Cleversulzbach - Geigerdruck GmbH
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mehr ab und die Nutzung wird geschmälert“.<br />
Erstmals werden so Gedanken der Nachhaltigkeit<br />
spürbar. Es darf nicht mehr Holz<br />
geschlagen werden, als nachwächst.<br />
Mit Forstordnungen versuchte die württembergische<br />
Herrschaft die Nutzung in<br />
geordnete Bahnen zu lenken, sie bestimmten<br />
die Höhe der Nutzungen und kontrollierten<br />
auch stärker. Der Wald wurde in einen<br />
Flächenbetrieb zur Brennholz- und<br />
Nutzholzversorgung nach den Bedürfnissen<br />
der Bürger eingeteilt. Alle 25 bis 30<br />
Jahre wurde eine festgelegte Waldfl äche<br />
im Unterholz, das aus Stockausschlägen<br />
erwachsen war, bis auf wenige Jungwüchse<br />
kahlgeschlagen als Brennholz. Im<br />
recht weitständigen und starken, 50- bis<br />
bis 250-jährigem Oberholz wurden einzelne<br />
Bäume als Bauholz entnommen. Dabei<br />
mussten auf alle Fälle genügend<br />
Bäume zur Besamung des Waldbodens<br />
stehen bleiben.<br />
Dieses Raster von verschieden alten Schlägen<br />
nebeneinander wurde Mittelwald genannt.<br />
Man konnte so die Holzzuteilungen<br />
mengenmäßig regeln. Allerdings ergaben<br />
Kontrollen im <strong>Cleversulzbach</strong>er Wald, dass<br />
die einzelnen Schläge sehr unsystematisch<br />
behandelt und oft zu licht gestellt wurden<br />
und dadurch vergrasten. Die notwendigen<br />
Nachbesserungen wurden nur zu einem<br />
geringen Teil durchgeführt.<br />
Im Dorfbuch von 1626 ist zur Holznutzung<br />
festgelegt:<br />
„Bau- und Brennholz betreff end: Wann<br />
einem Bürger Bau- oder Brennholz aus<br />
der Gemeindewaldung gegeben wird, soll<br />
er dasselbe aus den Flächen zu verkaufen<br />
nicht befugt sein, sondern soll solches einem<br />
Bürger im Flecken zustellen.“<br />
Daraus wird ganz deutlich, dass der Wald<br />
Holz nur für den Eigenbedarf der Gemeinde<br />
und ihrer Bürger liefern sollte.<br />
Die Gemeinde bekam vorab für die Schule<br />
und als Besoldungsholz 12 Klafter, unge-<br />
fähr 45 Raummeter. Jeder Bürger (1853<br />
waren dies 151) erhielt als Holzgabe 50<br />
Wellen; im Vergleich zu anderen Gemeinden<br />
war dies relativ wenig.<br />
Das Gab- und Besoldungsholz wurde<br />
durch Holzhauer gehauen, alles andere<br />
Holz durch die Empfänger selbst. Sie mussten<br />
es zuvor in einer alljährlichen Versteigerung<br />
erwerben. Dies galt auch für den<br />
Pfarrer, der aber 1868 befand, dass es für<br />
einen Geistlichen unangenehm sei, sein<br />
Holz persönlich steigern zu müssen. Wahrscheinlich<br />
ging es bei diesen Versteigerungen<br />
gelegentlich schon deftig zur Sache.<br />
Der Pfarrer bat stattdessen die Gemeinde<br />
um jährliche gütige Überlassung von vier<br />
Klafter rein buchenes Prügelholz (oder<br />
auch etwas Birken) und 200 Wellen an gutem<br />
Abfuhrweg. Den Holzhauerlohn für<br />
dieses Holz wollte er bezahlen und auf<br />
sein Gabholzrecht verzichten.<br />
Für die Gemeindekasse blieb als Gesamterlös<br />
ein jährlicher Betrag von 1.000 bis<br />
2.000 Gulden.<br />
Die Angst vor Brennholznot war noch<br />
lange groß und hatte direkten Einfl uss auf<br />
die Waldwirtschaft. Die Gemeinde widersetzte<br />
sich wiederholt Planungen zu höheren<br />
Umtriebszeiten, zum Übergang zu<br />
einer Hochwaldbewirtschaftung zur Nutzholzerzeugung<br />
oder auch zur Pfl anzung<br />
größerer Nadelbaummengen, weil diese ja<br />
auch kein Brennholz erwarten ließen.<br />
Trotzdem gewann die Nutzholzgewinnung<br />
zunehmend Bedeutung, weil die Gemeinde<br />
auf höhere Einnahmen aus ihrem<br />
Waldvermögen angewiesen war. Die Erlöse<br />
aus planmäßigen Nutzungen und auch<br />
gelegentlich außerordentlichen Nutzungen<br />
hatten über Jahrzehnte einen beträchtlichen<br />
Anteil am Gemeindehaushalt.<br />
Der Wert des Holzes als einzig großtechnisch<br />
verfügbarer und nachwachsender<br />
Rohstoff wird längerfristig steigen und<br />
dann auch wieder mehr zum Haushalt<br />
beitragen können.