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hochautomatisiertes-fahren-auf-autobahnen,property=pdf,bereich=bmwi2012,sprache=de,rwb=true

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Analyse der künftigen Markt- und<br />

Wertschöpfungsentwicklung<br />

Das erstgenannte Szenario, welches sich bereits heute abzuzeichnen beginnt, betrifft<br />

vor allem die zusätzlichen Umsatzpotenziale, die durch HAF und die hierbei<br />

durchführbaren Nebentätigkeiten generiert werden. So wird es künftig darauf<br />

ankommen, welcher Akteur, also Fahrzeug- oder Diensteanbieter, in Zukunft die<br />

Hoheit über die Kundenschnittstelle und die zur Verfügung gestellten Inhalte erlangen<br />

wird. So haben Firmen wie Google und auch Apple eine gut ausgebaute Infrastruktur<br />

zur Bereitstellung von digitalen Inhalten auf mobilen Endgeräten während die<br />

Automobilhersteller bisher über die Konfiguration der Hardware entscheiden, welche<br />

Dienste sie ins Fahrzeug lassen. Wenn sich der Fahrer künftig nicht mehr ausschließlich<br />

der Fahraufgabe widmen muss, werden jedoch seine Ansprüche an die ihn<br />

umgebenden Entertainmentfunktionen steigen, was zur Folge hat, dass<br />

Automobilhersteller heute vor der Wahl stehen eigene attraktive Angebote für<br />

Zusatzdienste zu schaffen oder aber die dem Kunden vertrauten Schnittstellen zu App-<br />

Stores und Streamingdiensten übernehmen.<br />

Für den zweiten Fall sind wiederum zwei (nicht überschneidungsfreie) Szenarien<br />

realistisch.<br />

So könnte Google beispielsweise als Partner der Automobilindustrie auftreten und<br />

einerseits backend- bzw. cloudbasierte Datenverarbeitungs- und<br />

Filterungsdienstleistungen sowie Lokalisierungs- und Kartendienste anbieten und<br />

andererseits Umfeldmodelle und Algorithmen bereitstellen (Experteninterview Zulieferer<br />

2).<br />

Google ist Spezialist für Datenanalysen und daher auch im Bereich des automatisierten<br />

Fahrens vorrangig an den für die Umsetzung benötigten und durch die Fahrzeuge<br />

entstehenden Daten interessiert (Experteninterview IT-Branche 3). Der Backend- und<br />

Car2X-Markt ist für den IT-Konzern folglich der „Kernmarkt“ im Bereich des<br />

automatisierten Fahrens (Experteninterview IT-Branche 3). Zudem verfügt Google aus<br />

seinen bisherigen Geschäftsfeldern über gigantische Datenmengen und ist spezialisiert<br />

darauf, diese zu analysieren und für einen spezifischen Anwendungsfall nutzbar zu<br />

machen (Experteninterview Zulieferer 4). So wäre die Vermutung naheliegend, dass das<br />

Unternehmen mit seinen automatisierten Fahrzeugen riesige Datenmengen sammelt<br />

und Kompetenzen aufbaut, um diese nach Bedeutung, Verwertungsmöglichkeiten,<br />

Auswertungsaufwand und Verarbeitungsform zu kategorisieren und zu filtern, um<br />

später potenzielle Dienstleistungen wie Location-Based Serivces oder kontextabhängige<br />

Angebote von Nebentätigkeiten anzubieten (Experteninterview Zulieferer 2).<br />

In diesem Szenario wäre es demnach zu erwarten, dass Google für die bereitgestellten<br />

Services weder von den Fahrzeugkunden noch von den Automobilherstellern monetär<br />

entlohnt wird, sondern stattdessen durch die Nutzung der Informationen Erlöse erzielt.<br />

Google würde somit „lediglich“ sein Basisgeschäftsmodell in den Automobilsektor<br />

übertragen (Experteninterview Branchenexperte 2).<br />

Eine weitere Möglichkeit wäre, dass Google, vergleichbar mit den Aktivitäten in der<br />

Mobilfunkbranche, ein „Betriebssystem“ für automatisierte Fahrzeuge anbietet und<br />

hiermit in Konkurrenz zu großen Tier1-Zulieferern tritt. Ein solches Produkt wäre<br />

insbesondere für Follower-Unternehmen und kleinere Hersteller interessant, die derzeit<br />

keine großen F&E-Investitionen in automatisiertes Fahren tätigen können<br />

(Experteninterview Zulieferer 2). Dieser Fall hingegen könnte eine erhebliche Gefahr für<br />

die deutsche Automobilindustrie darstellen (Experteninterview Branchenexperte 1). Da<br />

der IT-Konzern sehr finanzstark ist und keinen unmittelbaren Return On Investment aus<br />

dem automatisierten Fahren erzielen muss, besteht auch in diesem Szenario die Gefahr,<br />

dass Google das Vorgehen aus dem Bereich der Navigation auf das automatisierte<br />

Fahren übertragen könnte. Dies würde bedeuten, dass das eigentliche technische<br />

System kostenlos bzw. zum Selbstkostenpreis zur Verfügung gestellt würde<br />

(Experteninterview Zulieferer 3), womit das automatisierte Fahren innerhalb kürzester<br />

Zeit auch für Massenhersteller realisierbar wäre, so dass Google sehr schnell hohe<br />

Marktanteile erhalten könnte. Gegen dieses Szenario spricht jedoch, dass Google dann<br />

246 | 358 Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e. V.<br />

HAF auf Autobahnen – Industriepolitische Schlussfolgerungen

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