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hochautomatisiertes-fahren-auf-autobahnen,property=pdf,bereich=bmwi2012,sprache=de,rwb=true
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Einleitung<br />
Die Betrachtung des hochautomatisierten Fahrens wird in dieser Studie aus Gründen<br />
der Komplexitätsreduktion auf den Pkw-Sektor begrenzt. 6 Aufgrund der geringeren<br />
technischen Anforderungen wird eine Umsetzung des hochautomatisierten Fahrens<br />
von den relevanten Akteuren zunächst auf Autobahnen und autobahnähnlichen<br />
Straßen 7 erwartet (Becker 2014, S. 54; Continental 2013a). 8 Diese Einschätzung<br />
spiegelt sich auch in den Roadmaps der Automobilhersteller und Tier1-Zulieferer wider.<br />
Der Anwendungsfall Autobahn ist jedoch keine Nische, sondern von erheblicher<br />
verkehrlicher und ökonomischer Bedeutung. Zwar machen Autobahnen und<br />
autobahnähnliche Straßen mit insgesamt knapp 16.300 km nur ca. 7% des<br />
überörtlichen und ca. 2,5% des gesamten Straßennetzes in Deutschland aus, der Anteil<br />
von Autobahnfahrten an der Verkehrsleistung liegt jedoch mit ca. 31% deutlich höher<br />
(BMVI 2014; iTP/Ratzenberger/BAG 2015; Statista 2015a). 9<br />
Ziel der Studie ist, zusammengefasst, neben der wissenschaftlichen Analyse und<br />
Bewertung der technischen und rechtlichen Reife des hochautomatisierten Fahrens, die<br />
Quantifizierung von Marktvolumina und Wertschöpfung sowie die Ableitung von<br />
Erfolgsfaktoren und industriepolitischen Handlungsempfehlungen für den Standort<br />
Deutschland.<br />
1.2<br />
Definition verschiedener Automatisierungsgrade<br />
Bei der Betrachtung von unterschiedlichen Forschungsprojekten zum automatisierten<br />
Fahren und in der öffentlichen Darstellung des Themas wird schnell deutlich, dass<br />
unterschiedliche Akteure ihre Aktivitäten und Ziele mit verschiedenen Potenzialen<br />
verbinden. Automobilhersteller folgen einer inkrementellen Logik der schrittweisen<br />
Einführung von zusätzlichen Fahrerassistenzsystemen, deren Automatisierungsgrad<br />
langsam ansteigt. Demgegenüber setzen Akteure wie Google oder Hersteller<br />
automatisierter Shuttle-Systeme auf vollständig automatisierte Fahrzeugkonzepte.<br />
In der öffentlichen Darstellung wird der Begriff „Autonomes Fahren“ häufig<br />
undifferenziert verwendet. Der pauschale Gebrauch dieses Begriffs hat zur Folge, dass<br />
teilweise Erwartungen geweckt werden, die aus heutiger Sicht vielfach noch nicht<br />
erfüllbar sind. Zur Etablierung einer Technologie ist jedoch ein einheitliches Vokabular<br />
ein wichtiger Bestandteil, auf den sich gemeinsame Entwicklungspotenziale,<br />
Regulierungsbedarfe und Gewinnhoffnungen der Technologie stützen. (Dolata/Werle<br />
2007) Im Bereich des automatisierten Fahrens ist eine solche allgemein akzeptierte<br />
6<br />
Das vorliegende Gutachten beschränkt sich auf die Betrachtung des PKW-Marktes. Obwohl eine steigende<br />
Automatisierung aus juristischer und technischer Sicht für alle Fahrzeugtypen grundsätzlich denkbar und in<br />
einem ähnlichen Zeithorizont realisierbar ist, bedarf die Betrachtung der Wertschöpfung einer klaren<br />
Abgrenzung des Untersuchungsgegenstandes. Da die zunehmende Automatisierung gerade für den<br />
Straßengüterverkehr grundsätzlich andere ökonomische Implikationen haben wird als für den<br />
Individualverkehr, bedürfte dieser einer separaten Betrachtung.<br />
7<br />
Die Definition autobahnähnlicher Straßen findet sich in (FGSV 1999). Straßen dieser Kategorie zeichnet aus,<br />
dass sie außerhalb bebauter Gebiete verlaufen und weniger dynamische Elemente aufweisen als Straßen<br />
der Kategorie „Innerorts“ oder „Landstraße“. Der Autobahnverkehr ist strukturierter (d.h. kein<br />
Gegenverkehr, keine Kreuzungen, Kreisverkehre etc.) und damit trotz höherer Geschwindigkeiten weniger<br />
komplex als der Stadt- und Landstraßenverkehr.<br />
8<br />
Parallel erfolgt der Einsatz in Stau-, Park-, oder Rangierfunktionen, da diese in der Regel mit sehr geringen<br />
Geschwindigkeiten durchgeführt und die Anforderungen an die Sensoren somit als gering einzustufen<br />
sind. Am Ende steht das Einführen von autonomen Fahrzeugen in den urbanen Verkehr, da hier die größte<br />
Komplexität zu erwarten ist (Reif/Dietsche 2014).<br />
9<br />
Beim genannten Anteil an der Verkehrsleistung in Höhe von 31 % ist nicht zwischen Lkw und Pkw<br />
differenziert. Es ist anzunehmen, dass der Anteil bei einer reinen Pkw-Betrachtung etwas geringer ist.<br />
4 | 358 Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e. V.<br />
HAF auf Autobahnen – Industriepolitische Schlussfolgerungen