lassedesignen
hochautomatisiertes-fahren-auf-autobahnen,property=pdf,bereich=bmwi2012,sprache=de,rwb=true
hochautomatisiertes-fahren-auf-autobahnen,property=pdf,bereich=bmwi2012,sprache=de,rwb=true
Create successful ePaper yourself
Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.
Deutschland 86% (Lemmer 2014). Legt man diesen Wert zugrunde, hat HAF ein<br />
maximales Unfallvermeidungspotenzial von 86% Prozent.<br />
Fahrunfälle (also Unfälle ohne Fremdbeteiligung) stellen heute den größten Teil der<br />
amtlich erfassten Unfälle dar. Diese sind zu großen Teilen auf Fehler in der<br />
Kontrollebene zurückzuführen. Der größte Teil der Fehler liegt in nicht angepassten<br />
Geschwindigkeiten, zu geringem Abstand und Fehlern beim Überholen (Grösch 2014,<br />
S. 263ff.; Winner/Weitzel 2012, S. 660; Kühn/Hannawald, S. 65ff.; Hars 2014, S.<br />
269ff.; Jootel 2012, S. 37; Statisches Bundesamt 2015).<br />
Es ist davon auszugehen, dass durch HAF ein erheblicher Teil dieser Fehler<br />
grundsätzlich vermieden werden kann. Allerdings finden 31,5 – 60,2% der Unfälle auf<br />
Autobahnen witterungs- und lichtverhältnisbedingt außerhalb der Systemgrenzen von<br />
HAF statt 243 , so dass der obige Wert i.H.v. 86% auf die Bandbreite von 34,2 – 58,9%<br />
korrigiert werden muss (Statistisches Bundesamt 2014, S. 84; Statistisches Bundesamt<br />
2015, S. 84).<br />
Unter anderem aufgrund von Assistenz- und Automatisierungsfunktionen sinkt die Zahl<br />
der im Straßenverkehr getöteten Personen seit Jahrzehnten. Bei der Reduktion der<br />
negativen Unfallfolgen ist zudem zu berücksichtigen, dass sich die Fahrleistungen in<br />
den letzten Jahrzehnten in Deutschland erhöht haben - von 559,5 Mio. km im Jahr<br />
2000 auf 615 Mio. km im Jahr 2013 (Radke 2015, S.152)<br />
Teilweise wird hingegen auch die Ansicht vertreten, dass automatisiertes Fahren die<br />
Verkehrssicherheit gefährdet. So stellen Psychologen der University of Michigan in<br />
Frage, ob automatisierte Fahrzeuge sicherer fahren als erfahrene Fahrer mittleren Alters<br />
(Sivak / Schöttle 2015). Dies ist jedoch eine Minderheitenmeinung. Grundsätzlich<br />
werden dem HAF erhebliche Unfallvermeidungspotenziale zugeschrieben. Diese deuten<br />
sich heute bereits in den ADAS an:<br />
Fahrzeuge mit aktivem Notbremsassistent haben laut Euro-NCAP bis zu 38% weniger<br />
Auffahrunfälle als Fahrzeuge ohne das System (Euro-NCAP 2015). Aktive<br />
Notbremsassistenten haben laut Hummel et al. insgesamt ein<br />
Unfallvermeidungspotenzial in Höhe von 17,8% (Hummel et al. 2011, S.12). Auch<br />
Versicherungsdaten zeigen, dass Notbremsassistenten die Unfallhäufigkeit zwischen<br />
10% und 27% reduzieren konnten (IIHS 2008; Hars 2014, S. 272).<br />
Spurhalteassistenten weisen ein Unfallvermeidungspotenzial in Höhe von 4,4% und<br />
Spurwechselassistenten in Höhe von 1,7% auf (Hummel et al. 2011, S.12).<br />
Winkle prognostiziert für eine Kombination der FAS Night Vision, LDW, LKA sowie ACC<br />
einen Rückgang der Verunglückten um 27% (Winkle 2015, S. 364). Im Projekt sim TD<br />
konnten einzelne Funktionen innerhalb einer Bandbreite von 0,2% und 24,9% das<br />
Unfallgeschehen positiv beeinflussen. So ergab sich für den Querverkehrsassistenten, je<br />
nach Reaktionszeit und Bremsdruck, eine Quote von 9,9% bzw. 73,3% aller Unfälle im<br />
Wirkfeld, die vermieden werden könnten (Winkle 2015, S. 365ff.).<br />
243<br />
Da die statistischen Angaben über die Lichtverhältnisse und den Straßenzustand bei Unfällen auf<br />
Autobahnen nicht darstellen, ob mehrere Ursachen gleichzeitig vorlagen, kann keine finale Aussage<br />
darüber getroffen werden, bei wie vielen Unfällen HAF-Systemgrenzen vorlagen. Die Summe aller gelisteten<br />
Systemgrenzen liegt bei 60,18 %. Wenn straßenzustandsbedingte Systemgrenzen und<br />
lichtverhältnisbedingte Systemgrenzen immer gleichzeitig auftreten läge der Anteil bei den Systemgrenzen<br />
nur bei 31,35 %. Daraus folgt, dass HAF nur in der Bandbreite von 39,8% und 68,6% durch menschliche<br />
Fehler verursachte Unfälle verhindern kann.<br />
Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e. V.<br />
HAF auf Autobahnen – Industriepolitische Schlussfolgerungen<br />
269 | 358