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Body and Soul in Ancient Philosophy

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232<br />

Jan Szaif<br />

wegungszust<strong>and</strong>es, die ihn als e<strong>in</strong>en gut geordneten und eudaimonischen<br />

konstituieren. Nicht im äußeren Verhalten, sondern <strong>in</strong> dieser<br />

<strong>in</strong>neren Konstitution der Seele gründet die Eudaimonie.<br />

Die Funktion der seelischen Gerechtigkeit liegt dabei spezifisch <strong>in</strong><br />

der Wahrung jenes Grundgesetzes der politischen wie der psychologischen<br />

Ordnung, nämlich dass e<strong>in</strong> jeder funktionale Teil e<strong>in</strong>es Ganzen<br />

strikt nur se<strong>in</strong>e natürliche Funktion erfüllen soll. Gerechtigkeit ist hier<br />

also nicht (wie bei Aristoteles) als e<strong>in</strong> Habitus verst<strong>and</strong>en, dessen energeia<br />

die gerechten H<strong>and</strong>lungen s<strong>in</strong>d, vielmehr ist e<strong>in</strong>e Seele gerecht, nur<br />

<strong>in</strong>dem sie <strong>in</strong> ihrer fortdauernden <strong>in</strong>neren Bewegung eben diese Ordnungseigenschaft<br />

bewahrt.<br />

Nun schreibt Platon aber der Gerechtigkeit e<strong>in</strong>e spezifische dynamis<br />

zu, was unter <strong>and</strong>erem an den aristotelischen Vermögensbegriff denken<br />

lässt. Spricht dies nicht doch für e<strong>in</strong>e Betrachtungsweise, gemäß der die<br />

Tugend nur erst e<strong>in</strong>e Disposition zu eudaimonischer Tätigkeit und<br />

darum noch nicht im eigentlichen S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong> konstitutiver Best<strong>and</strong>teil<br />

von Eudaimonie ist?<br />

Zunächst e<strong>in</strong>mal sollte man festhalten, dass der Begriff dynamis bei<br />

Platon noch ke<strong>in</strong>e präzis def<strong>in</strong>ierte technische Bedeutung hat. E<strong>in</strong>e<br />

Sache besitzt e<strong>in</strong>e bestimmte dynamis, <strong>in</strong>sofern ihr e<strong>in</strong>e bestimmte Kraft,<br />

Wirkmächtigkeit oder charakteristische Leistung zukommt. Dank ihrer<br />

naturgemäßen dynamis kann sie sich <strong>in</strong> bestimmter Weise „auswirken“.<br />

35 Im Falle der Tugend Gerechtigkeit h<strong>and</strong>elt es sich dabei um e<strong>in</strong>e<br />

„Auswirkung“ auf die Seele, welche dar<strong>in</strong> besteht, dass diese sich <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er guten Verfassung bef<strong>in</strong>det. Um nun diese Rede vom „Sich-<br />

Auswirken“ richtig zu <strong>in</strong>terpretieren, sei daran er<strong>in</strong>nert, dass die Wirkungen<br />

oder Konsequenzen der <strong>in</strong>strumentell guten H<strong>and</strong>lungen oder<br />

Erleidungen (Güte-2) von Glaukon als etwas von diesen H<strong>and</strong>lungen/<br />

Erleidungen selbst Getrenntes und zeitlich Nachfolgendes beschrieben<br />

werden. Wenn man e<strong>in</strong> Medikament e<strong>in</strong>nimmt, so ist die Gesundung<br />

e<strong>in</strong> von dem E<strong>in</strong>nehmen des Medikamentes getrennter und ihm zeitlich<br />

nachfolgender Prozess. Wenn man sich nach außen h<strong>in</strong> gerecht verhält,<br />

um soziale Belohnungen dafür zu erhalten, so s<strong>in</strong>d diese positiven<br />

Sanktionen ebenso e<strong>in</strong> von den rechtskonformen H<strong>and</strong>lungen getrennter<br />

und ihnen zeitlich nachfolgender Vorgang. All dies s<strong>in</strong>d im<br />

eigentlichen S<strong>in</strong>ne wirkursächliche Zusammenhänge. Aber diese Form der<br />

zeitlichen Sukzession trifft gerade nicht auf die Art und Weise zu, <strong>in</strong> der<br />

sich die Gerechtigkeit auf die Verfassung der Seele „auswirkt“. Die<br />

35 Vgl. oben, Anm. 30.

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