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Cleversulzbach - Geigerdruck GmbH

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16<br />

beachtete Wüstung. Das Lagerbuch 1545<br />

nennt insgesamt sieben Morgen Wiesen<br />

zu Bissing oder zu Bissig 11 , die nicht genau<br />

lokalisiert werden können. Sie dürften<br />

aber nahe dem Flurnamen Binzig zu<br />

suchen sein, der im gleichen Lagerbuch<br />

mehrfach erscheint 12 . Die Präposition „zu“<br />

deutet im alten Sprachgebrauch häufi g<br />

eine Ortslage an – aber leider nicht immer.<br />

Es lässt sich deshalb auch nicht entscheiden,<br />

ob es sich dabei um eine Wüstung<br />

handelt, oder ob die Präposition<br />

„zu“ hier nur als Ersatz für „im“ oder „bei“<br />

gebraucht ist. Da es aber mehrfach und<br />

nur vor „Bissi(n)g“ benutzt wird, sollte die<br />

Möglichkeit eines Hinweises auf eine<br />

Wüstung bedacht werden. Auch der benachbarte<br />

„Binsen egarten“ kann auf ein<br />

aufgegebenes Grundstück hinweisen 13 .<br />

Die Inhaber des zu Bissing genannten<br />

Dietmars Lehen, nämlich Hans Gilg, Hieronimus<br />

Knechtlin und Hans Mertz sowie<br />

Ulrich Lump, Xaver Gilg und Georg Mertz,<br />

die Inhaber eines andern Lehens mit Gütern<br />

zu Bissing und Georg Freunds Kinder<br />

und schließlich Georg und Michel Lump,<br />

die zwei weitere Lehen mit Wiesen zu Bissig<br />

haben – sie alle sind auch in <strong>Cleversulzbach</strong><br />

nachzuweisen. Auff allend sind<br />

hier die mehrfach genannten Familiennamen<br />

Gilg, Mertz und Lump; sie deuten<br />

darauf hin, dass ein früher größeres Lehen<br />

wohl aufgeteilt wurde. Wie bei den<br />

anderen Wüstungen auch, sollten die<br />

Landwirte, die diese Umgebung bearbeiten,<br />

auf Funde oder Bodenverfärbungen<br />

achten. Maulwurfhaufen und Tierhöhlen<br />

können interessante Beweise aus dem<br />

Untergrund zu Tage fördern.<br />

Vermutlich ist der Ortsname Bissig aus<br />

dem Flurnamen Binzig übernommen worden.<br />

Das weist auf eine späte Gründung,<br />

etwa im 13. oder gar erst 14. Jahrhundert.<br />

Das Ende der Siedlung kann wie folgend<br />

beschrieben mit den benachbarten<br />

Wüstungen im Zusammenhang mit der<br />

Verlagerung von Helmbund gesehen werden.<br />

Warum fi elen die Siedlungsplätze wüst?<br />

So ungewiss wie der Anfang ist auch der<br />

Ausklang dieser wüst gefallenen Siedlungen.<br />

Da wir keine Belege für den Abgang<br />

haben, können wir immerhin über die<br />

Gründe im Rahmen der regionalen Entwicklung<br />

spekulieren. Das ist nicht oft<br />

möglich. Natürlich kam das Ende nicht<br />

von heute auf morgen, es ist ein länger<br />

dauernder Vorgang. So lange die Stadt<br />

Helmbund nahe der Brettach bestand,<br />

hatte sie Bedarf von Zulieferung aus der<br />

näheren Umgebung und war ein gut erreichbarer<br />

Mittelpunkt für die umliegenden<br />

Dörfer und Weiler. Als um 1325 die<br />

Herren von Weinsberg die Stadt als „Newe<br />

Statt“ auf den nahen Bergrücken verlegten<br />

und nach einem Streit mit den Weinsberger<br />

Bürgern schließlich ganz nach<br />

Neuenstadt zogen, wurde für die Bauern<br />

im Sulztal der Weg ins Zentrum zwar<br />

schwieriger, aber auch wichtiger. Die Kirche<br />

blieb zwar vorläufi g im alten Helmbund,<br />

die „obern Mul zu Helmet“ wird<br />

1427 noch genannt, hat ihre Bedeutung<br />

aber an die Neuenstadter Stadtmühle abgegeben.<br />

Insgesamt geht im Sulztal durch<br />

diese Verlagerung der Stadt viel an Infrastruktur<br />

verloren. Die ummauerte Stadt<br />

auf der Höhe bietet Sicherheit und Zukunftschancen.<br />

Und Neuenstadt nimmt<br />

ständig an Bedeutung zu. 1382 ist es bereits<br />

weinsbergischer Amtssitz, 1412 bis<br />

1440 wird es pfälzisch und eine von<br />

Weinsberg getrennte Amtsstadt mit eigenem<br />

Amt 14 . Von 1525 bis 1553 wird<br />

Weinsberg wegen der Vorfälle im Bauernkrieg<br />

völlig entrechtet und die Verwaltung<br />

des ganzen Amtes Weinsberg nach Neuenstadt<br />

verlegt 15 .<br />

Wie bereits vermerkt, haben wir keine Belege<br />

für die Beweggründe, die Wohnplätze<br />

im Sulztal aufzugeben, aber die Vorgänge

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