Cleversulzbach - Geigerdruck GmbH
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Ztr. roter Kleesamen; 2 Ztr. blauer Kleesamen.<br />
Durch den Zukauf von Futtermitteln<br />
für das Vieh fehlte natürlich das dringend<br />
notwendige Geld für die Weiterentwicklung<br />
der kleinbäuerlichen Betriebe.<br />
Über Jahrhunderte hinweg war es üblich<br />
gewesen, dass der Wald in solchen Notsituationen<br />
zur Viehversorgung genutzt<br />
wurde. Da gab es das Streurechen, die<br />
Heidenutzung, das Eichelsammeln, die<br />
Waldweide und Schweinemast. Vor allem<br />
in trockenen Jahren, in denen es wenig<br />
Heu und Öhmd oder auch Stroh gab,<br />
brauchte die Landwirtschaft Laub aus dem<br />
Wald zum Einstreuen im Stall. Auch als<br />
Dung auf den Feldern wurde das Stroh<br />
oder ersatzweise das Laub dringend benötigt,<br />
weil sonst die Erträge zwangsweise<br />
zurückgegangen wären. Ohne harte Auseinandersetzungen<br />
mit den Förstern gab<br />
es aber diese Genehmigungen nie. Übrigens,<br />
der letzte Antrag der Gemeinde auf<br />
Streunutzung kam 1952 – und wurde<br />
vom Forstamt abgelehnt 2 .<br />
Nicht ohne Grund waren Ende des 19.<br />
Jahrhunderts einige fortschrittliche Bauern<br />
im Dorf dem regionalen Karlsverein beigetreten,<br />
benannt nach Kronprinz Karl (1823–<br />
1891), dem späteren König Karl I. von<br />
Württemberg. Ein erster Schriftverkehr ist<br />
hierzu aus dem Jahr 1894 vorhanden. Gegründet<br />
wurde der Verein am 6. März 1839<br />
in Neckarsulm. Ziel und Aufgabe des Vereins<br />
bis zu seiner Aufl ösung 1932 war „Die<br />
Beförderung und Vervollkommnung der<br />
Landwirtschaft in ihrem ganzen Umfange<br />
im Oberamtsbezirk Neckarsulm“.<br />
Mit anderen Worten, der Verein hatte es<br />
sich zur Aufgabe gemacht, die Landwirte<br />
durch Vorträge und Fachliteratur zu sensibilisieren<br />
und zu ermutigen, neue Wege in<br />
der Bodenbearbeitung, in der Düngung, in<br />
der Anwendung von Saat- und Pfl anzgut<br />
und in der Tierzucht zu gehen. Bei der Beschaff<br />
ung von künstlichen Düngemitteln,<br />
Pfl anz- und Saatgut war der Verein be-<br />
hilfl ich. Alle diese Maßnahmen sollten<br />
helfen, Ertragsausfälle zu minimieren, Erträge<br />
zu steigern, dadurch wiederum höhere<br />
Einkommen zu generieren und somit<br />
die Zukunft der bäuerlichen Betriebe zu<br />
sichern.<br />
Entwicklung der Landwirtschaft in der<br />
ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts<br />
Noch vor dem Ersten Weltkrieg hielten<br />
auch in <strong>Cleversulzbach</strong> technische Neuerungen,<br />
welche auch im landwirtschaftlichen<br />
Bereich starke Veränderungen im<br />
täglichen Arbeitsablauf brachten, Einzug.<br />
Die öff entliche, an ein Rohrleitungssystem<br />
gebundene Wasserversorgung kam 1911,<br />
und mit der Elektrifi zierung des Ortes,<br />
dass die ersten Lampen brennen und die<br />
ersten Elektromotoren summen konnten,<br />
war man 1913 fertig geworden.<br />
Mit Schreiben vom 15. Februar 1910 hatte<br />
das Königliche Oberamt Neckarsulm noch<br />
für die Einführung von elektrischem<br />
Strom in den Gemeinden geworben. Infolge<br />
der Leutenot auf dem Lande sollte<br />
menschliche Arbeit ersparende elektrische<br />
Energie […] Beleuchtung, besonders von<br />
Ställen, Kellern, Futterräumen, Scheuern<br />
eingesetzt werden. Mit der Elektrifi zierung<br />
verbunden war eine erhebliche Arbeitserleichterung<br />
und Beschleunigung verschiedener<br />
Arbeitsprozesse.<br />
Mit Beginn des Ersten Weltkrieges begann<br />
die Einberufung der wehrfähigen Männer<br />
- kurz vor der Getreideernte - und die Requirierung<br />
der Pferde. Als Zugtiere wurden<br />
danach verstärkt die Kühe genutzt,<br />
aber auch Zugochsen kamen zum Einsatz.<br />
Durch den Wegfall der Männer als Arbeitskraft<br />
am Hof waren die verbliebenen<br />
Familienmitglieder, Kinder, Alte und ganz<br />
besonders die Frauen, stärker gefordert. Es<br />
blieb den Frauen weniger Zeit für die Kinder,<br />
und allen für die angenehmeren und<br />
lieb gewonnenen Dinge des Lebens.<br />
Im warmen, feuchten Frühsommer des