Cleversulzbach - Geigerdruck GmbH
Cleversulzbach - Geigerdruck GmbH
Cleversulzbach - Geigerdruck GmbH
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Die Schule in <strong>Cleversulzbach</strong> und ihre Lehrer seit<br />
dem 18. Jahrhundert<br />
Erziehung und Bildung lagen sowohl in<br />
den Händen von Kirche als auch von<br />
Staat, der die Pfl icht, im christlichen Sinne<br />
zu erziehen, durch das Konsistorium wahr<br />
nahm, eine Art Oberbehörde, die Mitte des<br />
16. Jahrhunderts eingerichtet wurde. War<br />
es ursprünglich der Pfarrer gewesen, dem<br />
die religiöse Unterweisung und die Vermittlung<br />
des weltlichen Stoff es oblag, so<br />
kam nun der Schulmeister hinzu, dem<br />
auch das Mesneramt übertragen wurde,<br />
das auf diese Weise kostenneutral geführt<br />
werden konnte. Hier ist möglicherweise<br />
auch der Grund dafür zu suchen, dass der<br />
Unterricht meistens in der Nähe der Kirche<br />
stattfand, nämlich in der Wohnstube<br />
des Mesners. Aus diesem Provisorium ging<br />
die Volksschule hervor.<br />
Es fällt nicht leicht, konkrete Bezüge auf<br />
die Anfänge der Schule unseres Dorfes zu<br />
fi nden, war doch das „Urbuch” von <strong>Cleversulzbach</strong><br />
bereits in den ersten Wirren<br />
des Dreißigjährigen Krieges verloren gegangen<br />
und mit ihm möglicherweise<br />
auch Hinweise auf Schule und Lehrer. Die<br />
erhaltene Nachschrift „Chronik von <strong>Cleversulzbach</strong>”<br />
(1626) enthält jedenfalls<br />
kein verwertbares Material zum Thema<br />
„Schule“.<br />
Dem Johann Jacob Schmidt 1 wurden 1737<br />
in der Beeth, also dem Schuldenregister,<br />
die Erlassung von 50 Gulden Steuern bestätigt.<br />
Es war gängige Praxis der Schulmeister,<br />
sich einen Lehrgehilfen, Provisor<br />
genannt, zur Seite zu stellen, der ihnen<br />
beim Unterrichten half, der allerdings<br />
auch untergebracht und verköstigt werden<br />
musste. Oft zog sich ein Lehrer den<br />
eigenen Sohn für diese Arbeit heran, der<br />
dann bei entsprechender Eignung eine Familientradition<br />
weiterführte. Es verwundert<br />
nicht, dass Amtmann Anhäußer vor<br />
dem Gemeinderat am 14. August 1753 zu<br />
Protokoll gibt, dass<br />
Nachdeme Hr Pfarrer Rabausch letzhin<br />
ohne mein des Ambtmanns Vorwissen<br />
Gericht und Rath auch die Bürgerschaft<br />
auf das Rathhauß beru en laßen, und<br />
selbigen Vorgestellt, daß sie den vacanten<br />
Schuldienst deß Verstorbenen Schulmeisters<br />
Jüngsten Sohn Gottlieb Schmieden<br />
anvertrauen möchten.<br />
Hintergrund für die Bitte des im Sterben<br />
liegenden Johann Jacob Schmidt an Pfarrer<br />
Rabausch war die Sorge um „zwey etwas<br />
Simpelhafte Kinder”, für deren Unterhalt<br />
der jüngste Sohn aufkommen sollte.<br />
Obwohl sich zwei weitere Bewerber um<br />
die Stelle bemühten und trotz moralischer<br />
Bedenken – immerhin hatte der 19-jährige<br />
Johann Gottlieb Schmid „eine Zeith<br />
lang unter der Soldatesque alß querpfeiffer<br />
gestanden” – bekam dieser die Anstellung,<br />
und die Gemeinde hatte auf elegante<br />
Art und Weise das Problem der Sorgepfl<br />
icht für dessen zwei ältere Geschwister<br />
gelöst. Nach Kirchenvisitationsakten<br />
aus dem Jahr 1794 2 hielt Johann Gottlieb<br />
Schmid übrigens auf diesem Posten beständig<br />
über 50 Jahre aus, bis er, 71 Jahre<br />
alt, 1804 verstarb! Er unterrichtete im<br />
Winter 1793/94 68 Schulkinder (40 Knaben<br />
und 28 Mädchen), im Sommer besuchten<br />
36 Knaben und 23 Mädchen die<br />
Schule. Schulmeister Schmid besaß „gute<br />
Gaben” zum Unterricht, war „vorzüglich”<br />
im Rechnen und versah zugleich das Mesneramt<br />
in der Kirche. Das Rechnen mit<br />
den dazu fähigen Kindern wurde „mit<br />
Nutzen getrieben”. Buchstabieren, Lesen,<br />
Schreiben, Diktate schreiben, Briefe lesen<br />
waren in Übung. Auf Rechtschreibung, das<br />
richtige Buchstabieren und auf Lesen<br />
333