Cleversulzbach - Geigerdruck GmbH
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Einstimmig beschlossen: Die Errichtung<br />
einer Kleinkinderschule abzulehnen.<br />
In mehr oder weniger regelmäßigen Abständen<br />
musste immer wieder über die zu<br />
errichtende Kleinkinderschule beraten werden,<br />
und immer fanden die Kollegien einen<br />
Grund, dies wie bisher abzulehnen.<br />
Nach erneutem Drängen und Ermahnen<br />
seitens des Oberamtes in Neckarsulm<br />
musste das für die <strong>Cleversulzbach</strong>er leidige<br />
Thema Kleinkinderschule wieder verhandelt<br />
werden, und stand am 11. Juli<br />
1910 erneut auf der Tagesordnung der gemeinsamen<br />
Sitzung von Gemeinderat und<br />
Bürgerausschuss. Von Ortsvorsteher Lambert<br />
Herrmann wurde gemäß § 42 vorgetragen:<br />
Die Errichtung einer Kleinkinderschule u.<br />
die Anstellung einer Kinderschwester,<br />
welche zugleich die Kranken besuchen<br />
könnte, in die Wege zu leiten, welches bei<br />
den zahlreichen kleinen Kindern der Gemeinde,<br />
welche besonders über den Sommer<br />
aufsichtslos sich herumtreiben, als<br />
ein dringendes Bedürfnis erscheint. Die<br />
Kleinkinderschule könnte unschwer in<br />
dem schönen leerstehenden Lokal unterhalb<br />
des Rathauses untergebracht werden.<br />
Für die Errichtung der Kleinkinderschule<br />
kann bei der Zentralleitung des Wohltätigkeitsvereins<br />
u. bei dem Bezirkswohltätigkeitsverein<br />
um einen Beitrag nachgesucht<br />
werden.<br />
Der Ortsvorsteher beantragt die Errichtung<br />
einer Kleinkinderschule, da diese<br />
Schule auf die sittliche Grundlage der Erziehung<br />
der Kinder einen guten Einfl uß in<br />
hiesiger Gemeinde übernimmt.<br />
Von den Kollegien wird nach längerer Erörterung<br />
in Anbetracht des in Aussicht<br />
stehenden Baues einer Wasserleitung,<br />
Feldbereinigung u. Einrichtung der Elektrizität<br />
einstimmig beschlossen:<br />
Die Errichtung einer Kleinkinderschule abzulehnen.<br />
Wenige Monate später, am 5. Januar 1911,<br />
erneute Verhandlung in den Bürgerlichen<br />
Kollegien, diesmal mit etwas anderen Bedingungen.<br />
Auch der Ton seitens des<br />
Königlichen Oberamtes ist ein etwas anderer.<br />
Unter § 5 der Tagesordnung fi ndet<br />
sich Folgendes:<br />
Das Kgl. Oberamt verlangt in seinem Erlaß<br />
vom 12. vorigen Monats, daß die Errichtung<br />
einer Kleinkinderschule nochmals<br />
in Erwägung gezogen werde, u. teilt<br />
mit, daß sich damit die Errichtung einer<br />
Krankenpfl egestation zweckdienlicher<br />
Weise verbinden ließe.<br />
Heute wurde in Gegenwart des Ortsgeistlichen<br />
Herrn Pfarrer Wiesner über diesen<br />
Gegenstand beraten. Es wird zur Sprache<br />
gebracht, daß in 2 bis 3 Jahren eine Diakonissin<br />
angestellt. Da sofort die Mittel<br />
nach bestehender Forderung noch nicht<br />
ausreichen, u. auch z. Z. Mangel dieser<br />
Personen hat, u. wird hiernach beschlossen:<br />
Die Errichtung einer Kleinkinderschule insolange<br />
zu verschieben, bis eine Diakonissin<br />
hier angestellt, welche dann auch die<br />
Aufsicht der Kinder zu übernehmen hätte.<br />
Nach dieser Entscheidung wurde es erneut<br />
sehr lange ruhig um die Kleinkinderschule<br />
im Ort. Wie wir heute wissen, wurden Entscheidungen,<br />
wichtige Projekte in den<br />
Kommunen voranzubringen, wesentlich<br />
durch den Beginn des Ersten Weltkrieges,<br />
der nachfolgenden Weimarer Republik mit<br />
der Infl ation sowie der Weltwirtschaftskrise<br />
beeinfl usst oder gänzlich unmöglich<br />
gemacht, so auch in <strong>Cleversulzbach</strong>.<br />
Mitte der 1930er Jahre, zur Zeit des Nationalsozialismus,<br />
musste das Thema Kindergarten<br />
auf Anweisung der NS-Volkswohlfahrt<br />
wiederum aufgegriff en werden.<br />
Der Gemeinderat sowie die Beigeordneten<br />
wurden am 29. März 1936 über die Forderung<br />
der NS-Wohlfahrt nach einem Kindergarten<br />
informiert und mussten darüber