Cleversulzbach - Geigerdruck GmbH
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Metzger, Bäcker und Kolonialwaren:<br />
Einkaufen in <strong>Cleversulzbach</strong><br />
Die bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />
nahezu vollständig bäuerlich geprägte<br />
Dorfbevölkerung war im Wesentlichen<br />
Selbstversorger und stellte die meisten<br />
Dinge des täglichen Bedarfs selbst her.<br />
Nur bei wenigen Artikeln, wie zum Beispiel<br />
Salz, Gewürzen, Petroleum, Kerzen<br />
oder Geschirr, war man auf Krämer, Hausierhändler<br />
oder Ladengeschäfte angewiesen.<br />
Eine Reihe von Waren konnte man<br />
aber auch auf den Jahrmärkten in Neuenstadt<br />
und Brettach kaufen.<br />
Anfang des 19. Jahrhunderts war es um<br />
die Versorgungssituation in <strong>Cleversulzbach</strong><br />
nicht allzu gut bestellt. Es gab einen<br />
Kramladen, der wohl schon länger bestand,<br />
dem aber wegen der fehlenden fi -<br />
nanziellen Mittel der Inhaber die Aufgabe<br />
drohte. In dieser Situation beabsichtigte<br />
1807 Johann Christoph Hörmann eine<br />
„Krämerei im Kleinen“ zu eröff nen, um<br />
den Bürgern die „nothwendigsten Specerey-Artikel“<br />
wie Gewürze, Tabak, Öl, Seife<br />
oder Salz anbieten zu können. Die Gemeinde<br />
befürwortete dies, damit man zumindest<br />
die alltäglichsten Dinge am Ort<br />
besorgen konnte und nicht für jede Kleinigkeit<br />
nach auswärts gehen musste. 1 Wenige<br />
Jahrzehnte später gab es eine Reihe<br />
von Klein- oder Hausierhändlern. 1823<br />
sind Jakob Keller und Georg Salzer genannt;<br />
2 letzterer handelte auch mit Tabak.<br />
3 Die aus Untereisesheim stammende<br />
Witwe des Christof Kuttruff , die 1831 das<br />
Bürgerrecht erhalten hatte, trieb Kramhandel<br />
ebenso wie Gottlieb Schick, der<br />
1813 in Hölzern geboren worden war und<br />
1840 das Bürgerrecht erworben hatte. Er<br />
war blind und stand „im öff entlichen Almosen“,<br />
er konnte also seinen Lebensunterhalt<br />
nicht selbst bestreiten und musste<br />
von der Gemeinde unterstützt werden.<br />
Sein Sohn Ludwig setzte die Tradition fort.<br />
Meistens wurde das Gewerbe im Nebenerwerb<br />
betrieben und war eine zusätzliche<br />
Einkommensquelle. Auch Schneider Johann<br />
Wiedmann scheint noch mit Bierhefe,<br />
Butter, Eiern, Seife, Zichorien und<br />
Reis gehandelt zu haben. Wegen seiner<br />
Krankheit wurden die Geschäfte 1851 auf<br />
seine Frau Catherina übertragen, die diesen<br />
Handel als Hausiererin betrieb. Sie war<br />
eine von vielen, die bis in die Zeit nach<br />
dem Zweiten Weltkrieg mit allerlei Waren<br />
auf Reisen ging, um ihren Unterhalt oder<br />
zumindest einen Zuverdienst durch den<br />
Hausierhandel zu verdienen. Nachdem ihr<br />
Mann gestorben war und sie sich wieder<br />
verheiratet hatte, wurde ihr Gesuch um<br />
weitere Ausübung der Hausiererei allerdings<br />
nicht genehmigt, denn ihr neuer<br />
Mann sei ausreichend in der Lage, die Familie<br />
zu ernähren. 4<br />
Ein zentraler Ort für Erledigungen aller<br />
Art war Neuenstadt. Als Amts- und Residenzstadt<br />
verfügte es über ein größeres<br />
Warenangebot. Dort fanden die <strong>Cleversulzbach</strong>er<br />
ausreichende Einkaufsmöglichkeiten,<br />
vor allem für nichtalltägliche Erledigungen<br />
und Einkäufe ging man nach<br />
Neuenstadt – zum Beispiel der Besuch<br />
beim Arzt, in der Apotheke des Dr. Moericke<br />
oder auch Besorgungen für besondere<br />
Anlässe wie z. B. Beerdigungen. Unter den<br />
verschiedenen Läden mit einem zum Teil<br />
spezialisierteren Angebot ragte das traditionsreiche<br />
Kaufhaus Hochstetter heraus,<br />
das seit 1849 von der Familie Payer geführt<br />
wurde. Von dem Unternehmen haben<br />
sich vier Geschäftsinventare aus der<br />
Zeit von 1778 bis 1824 erhalten, die von<br />
einer großen Warenvielfalt zeugen: Verschiedene<br />
Stoff e – allerdings nur verhältnismäßig<br />
wenig Leinwand, da diese ver-<br />
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