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Body and Soul in Ancient Philosophy

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Die energeia des Philosophen 191<br />

Erkennbares ist, ist die Freude an dem – nicht verderblichen – Schaden<br />

des Anderen mit der Unlust des Gefühls des Neids verbunden. 20<br />

Wenn man sich an dem Fehler des Anderen erfreue, dann vor allem<br />

an dem Verfehlen der richtigen Selbsterkenntnis. Zum Lachen rege<br />

diese aber nur dann an, wenn sie nicht zum Schaden <strong>and</strong>erer führe. Aus<br />

Neid erfreut man sich an solchen Mängeln der <strong>and</strong>eren. Diese Freude<br />

und Lust vermische sich also mit der Unlust, die der Neid von sich selbst<br />

her <strong>in</strong> der Seele ist. 21 Solche Mischungen gebe es <strong>in</strong> den Komödien,<br />

wenn sich das Publikum an der Lächerlichkeit der Selbsttäuschung der<br />

Charaktere erfreue. Das Publikum kann dabei also etwas lernen –<br />

nämlich die Vermeidung solcher Selbsttäuschungen; doch setzt diese<br />

Freude, durch die das Lernen vermittelt wird, auf e<strong>in</strong>em niedrigen<br />

Erkenntnisniveau der Zuschauer an. Denn Neid ist e<strong>in</strong> Zeichen e<strong>in</strong>er<br />

noch <strong>in</strong> sich une<strong>in</strong>igen, ungerechten Seele und e<strong>in</strong>e ungerechte Lust<br />

bzw. Unlust. 22 Da Ungerechtigkeit <strong>in</strong> der Seele Zeichen mangelnden<br />

Wissens und mangelnder praktischer Klugheit, phronesis, ist, rechne also<br />

die Komödie mit solch e<strong>in</strong>em niedrigen Erkenntnisniveau und komme<br />

daher eher dem Geschmack der Vielen entgegen. 23<br />

Sie hat damit nach platonischer Ansicht e<strong>in</strong>e anagogische Funktion:<br />

Die Mischung aus Lust und Unlust hat ihren Ort nicht <strong>in</strong> dem re<strong>in</strong><br />

philosophischen Leben, sondern <strong>in</strong> dem, was noch gemischt ist mit<br />

s<strong>in</strong>nlichen und körperlich-materiellen Interessen und was noch auf dem<br />

Weg ist dazu, sich von diesen Mischungen und Selbsttäuschungen zu<br />

re<strong>in</strong>igen. Mit <strong>and</strong>eren Worten: das Komödienhafte und was zum Lachen<br />

anregt, hat <strong>in</strong> den platonischen Dialogen se<strong>in</strong>en Ort eher dort, wo<br />

der Anfang des Erkenntnisweges ist und wo für die H<strong>in</strong>wendung zum<br />

wahren philosophischen Leben geworben wird. Das ist <strong>in</strong> vielen der<br />

sog. Frühdialoge der Fall und z.B. im Alkibiades maior, aber auch <strong>in</strong> den<br />

großen Sophistendialogen, im Euthydemos oder im Gorgias. Es trifft aber<br />

auch – wenn auch auf e<strong>in</strong>er fortgeschrittenen Stufe – für den Dialog<br />

Phaidon zu. Der Phaidon ist, systematisch betrachtet, e<strong>in</strong> Schritt vom<br />

Alkibiades zum Philebos – e<strong>in</strong> Schritt von der Selbstverkennung bis h<strong>in</strong><br />

zu der Erfassung des wahrhaft Guten und Lustvollen. Innerhalb des<br />

Phaidon aber vollzieht sich dieser Weg durch verschiedene Stufen, deren<br />

20 Phlb. 48b8 – c1.<br />

21 Phlb. 50a5 – 10.<br />

22 Phlb. 49d1 – 10.<br />

23 Darauf weist auch Aristoteles im 13. Kapitel se<strong>in</strong>er Poetik h<strong>in</strong>: 1453a31 – 39.

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