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Body and Soul in Ancient Philosophy

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336<br />

Ursula Wolf<br />

anima sagt, der enkratÞs werde nicht durch die orexis bewegt, sondern<br />

durch den nous (433a7 f.), kann das also nur heißen, dass hier orexis den<br />

engeren S<strong>in</strong>n von epithymia und thymos hat, während nous an dieser<br />

Stelle die rationale boulÞsis bezeichnen müsste. 12<br />

Die Verwendung des Begriffs der boulÞsis bleibt allerd<strong>in</strong>gs schillernd.<br />

So sagt Aristoteles an e<strong>in</strong>er Stelle, der nous sei immer richtig (433a26),<br />

an e<strong>in</strong>er <strong>and</strong>eren Stelle, dass es richtige und naturwidrige oder falsche<br />

boulÞsis gibt (EN 1113a15 ff., EE 1227a28 ff.); und letzteres ist sicher die<br />

übliche Verwendung des Wortes. Vor allem aber bezeichnet der Begriff<br />

im gewöhnlichen S<strong>in</strong>n nicht nur h<strong>and</strong>lungsbezogene Wünsche, d. h.<br />

Wünsche, die e<strong>in</strong>e Strebenskomponente aufweisen bzw. e<strong>in</strong> prakton<br />

agathon zum Gegenst<strong>and</strong> haben (de An. 433a29). Vielmehr kann man<br />

auch Unmögliches wünschen, und so verwendet Aristoteles selbst den<br />

Begriff z. B. <strong>in</strong> EN III 4. Beispiele, die er anführt, s<strong>in</strong>d der Wunsch,<br />

unsterblich zu se<strong>in</strong> und der Wunsch, dass e<strong>in</strong> bestimmter Sportler siegen<br />

möge. Wie die Beispiele zeigen, schwankt der Begriff auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

<strong>and</strong>eren H<strong>in</strong>sicht; er kann sowohl Wünsche mit Bezug auf e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zelne<br />

Situation me<strong>in</strong>en (Sportler), als auch dispositionelle Wünsche<br />

bezüglich <strong>and</strong>auernder Zustände (Unsterblichkeit).<br />

Ich lasse die Schwierigkeiten des boulÞsis-Begriffs, so weit sie nicht<br />

me<strong>in</strong> Thema betreffen, stehen 13 und halte fest, dass das H<strong>and</strong>eln des<br />

enkratÞs von Aristoteles offenbar so verst<strong>and</strong>en wird, dass er aus e<strong>in</strong>er<br />

boulÞsis im S<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>es rationalen Wunsches, e<strong>in</strong>es Wunsches nach etwas<br />

wirklich Gutem, h<strong>and</strong>elt. Dann bleiben zwei Fragen. Erstens: Was ist<br />

dieses Gut, das er trotz falscher s<strong>in</strong>nlicher Antriebe h<strong>and</strong>lungswirksam<br />

wollen kann? Und zweitens: Wie kann er es wollen?<br />

Gegenst<strong>and</strong> des Wünschens ist allgeme<strong>in</strong> das telos, das telos des<br />

Menschen aber <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Leben <strong>in</strong>sgesamt ist se<strong>in</strong>e eudaimonia. Nun ist<br />

das telos und so auch die eudaimonia, wie Aristoteles sagt (1111b26 – 30),<br />

Gegenst<strong>and</strong> des Wünschens, aber nicht etwas, was unmittelbar bei uns<br />

steht (eph’ hÞm<strong>in</strong>) und was man sich im H<strong>and</strong>eln direkt vornehmen<br />

kann. Wie können wir sie dann im H<strong>and</strong>eln realisieren?<br />

Die eudaimonia wird zu e<strong>in</strong>em prakton agathon über zwei Schritte.<br />

Erstens: Sie muss für die verschiedenen Affektbereiche <strong>in</strong> verschiedene<br />

Güter zerlegt werden. Zu jeder Charakterdisposition (hexis) gehören<br />

spezifische Werte und Angenehmes (hier im S<strong>in</strong>n der Tätigkeitslust)<br />

(1113a31). Das ist e<strong>in</strong> Aspekt, den Aristoteles <strong>in</strong> der Beschreibung von<br />

12 So Hicks 1907, 555.<br />

13 Klärend dazu Price 1995, 108 –114.

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