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Cleversulzbach - Geigerdruck GmbH

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232<br />

171. Christian Ehrhardt (1835 –?), Weber<br />

(Sohn von Nr. 31)<br />

192. Johann Christian Stahl (1835 –?), Weber<br />

(Sohn von Nr. 41)<br />

210. Johann Erhardt (1838 –?), Weber<br />

(Sohn von Nr. 31)<br />

235. Ludwig Ehrhardt (1849 –?), Weber<br />

(Sohn von Nr. 31)<br />

Zu den hier aufgezählten 23 <strong>Cleversulzbach</strong>ern,<br />

die sich im Ortsarchiv als Weber<br />

nachweisen lassen, kommen sicher noch<br />

weitere Weber, die in der „Bürgerliste“ als<br />

Taglöhner oder Bauern bezeichnet werden<br />

oder die dort gar nicht auftauchen,<br />

weil sie nicht das Bürgerrecht hatten.<br />

Wie die verzeichneten Nummern 171,<br />

192, 210 und 235 zeigen, gab es Leineweberfamilien,<br />

in denen sich das Handwerk<br />

vererbte. Eine Mitteilung des Neuenstadter<br />

Kaufmanns Hermann Payer von<br />

1985 ist in diesem Zusammenhang von<br />

besonderem Interesse, weil sie den letzten<br />

<strong>Cleversulzbach</strong>er Weber Erhardt erwähnt:<br />

Bis nach dem ersten Kriegsende war hier<br />

[gemeint ist in Neuenstadt] noch der<br />

Weber Wurst aktiv unter primitivsten<br />

Verhältnissen und in <strong>Cleversulzbach</strong> der<br />

Weber Erhardt. Bei letzterem liess noch<br />

mein Vater bis in die Nazizeit hinein<br />

Blautuch für Männerschürzen aus ihm<br />

zuvor angelieferten Garnen weben. 4<br />

Flachsanbau und Leinweberei sind uralt,<br />

breiteten sich aber im 18. Jahrhundert<br />

von Norddeutschland her in unserer Gegend<br />

immer mehr aus und überschritten<br />

um die Mitte des 19. Jahrhunderts ihren<br />

Höhepunkt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />

kam dann das Ende. Heute – ein<br />

weiteres Jahrhundert später – ist das<br />

Wissen um Flachs und seine Verarbeitung<br />

so sehr in Vergessenheit geraten, dass<br />

dieser für <strong>Cleversulzbach</strong> einst wichtige<br />

Wirtschaftszweig hier näher beschrieben<br />

werden soll.<br />

Leineweberordnung für das Amt Neuenstadt<br />

von 1621 (Hauptstaatsarchiv Stuttgart)<br />

Säen, Rupfen, Riff eln, Taurösten<br />

Von der Aussaat des Flachses bis zum Weben<br />

des Leintuchs verging ein ganzes Jahr,<br />

wobei der Ort des Geschehens zuerst in<br />

der freien Flur lag, ab dem Spätherbst ins<br />

so genannte Brechhaus und im neuen<br />

Jahr in die Spinn- und Weberstuben<br />

wechselte. 5<br />

Im April wurde der Flachs (Linum usitalissimum)<br />

ausgesät. Da er reichlich Nährstoff<br />

e verbrauchte, eigneten sich nur gute<br />

Böden, auf denen erst nach sechs Jahren<br />

wieder Flachs angebaut werden konnte.<br />

Die Pfl anzen wurden etwa ein Meter hoch<br />

und blühten leuchtend blau. Ende Juli<br />

oder Anfang August, wenn die Fruchtkapseln<br />

fast reif waren, wurde der Flachs mit<br />

den Wurzeln „gerupft“ – nicht gemäht, da<br />

dies die Fasern verletzt hätte – und in<br />

kleinen Garben zum Nachreifen und<br />

Trocknen aufgestellt. Zum „Riff eln“<br />

brachte man den Flachs in die Scheune,<br />

wo man jeweils eine Handvoll Flachs<br />

durch einen Eisenrechen (Riff el) zog und<br />

so die Fruchtkapseln von den Stängeln<br />

entfernte. Der Leinsamen konnte teils im<br />

nächsten Jahr ausgesät oder zu Leinöl geschlagen<br />

werden. Die ausgepressten Leinkuchen<br />

dienten als Viehfutter.<br />

Die Flachsstängel legte man nun auf Wiesen<br />

zur so genannten „Tauröste“ aus, da-

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