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Cleversulzbach - Geigerdruck GmbH

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234<br />

zu entfernen u. zugleich die fernere Benützung<br />

für die Folge bei Vermeidung von<br />

Strafe zu untersagen. 8<br />

Munteres Treiben im Brechhaus:<br />

Bleuen, Brechen, Schwingen, Hecheln<br />

Nachdem der Flachs gedörrt war, schaff te<br />

man ihn in das Brechhaus. Bei der Weiterverarbeitung<br />

des Flachses waren dort wohl<br />

bis zu einem Dutzend Bauersfrauen und<br />

Mägde, die froh waren, nicht im heißen<br />

Rauch bei den Dörrgruben arbeiten zu<br />

müssen. Gearbeitet wurde hier auch, aber<br />

dabei konnte man singen und den neuesten<br />

Dorfklatsch austauschen. Die Gerätschaften<br />

für die im Folgenden beschriebenen<br />

Arbeiten brachten die Flachsanbauer<br />

von ihren Höfen mit. Nicht selten waren<br />

es Aussteuerstücke der Bäuerinnen.<br />

Zuerst „bleute“ man mit einem fl achen<br />

Holzhammer den auf dem Boden ausgelegten<br />

gedörrten Flachs kräftig durch. Die<br />

Leinenfasern überstanden diese Prozedur,<br />

doch Rinde und Holz wurden zerkleinert.<br />

Dem diente auch die anschließende Behandlung<br />

auf der Flachsbreche. Über ein<br />

gerilltes Brett zog man büschelweise den<br />

Flachs und klopfte mit einem ebenfalls<br />

gerillten Holzhebel die Leinenfasern weiter<br />

frei. Danach legte man die Flachsbüschel<br />

in die Ausbuchtung des hölzernen<br />

Schwingstocks und schlug mit dem ebenfalls<br />

hölzernen Schwingmesser die noch<br />

verbliebenen Holzreste heraus. Den Abschluss<br />

der arbeitsintensiven Gewinnung<br />

der Leinenfasern bildete das Hecheln. Dabei<br />

wurden die Flachsbüschel am Hechelstuhl<br />

über runde Nagelbretter gezogen,<br />

sprich: „durchgehechelt“. Das etwas gröbere<br />

Werg verarbeitete man zu Bett- und<br />

Handtüchern, den feineren Flachs zu Linnenstoff<br />

. Für diese letzten Arbeitsgänge<br />

der Leinwandgewinnung müssen wir jedoch<br />

wieder einen Ortswechsel vornehmen<br />

– diesmal in die Stuben der Bauers-<br />

und Weberfamilien.<br />

Licht- und Spinnstuben und<br />

Weberwerkstätten<br />

In den Wintermonaten des neuen Jahres<br />

wurde aus dem duchgehechelten Flachs<br />

von den Bauersfrauen und Mägden Garn<br />

gesponnen. Um Lampenöl, Kerzen und<br />

auch Heizmaterial zu sparen, kam man<br />

reihum zum „Vorsitz“ („Vorsetz“) in verschiedenen<br />

Häusern zusammen. Es konnte<br />

schon mal ein Dutzend oder mehr Frauen<br />

und Mädchen sein, die, während die<br />

Spinnräder schnurrten, die neuesten Dorfgeschichten<br />

erzählten. Manche so genannten<br />

Lichtstuben waren von den jungen<br />

Burschen gern besuchte Orte, doch<br />

hatten Pfarrer und Schultheiß ein Auge<br />

darauf, dass jugendlicher Leichtsinn und<br />

Übermut nicht überhand nahmen. Das<br />

konnte zum Ausschluss der jungen Männer<br />

durch den Kirchenkonvent führen,<br />

eine „dörfl iche Sittenpolizei“, der Pfarrer<br />

und Schultheiß vorstanden.<br />

Die Arbeit der Weber, die das gesponnene<br />

Leinengarn zu Tuch verarbeiteten,<br />

war weniger unterhaltsam als die der<br />

Spinnerinnen. Die Weber gingen ihrer<br />

körperlich durchaus schweren Arbeit alleine<br />

nach, allenfalls von der Familie umgeben,<br />

wenn der Webstuhl – wie in den<br />

meisten Fällen – in der einzigen größeren<br />

Stube stand.<br />

Frauengruppe mit Spinnrädern

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