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Cleversulzbach - Geigerdruck GmbH

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118<br />

mehr ab und die Nutzung wird geschmälert“.<br />

Erstmals werden so Gedanken der Nachhaltigkeit<br />

spürbar. Es darf nicht mehr Holz<br />

geschlagen werden, als nachwächst.<br />

Mit Forstordnungen versuchte die württembergische<br />

Herrschaft die Nutzung in<br />

geordnete Bahnen zu lenken, sie bestimmten<br />

die Höhe der Nutzungen und kontrollierten<br />

auch stärker. Der Wald wurde in einen<br />

Flächenbetrieb zur Brennholz- und<br />

Nutzholzversorgung nach den Bedürfnissen<br />

der Bürger eingeteilt. Alle 25 bis 30<br />

Jahre wurde eine festgelegte Waldfl äche<br />

im Unterholz, das aus Stockausschlägen<br />

erwachsen war, bis auf wenige Jungwüchse<br />

kahlgeschlagen als Brennholz. Im<br />

recht weitständigen und starken, 50- bis<br />

bis 250-jährigem Oberholz wurden einzelne<br />

Bäume als Bauholz entnommen. Dabei<br />

mussten auf alle Fälle genügend<br />

Bäume zur Besamung des Waldbodens<br />

stehen bleiben.<br />

Dieses Raster von verschieden alten Schlägen<br />

nebeneinander wurde Mittelwald genannt.<br />

Man konnte so die Holzzuteilungen<br />

mengenmäßig regeln. Allerdings ergaben<br />

Kontrollen im <strong>Cleversulzbach</strong>er Wald, dass<br />

die einzelnen Schläge sehr unsystematisch<br />

behandelt und oft zu licht gestellt wurden<br />

und dadurch vergrasten. Die notwendigen<br />

Nachbesserungen wurden nur zu einem<br />

geringen Teil durchgeführt.<br />

Im Dorfbuch von 1626 ist zur Holznutzung<br />

festgelegt:<br />

„Bau- und Brennholz betreff end: Wann<br />

einem Bürger Bau- oder Brennholz aus<br />

der Gemeindewaldung gegeben wird, soll<br />

er dasselbe aus den Flächen zu verkaufen<br />

nicht befugt sein, sondern soll solches einem<br />

Bürger im Flecken zustellen.“<br />

Daraus wird ganz deutlich, dass der Wald<br />

Holz nur für den Eigenbedarf der Gemeinde<br />

und ihrer Bürger liefern sollte.<br />

Die Gemeinde bekam vorab für die Schule<br />

und als Besoldungsholz 12 Klafter, unge-<br />

fähr 45 Raummeter. Jeder Bürger (1853<br />

waren dies 151) erhielt als Holzgabe 50<br />

Wellen; im Vergleich zu anderen Gemeinden<br />

war dies relativ wenig.<br />

Das Gab- und Besoldungsholz wurde<br />

durch Holzhauer gehauen, alles andere<br />

Holz durch die Empfänger selbst. Sie mussten<br />

es zuvor in einer alljährlichen Versteigerung<br />

erwerben. Dies galt auch für den<br />

Pfarrer, der aber 1868 befand, dass es für<br />

einen Geistlichen unangenehm sei, sein<br />

Holz persönlich steigern zu müssen. Wahrscheinlich<br />

ging es bei diesen Versteigerungen<br />

gelegentlich schon deftig zur Sache.<br />

Der Pfarrer bat stattdessen die Gemeinde<br />

um jährliche gütige Überlassung von vier<br />

Klafter rein buchenes Prügelholz (oder<br />

auch etwas Birken) und 200 Wellen an gutem<br />

Abfuhrweg. Den Holzhauerlohn für<br />

dieses Holz wollte er bezahlen und auf<br />

sein Gabholzrecht verzichten.<br />

Für die Gemeindekasse blieb als Gesamterlös<br />

ein jährlicher Betrag von 1.000 bis<br />

2.000 Gulden.<br />

Die Angst vor Brennholznot war noch<br />

lange groß und hatte direkten Einfl uss auf<br />

die Waldwirtschaft. Die Gemeinde widersetzte<br />

sich wiederholt Planungen zu höheren<br />

Umtriebszeiten, zum Übergang zu<br />

einer Hochwaldbewirtschaftung zur Nutzholzerzeugung<br />

oder auch zur Pfl anzung<br />

größerer Nadelbaummengen, weil diese ja<br />

auch kein Brennholz erwarten ließen.<br />

Trotzdem gewann die Nutzholzgewinnung<br />

zunehmend Bedeutung, weil die Gemeinde<br />

auf höhere Einnahmen aus ihrem<br />

Waldvermögen angewiesen war. Die Erlöse<br />

aus planmäßigen Nutzungen und auch<br />

gelegentlich außerordentlichen Nutzungen<br />

hatten über Jahrzehnte einen beträchtlichen<br />

Anteil am Gemeindehaushalt.<br />

Der Wert des Holzes als einzig großtechnisch<br />

verfügbarer und nachwachsender<br />

Rohstoff wird längerfristig steigen und<br />

dann auch wieder mehr zum Haushalt<br />

beitragen können.

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