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Body and Soul in Ancient Philosophy

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Therese Fuhrer<br />

Auferstehungslehre im 4. und 5. Jh. <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong> Erlösungsversprechen<br />

vermitteln solle: 62 Gleich, welche Beh<strong>in</strong>derungen, Verletzungen,<br />

Krankheiten usw. dem menschlichen Körper im Diesseits widerfahren<br />

sollten, am Ende würde jeder, der im Diesseits e<strong>in</strong> gutes<br />

Leben geführt habe, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em eigenen <strong>in</strong>takten Körper und dem eigenen<br />

unverweslichen Fleisch weiterleben können. August<strong>in</strong>s Auferstehungslehre<br />

formuliere zudem e<strong>in</strong>e Position <strong>in</strong>nerhalb der Diskussion<br />

über die Wirkung der Askese auf den Körper und e<strong>in</strong>e Antwort auf die<br />

Frage nach den Möglichkeiten der Stabilisierung der körperlichen Bedürfnisse<br />

durch Enthaltsamkeit: Nicht der Tod und damit die Trennung<br />

von Körper und Seele sei das Ende e<strong>in</strong>es enthaltsamen Lebens, sondern<br />

die Aussicht auf das höchste Stadium der Sublimierung des eigenen<br />

Körpers, den der Asket bereits im Diesseits daraufh<strong>in</strong> ausgebildet und<br />

tra<strong>in</strong>iert hat.<br />

Damit lässt sich zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>e soziokulturelle Relevanz der august<strong>in</strong>ischen<br />

Darstellung der Auferstehungslehre deutlich machen. Es<br />

bleibt die Frage nach ihrer philosophischen Relevanz.<br />

August<strong>in</strong>s visionäre Skizze <strong>in</strong> civ. 22 ist sicher auch ohne formallogische<br />

Legitimation mehr als e<strong>in</strong> theologisch oder religionshistorisch<br />

<strong>in</strong>teressantes Testimonium. Sie versucht ja letztlich nichts weniger, als<br />

das platonisch-dualistische Menschenbild zu erweitern und zu optimieren.<br />

Die Perspektive der Auferstehung des Leibes steht diesem dabei<br />

nicht pr<strong>in</strong>zipiell entgegen, sie versucht es nicht als Ganzes zu überw<strong>in</strong>den.<br />

Das Leben des Geistes im irdischen Körper wird weiterh<strong>in</strong> als<br />

e<strong>in</strong> Zust<strong>and</strong> beschrieben, der nach Befreiung bzw. Erlösung verlangt;<br />

die irdische Leiblichkeit markiert weiterh<strong>in</strong> Schwäche, fördert die<br />

Triebhaftigkeit, beh<strong>in</strong>dert den Geist <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Aufstieg zur höchsten<br />

Erkenntnis. 63 Gemäß der platonisch-christlichen Tradition geht August<strong>in</strong><br />

weiterh<strong>in</strong> davon aus, dass der Geist im Leben an den Körper<br />

gebunden ist, sich beim Tod von ihm löst, <strong>in</strong> die supralunare Sphäre<br />

aufsteigt und sich danach wieder mit ihm verb<strong>in</strong>den will. Anders als die<br />

platonische Seelenw<strong>and</strong>erungslehre lässt die Auferstehungslehre den<br />

Geist aber wieder <strong>in</strong> den gleichen Leib e<strong>in</strong>gehen, der se<strong>in</strong>erseits <strong>in</strong> die<br />

überirdische, himmlische Sphäre aufgestiegen ist. In diesem Punkt stehen<br />

sich platonische und christliche Lehre diametral entgegen. Aber<br />

62 Bynum 1995 gegen Ela<strong>in</strong>e Pagels, John Gager, Elisabeth Clark u.a.<br />

63 In den Formulierungen des Antagonismus zwischen caro und spiritus beruft sich<br />

August<strong>in</strong> öfter auf Sap 9,15, so z. B. <strong>in</strong> civ. 13,16 und 14,3; vgl. auch 22,23.<br />

Vgl. dazu Hölscher 1999, 58 f.

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