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Body and Soul in Ancient Philosophy

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Demokrits Seelenmodell und die Pr<strong>in</strong>zipien der atomistischen Physik 139<br />

Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund erschließt sich auch die Perspektive Demokrits<br />

weiter, wor<strong>in</strong> er das Verhältnis von Leib und Seele zue<strong>in</strong><strong>and</strong>er<br />

analog dem Verhältnis von Werkzeug und Benutzer bestimmt. Wie<br />

Demokrit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bei Plutarch erhaltenen Fragment mitteilt, würde er<br />

für den Fall, dass der Leib gegen die Seele wegen der Unbill, die er<br />

durch deren Leidenschaften im Laufe des Lebens erlitten hat, e<strong>in</strong>en<br />

Gerichtsprozess durchsetzte, die Seele bei Vorliegen bestimmter Tatbestände<br />

ohne weiteres verurteilen: 91<br />

eQ toO s¾lator aqt0 d¸jgm kawºmtor, paq± p²mta t¹m b¸om ¨m ¡d¼mgtai,<br />

[ ja·] jaj_r p´pomhem, aqt¹r c´moito toO 1cjklator di[ jastr], Bd´yr #m<br />

jataxgv¸sashai t/r xuw/r, 1vû oXr t± l³m !p¾kese toO s¾lator ta?r<br />

!leke¸air ja· 1n´kuse ta?r l´hair, t± d³ jat´vheiqe ja· di´spase ta?r vikgdom¸air,<br />

¦speq aqc²mou tim¹r C sje¼our jaj_r 5womtor t¹m wq¾lemom<br />

!veid_r aQtias²lemor.<br />

Wenn der Körper gegen sie [scil. die Seele] e<strong>in</strong>en Prozess bewilligt bekäme<br />

dafür, was er das ganze Leben über [wegen ihr] an Schmerzen erlitten hat<br />

und was ihm Schlimmes widerfahren ist, und er selbst [= Demokrit] zum<br />

Richter würde über die Klage, dann würde er mit Freuden die Seele<br />

verurteilen, dafür dass sie den Körper teils durch ihre Nachlässigkeiten<br />

zugrunde gerichtet und durch ihre Besäufnisse destabilisiert hat, teils durch<br />

ihren Hang zur Wollust verdorben und zerrissen hat, wie er, wenn e<strong>in</strong><br />

Werkzeug oder e<strong>in</strong> Gerät sich <strong>in</strong> schlechtem Zust<strong>and</strong> bef<strong>in</strong>det, den der es<br />

rücksichtslos benutzte, zur Verantwortung ziehen würde.<br />

Als solche für e<strong>in</strong>e Verurteilung ausreichende Tatbestände gibt Demokrit<br />

e<strong>in</strong>mal die nachhaltige Schädigung des Körpers durch Vernachlässigung,<br />

<strong>in</strong>sbesondere die auflösende Zerrüttung (der Körperstruktur)<br />

durch die von der Seele herbeigeführte Trunkenheit an, sodann<br />

die Verderbnis und Zerstörung (der körperlichen Struktur) durch<br />

hemmungslose H<strong>in</strong>gabe an wollüstige Vergnügungen. Hierbei fungiert<br />

die Seele als körperlich h<strong>and</strong>elndes Agens, das <strong>in</strong> aktivem Tun zerstörerisch<br />

auf den Körper e<strong>in</strong>wirkt (!p¾kese, 1n´kuse, jat´vheiqe,<br />

di´spase). Affektive Erregungen der Seele durch Rausch oder Wollust<br />

ebenso wie die Vernachlässigung des Körpers durch die Seele bewirken<br />

e<strong>in</strong>e nachteilige Veränderung der Struktur, <strong>in</strong> der die Körper- und<br />

91 Plut. fr. De libid. et aegr. 2 (DK 68 B 159; 776 L.). Die Vorstellung des Prozesses<br />

des Körpers gegen die Seele sche<strong>in</strong>t von e<strong>in</strong>igem Interesse gewesen zu se<strong>in</strong>, da<br />

weitere antike Texte darauf anspielen. Vgl. Plut. De tuenda sanitate praec. 24, 135<br />

E. Auch Diog. Oen. fr. 1 col. I-II Chilton bezieht sich mit größter Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />

hierauf (776 a L). D<strong>in</strong>iz Peixoto 2001, 191–209 hat neuerd<strong>in</strong>gs<br />

diese Stelle zum Ausgangspunkt ihrer Betrachtung über das Leib-Seele-Verhältnis<br />

bei Demokrit gemacht.

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