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Body and Soul in Ancient Philosophy

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474<br />

Therese Fuhrer<br />

nen, da es doch nun kraft dessen, was besser ist als jeder himmlische<br />

Körper, empf<strong>in</strong>det und lebt?<br />

Das Argument III, <strong>in</strong> dem der Weg a m<strong>in</strong>ore ad maius auch ohne Zuhilfenahme<br />

der göttlichen Instanz funktioniert, veranschaulicht den<br />

Vergleich zwischen den Fähigkeiten von Geist und Körper <strong>in</strong> Argument<br />

II, <strong>in</strong>dem der irdische Körper als „w<strong>in</strong>zige irdische Partikel“ bezeichnet<br />

wird. Wenn diese die Kraft hat, die Seele festzuhalten, damit sie ihm<br />

Leben und Empf<strong>in</strong>dung (sensus) ermöglicht, soll also der Himmel sie –<br />

die w<strong>in</strong>zige Partikel – nicht aufnehmen können? Damit greift August<strong>in</strong><br />

die bereits am Anfang von Kap. 4 erwähnte Vorstellung auf, dass die<br />

Seele an den Leib „gebunden“ sei (v<strong>in</strong>culo … necteremur … ligamento<br />

v<strong>in</strong>ciretur), und macht den Körper zum aktiven Partner <strong>in</strong> dieser Verb<strong>in</strong>dung,<br />

23 der die Seele im eigenen Interesse – und aus eigener Kraft –<br />

an sich fesseln kann.<br />

Im zweiten Teil von Argument III postuliert er die Fähigkeit des<br />

An-sich-B<strong>in</strong>dens auch für den Himmel: Wenn also die kle<strong>in</strong>e Partikel<br />

Körper (das elementum m<strong>in</strong>us) die Seele auf der Erde festhalten kann,<br />

sollte der „Himmel“ (das elementum maius) den beseelten Körper (eam<br />

sentientem atque viventem) nicht aufnehmen wollen und bei sich behalten<br />

können? Hat ja doch der Körper alle<strong>in</strong> dadurch, dass er mit der Seele<br />

verbunden ist, an ontologischer Qualität gewonnen (so dass es dem<br />

Himmel ohneh<strong>in</strong> leichter fallen müsste, ihn festzuhalten). Der Himmel<br />

wird als se<strong>in</strong>shierarchisch höheres Wesen vorgestellt, das doch m<strong>in</strong>destens<br />

gleiche Fähigkeiten haben muss wie das niedrigere Wesen<br />

,Körper‘. Der Vergleich ist aber <strong>in</strong>sofern nicht statthaft, als der Himmel<br />

als kosmischer Raum im Pr<strong>in</strong>zip Seele und Körper offensteht, doch<br />

vermag der Körper aufgrund se<strong>in</strong>er natürlichen Beschaffenheit nicht<br />

aufzusteigen. Es muss also zuerst bewiesen werden, dass der Körper<br />

überhaupt aufsteigen kann, bevor mit dem Paradox argumentiert wird,<br />

dass der Himmel ihn nicht aufzunehmen vermöge.<br />

Das Argument IV versucht dies nachzuholen. August<strong>in</strong> greift das a<br />

fortiori-Argument I auf und erweitert es (22,4, p. 558,19 –22):<br />

[IV] cur enim non vehementius admiramur <strong>in</strong>corporeos animos, caelesti corpore<br />

potiores, terrenis <strong>in</strong>ligari corporibus quam corpora licet terrena sedibus quamvis caelestibus,<br />

tamen corporeis sublimari …?<br />

23 Zur Metapher der ,Partnerschaft‘ von Körper und Seele vgl. auch unten<br />

Anm. 50.

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