkeit der rationalen Seele aufgrund ihrer<br />

Wesensähnlichkeit mit dem Göttlichen und Begrifflichen und bis h<strong>in</strong><br />

zum Unterweltsmythos – sie alle stellen e<strong>in</strong>e bestimmte Stufe und Instanz<br />

der Bestimmung des Verhältnisses zwischen Körper und Seele dar.<br />

Es gibt – so kann man thesenhaft formulieren – e<strong>in</strong>en essentiellen<br />

Zusammenhang zwischen der <strong>in</strong> den philosophischen Gesprächen<br />

entwickelten Relationsbestimmung von Körper und Seele und der<br />

H<strong>and</strong>lungsstruktur des Dialogs als dichterische Erzählung. Diesem<br />

Zusammenhang möchte ich im folgenden nachgehen. Se<strong>in</strong>e Betrachtung<br />

hat paradigmatischen Wert für das Verständnis der Dialogizität der<br />

Platonischen Schriften überhaupt, denn er wird, wie wir sehen werden,<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em explizit dichtungstheoretischen Kontext entfaltet.<br />

Im Phaidon ist die Hervorhebung des S<strong>in</strong>nlich-Körperlichen und die<br />

Dom<strong>in</strong>anz des Dialogisch-Szenischen zu Anfang verbunden mit der<br />

expliziten Thematisierung erstens körperlicher Lust bzw. Unlust und

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!