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Body and Soul in Ancient Philosophy

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56<br />

Christian Schäfer<br />

se<strong>in</strong>er Adepten) an, so ergibt sich angesichts dessen, was sonst noch von<br />

Xenophanes überliefert ist, folgendes Bild:<br />

Im Testimonium DK 21 A 13 aus der Rhetorik des Aristoteles ist<br />

e<strong>in</strong>e Kritik des Xenophanes am religiösen Brauch der Eleaten tradiert,<br />

den Tod der Leukothea kultisch zu begehen und ihr Threnoi zu s<strong>in</strong>gen,<br />

das heißt Klagelieder wie bei e<strong>in</strong>er Totenklage. Xenophanes argumentiert<br />

hier mit den logischen Pr<strong>in</strong>zipien des ausgeschlossenen Widerspruchs<br />

und des ausgeschlossenen Dritten. Entweder Leukothea ist<br />

gestorben wie Menschen sterben, dann ist sie eben tot, und ihr zu<br />

opfern wie e<strong>in</strong>em lebenden Wesen ist s<strong>in</strong>nlos. Oder sie lebt, wie Götter<br />

eben ewig leben, dann kann sie aber nicht gestorben se<strong>in</strong> und ihren Tod<br />

zu bewe<strong>in</strong>en ist absurd. Und e<strong>in</strong>e <strong>and</strong>ere Möglichkeit gibt es nicht. 22<br />

Das Durchhalten e<strong>in</strong>er Identitätskonstante über das Sterben h<strong>in</strong>weg, wie<br />

e<strong>in</strong>e Seelenw<strong>and</strong>erungslehre das fordert, hat Xenophanes folglich bereits<br />

<strong>in</strong> diesem Zusammenhang abgelehnt, und zwar e<strong>in</strong>em Zusammenhang,<br />

der sozusagen <strong>in</strong> den engeren ,Kompetenzbereich‘ des xenophanischen<br />

Denkens fällt, nämlich <strong>in</strong> den der Religionskritik. Xenophanes hatte<br />

also Bedenken und Probleme mit der Vorstellung von ,Trans-Substratiationen‘,<br />

<strong>in</strong> denen sich das <strong>in</strong>telligibile <strong>in</strong> sensibili gegenüber dem<br />

Wechsel des sichtbar Biologischen als Identitätsbewahrer durchhält. E<strong>in</strong><br />

D<strong>in</strong>g ist, was es – im S<strong>in</strong>ne des p]vuje 23 – ist, und damit basta; das gilt<br />

für Lebewesen genauso wie für Naturereignisse, für Regenbögen genauso<br />

wie für Leukothea.<br />

Unter E<strong>in</strong>rechnung dessen, was schon zur Diskussion über die<br />

H<strong>in</strong>tergründigkeit der Welt angeführt wurde, ergibt sich daraus somit<br />

e<strong>in</strong>e weitere Beobachtung, die möglicherweise auf e<strong>in</strong>e richtige Fährte<br />

führt: Was sich aus der dem Epos entstammenden Begriffswelt des<br />

Xenophanes und <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Grundsatzkritik des Mythos und der Dichtung<br />

vielleicht am ehesten dem Gedanken e<strong>in</strong>er Metempsychose vergleichen<br />

lässt, ist wohl tatsächlich (wie bereits im Vorübergehen erwähnt)<br />

die Vorstellung von Metamorphosen. Wie Robert Spaemann<br />

sagt,<br />

besteht das Eigentümliche an Metamorphosen dar<strong>in</strong>, daß das sich im<br />

W<strong>and</strong>el Durchhaltende nicht e<strong>in</strong> materielles Substrat ist, sondern das<br />

22 Auch wenn es sich nur um e<strong>in</strong> Testimonium zu Xenophanes h<strong>and</strong>elt, so ist es<br />

doch sehr gut belegt und die Argumentationsform ist alt, denn ähnlich verfährt<br />

auch das Direktzitat 22 B 127 des Heraklit.<br />

23 Vgl. zu dieser Vorstellung Hadot 2006, 7, zu v}sir <strong>in</strong> der Bedeutung als wesensdef<strong>in</strong>ierendes<br />

natürliches ,Gewordense<strong>in</strong>‘ fast gleichzeitig bei Heraklit.

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