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Body and Soul in Ancient Philosophy

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344<br />

Ursula Wolf<br />

Aber warum bereut der Schlechte se<strong>in</strong> Tun, wenn er nach dem<br />

bisherigen Bild (z. B. <strong>in</strong> EN III 6) die s<strong>in</strong>nliche Lust für gut hält und sich<br />

jeweils dafür entscheidet, sie zu wählen? Wie kann ihm aufgrund se<strong>in</strong>es<br />

Charakters immer die Lust als das Gut für den Menschen ersche<strong>in</strong>en, er<br />

aber zugleich etwas <strong>and</strong>eres für gut halten und wünschen? Ich glaube<br />

nicht, dass dieser Widerspruch sich auflösen lässt. 28 Vielmehr lassen sich<br />

weitere Stellen anführen, die das aristotelische Bild des Schlechten als<br />

konfus erweisen. Zum Beispiel die Beh<strong>and</strong>lung der Unbeherrschtheit<br />

im übertragenen S<strong>in</strong>n <strong>in</strong> Buch VII 6. Hier wird, nachdem sich Aristoteles<br />

<strong>in</strong> Buch III-V große Mühe gemacht hat, <strong>in</strong> allen H<strong>and</strong>lungsbereichen<br />

Tugenden und Laster zu benennen, erklärt, genau genommen<br />

sei nur die Unmäßigkeit e<strong>in</strong>e echte Schlechtigkeit, während das<br />

Übermaß <strong>in</strong> den <strong>and</strong>eren Bereichen, etwa wo es um Reichtum, Ehre<br />

oder Sieg gehe, nicht so schlimm sei, da es sich um das Übertreiben <strong>in</strong><br />

D<strong>in</strong>gen h<strong>and</strong>le, die im Pr<strong>in</strong>zip menschliche Güter darstellten. Es mag<br />

für uns durchaus befremdlich ersche<strong>in</strong>en, dass es z.B. weniger schlecht<br />

se<strong>in</strong> soll, durch Bestechung Reichtum zu erwerben, als zu viele Süßigkeiten<br />

zu essen. 29 Der Grund für diese seltsame Auffassung ist wohl,<br />

dass s<strong>in</strong>nliche Begierden nicht zum spezifisch Menschlichen gehören,<br />

sondern wir sie mit den <strong>and</strong>eren Tieren geme<strong>in</strong>sam haben, dass sie also<br />

niedrig s<strong>in</strong>d.<br />

3. Fazit<br />

Das Bild, das Aristoteles vom Leben <strong>in</strong> der Suche nach s<strong>in</strong>nlicher Lust<br />

zeichnet, ist also nicht konsistent ausgearbeitet, und ebenso wenig gew<strong>in</strong>nt<br />

die Figur des enkratÞs scharfe Konturen. E<strong>in</strong>ige Erklärungen dafür<br />

zeichnen sich jetzt ab.<br />

28 Dar<strong>in</strong> folge ich folge Kenny 1979, 74 und Annas 1977, 554. Annas schließt<br />

daraus auf e<strong>in</strong>e frühere Abfassung der Freundschaftsabh<strong>and</strong>lung. Diese Annahme<br />

trägt aber nichts bei, weil die Konzeption des Schlechten für Aristoteles<br />

<strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong> Problem darstellt, das er nirgends wirklich löst. Der neueste<br />

Lösungsversuch, wonach die widersprüchliche Beschreibung gerade die Phänomene<br />

bewahre, <strong>in</strong>dem die Beschreibung <strong>in</strong> Buch IX den Schlechten<br />

menschlicher mache, weil der durch und durch Schlechte, der ke<strong>in</strong>e Reue<br />

kennt, <strong>in</strong> die Nähe der tierischen Rohheit rücke und für uns e<strong>in</strong>e Art Monster<br />

darstelle, sche<strong>in</strong>t nicht überzeugend (Roochnik 2007, 214 – 218), denn zu<br />

Beg<strong>in</strong>n von EN VII unterscheidet Aristoteles ja deutlich genug zwischen dem<br />

Unbeherrschten, dem Schlechten und dem Monster.<br />

29 So auch Broadie 1991, 269.

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