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hochautomatisiertes-fahren-auf-autobahnen,property=pdf,bereich=bmwi2012,sprache=de,rwb=true

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Eine andere Interpretation des Strategiewechsels besagt, dass Google die eigene<br />

Fahrzeugentwicklung als Reaktion auf die Zurückhaltung verschiedener OEM begann,<br />

welche eine Kooperation im Bereich des HAF auf Autobahnen ablehnten.<br />

(Experteninterview Hersteller 2) Trotz des momentanen Forschungsschwerpunkts im<br />

urbanen Raum will der Konzern nach eigener Aussage langfristig auch den<br />

Anwendungsraum Autobahn abdecken (Experteninterview IT-Branche 3).<br />

Die eigens entwickelten Google-Cars werden seit 2014 vom Fahrzeugentwickler Roush<br />

in Zusammenarbeit mit einer Reihe von traditionellen Automobilzulieferern gefertigt.<br />

Der Projektleiter bei Google, Chris Urmson, äußerte bei der Vorstellung des ersten<br />

Prototypen noch das Ziel, die Fahrzeuge in fünf Jahren marktreif haben zu wollen (Funk<br />

2015), wurde später jedoch vorsichtiger und gab kurz darauf einen Zeitraum von acht<br />

Jahren an (Experteninterview Hersteller 1). Laut der aktuellsten Aussage möchte Google<br />

mittlerweile keine genaue Einschätzung zur Marktreife mehr abgeben und benötigt<br />

„noch viel Erfahrung“ (Experteninterview IT-Branche 3).<br />

Das Beratungsunternehmen IHS prognostizierte unterdessen, dass Googles Testfahren<br />

in Innenstadtbereichen weitere drei bis fünf Jahre dauern würden. In einem nächsten<br />

Schritt komme es dann ab 2020 zu einer gewerblichen Anwendung in einer Nische,<br />

beispielsweise auf einem Universitätscampus. Je nach Erfolg dieser ersten<br />

Umsetzungsphase werde ab ca. 2025 ein größerer Rollout umgesetzt (IHS 2015).<br />

7.6.1<br />

Die künftige Marktrolle von Google<br />

Google verfolgt beim Thema automatisiertes Fahren eine andere Herangehensweise als<br />

die etablierten deutschen und internationalen Automobilhersteller. So hat sich das<br />

Unternehmen relativ schnell dafür entschieden, das Testen des hochautomatisierten<br />

Fahrens („Mixed-Mode“) einzustellen und direkt in den Bereich des fahrerlosen,<br />

autonomen Fahrens einzusteigen, welches man vorerst unter vereinfachten<br />

Bedingungen, nämlich mit begrenzten Geschwindigkeiten von 20 mph umsetzt. Aus<br />

Sicht von Google ist es ein Vorteil, hierbei keine Rücksicht auf bestehende Kunden oder<br />

Modelle nehmen zu müssen, was der Denkweise der disruptiven Logik „Funktion vor<br />

Kunde“ entspricht (Experteninterview Hersteller 1).<br />

Derzeit verfüge Google laut eigener Aussage noch nicht über ein Geschäftsmodell für<br />

automatisiertes Fahren (Experteninterview IT-Branche 3), jedoch distanziere man sich<br />

explizit von dem Szenario, selbst zum Automobilhersteller mit einer eigenen<br />

Fahrzeugproduktion werden zu wollen (Vollmer 2014, S. 64). Eine Einschätzung, die<br />

aus Sicht der deutschen Automobilindustrie als durchaus glaubwürdig zu bewerten ist<br />

(Experteninterview Branchenexperte 2; Zulieferer 1). Zwar sei es nach wie vor<br />

grundsätzlich vorstellbar, dass IT-Unternehmen wie Google in Zusammenarbeit mit<br />

Auftragsfertigungsunternehmen als Automobilhersteller auftreten, dieses Szenario wird<br />

jedoch aus heutiger Sicht als eher unwahrscheinlich bewertet.<br />

Stattdessen gibt es für Google drei Geschäftsmodell-Ansätze im Bereich des<br />

automatisierten Fahrens, die als wahrscheinlicher angesehen werden können:<br />

1) Für Google entstehen Erlöspotenziale durch Services im Rahmen der<br />

Nebentätigkeiten. Dies gilt unabhängig von den eigenen aktuellen<br />

Entwicklungsaktivitäten im Bereich der Fahrzeugautomatisierung. Zudem sind<br />

Google und die amerikanische IT-Industrie bei der Smartphoneintegration im<br />

Fahrzeug bereits heute ein Partner der (deutschen) Automobilindustrie.<br />

2) Google kann als Dienstleister und Zulieferer der Automobilindustrie tätig<br />

werden.<br />

3) Google kann als Anbieter oder technischer Betreiber von<br />

Verkehrsdienstleistungen tätig werden.<br />

Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e. V.<br />

HAF auf Autobahnen – Industriepolitische Schlussfolgerungen<br />

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