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Analyse der künftigen Markt- und<br />

Wertschöpfungsentwicklung<br />

7.5.3<br />

Aktuelle Aktivitäten des evolutionären und des disruptiven Ansatzes<br />

Die deutsche Automobilindustrie plant eine schrittweise Einführung des<br />

automatisierten Fahrens („Revolution by Evolution“) (Experteninterview Hersteller 1).<br />

Ihre Strategie besteht darin, Fahrzeuge mit immer mehr Fahrerassistenzsystemen<br />

auszustatten, deren Diffusion voranzutreiben und das hochautomatisierte Fahren<br />

vorerst in bestimmten Situationen (Stau, Autobahn, nur ausgewählte Strecken) zu<br />

ermöglichen (Experteninterview Branchenexperte 4). Funktional werden voraussichtlich<br />

zunächst Staufahrten bis 60 km/h ermöglicht. Der nächste Schritt ist die Erhöhung der<br />

Geschwindigkeit auf der Autobahn auf bis zu 130 km/h (Experteninterview Hersteller<br />

1). Danach könnte die Funktion auch auf Bundesstraßen realisiert werden. Eine<br />

automatisierte Fahrt in der Stadt ist jedoch aufgrund der hohen Komplexität aus Sicht<br />

einiger Vertreter der deutschen Automobilindustrie technisch erst in „einer ferneren<br />

Zukunft“, also 2030 oder später, realisierbar (Experteninterview Hersteller 1). Die<br />

Aussagen der deutschen Automobilhersteller sind nicht einheitlich, was die<br />

Einschätzung autonomer Fahrzeuge angeht, da Industrievertreter die Einführung<br />

autonomer Fahrzeuge (zumindest für bestimmte Anwendungen) durchaus als<br />

Parallelentwicklung betrachtet zum hochautomatisierten Fahren betrachten. Die<br />

öffentlich gezeigten Forschungsfahrzeuge deutscher Hersteller bilden bislang eher den<br />

evolutionären Weg ab. Auch hat kein deutscher Hersteller konkrete<br />

Produktentwicklungen von autonomen Fahrzeugen angekündigt. Der Prototyp F015<br />

von Daimler zeigte allerdings, dass auch an autonomen Fahrzeugen geforscht wird. In<br />

Pressemeldungen wurde sogar ein Carsharing-Konzept mit autonomen Fahrzeugen von<br />

Daimler angekündigt (Hucko 2014). Einige deutsche OEMs sind hinsichtlich ihrer<br />

strategischen Ausrichtung bereits innovative Wege gegangen und haben<br />

Geschäftsmodelle im Bereich der (Mobilitäts-)Dienstleistungen entwickelt und in den<br />

Markt eingeführt. Beispiele hierfür sind Moovel und myTaxi von Daimler sowie die<br />

verschiedenen Carsharing-Angebote wie DriveNow, Car2Go, etc (Experteninterview<br />

Branchenexperte 5).<br />

Durch die Nutzung autonomer Fahrzeuge im Rahmen einer Mobilitätsdienstleistung<br />

weichen die Grenzen zwischen OEM, Zulieferunternehmen und sonstigen Akteuren<br />

auf, da die Bedeutung von fahrzeugtechnischer Hardware-Kompetenz abnimmt und<br />

neue Kompetenzen, wie bspw. Softwareprogrammierung oder CRM, an Bedeutung<br />

gewinnen. Dies könnte auch den bisherigen Tier1-Zulieferern neue Chancen eröffnen.<br />

Die deutsche Zulieferindustrie ist derzeit beim Thema autonomes Fahren mindestens so<br />

progressiv wie die deutschen Automobilhersteller. Sie stehen darüber hinaus in<br />

Lieferbeziehungen mit den neuen Akteuren der Branche (z.B. Google und Apple) bzw.<br />

bedienen sie als Kunde im Bereich der Entwicklung (Experteninterview Branchenexperte<br />

4).<br />

Zukunftsweisende Projekte im Bereich des autonomen Fahrens finden derzeit vor allem<br />

außerhalb Deutschlands statt. Hierbei fällt auf, dass diese meist von Unternehmen<br />

umgesetzt werden, die nicht aus der Automobilindustrie, sondern aus den Branchen<br />

der Robotik und Sensortechnologie kommen und oft auch in Kooperation mit<br />

Universitäten entwickelte Fahrzeuge einsetzen. Zudem haben die Projekte zum<br />

fahrerlosen Fahren meist die Optimierung des urbanen Verkehrs zum Ziel und setzen<br />

nicht auf das Modell des privaten Fahrzeugbesitzes, sondern verknüpfen Elemente des<br />

öffentlichen Nahverkehrs mit dem Komfort individueller Mobilität. So konzentriert sich<br />

beispielsweise der Staat Singapur auf den Einsatz vollautomatisierter Fahrzeuge, die zu<br />

einem Mobilitätssystem entwickelt werden sollen, über welches in Zukunft der gesamte<br />

Individualverkehr auf der Insel abgewickelt werden soll. Während bereits 2013 erste<br />

Tests mit Shuttle-Systemen des französischen Herstellers Induct auf dem abgegrenzten<br />

Gebiet eines Technologieparks durchgeführt wurden, sollen ab 2015 in<br />

Zusammenarbeit mit Nissan, Toyota, Continental und dem MIT auch Fahrten mit einer<br />

Flotte fahrerloser PKWs auf öffentlichen Straßen durchgeführt werden. Der Inselstaat,<br />

der für seine restriktive Verkehrspolitik bekannt ist, verfolgt hiermit das Ziel, den<br />

242 | 358 Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e. V.<br />

HAF auf Autobahnen – Industriepolitische Schlussfolgerungen

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