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Cleversulzbach - Geigerdruck GmbH

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Der Lehrgehilfe Karr bringt am 10. Juli<br />

1884 zur Anzeige, dass die achtjährige<br />

Schülerin Nane Christiane Bordt aus seiner<br />

Speisekammer ca. 30 Eier entwendet<br />

und diese an andere Kinder verteilt<br />

habe. Hierin sieht der Gemeinderat einen<br />

besonders hohen Grad von Frechheit<br />

und Schamlosigkeit; außerdem habe<br />

der Vorfall in der ganzen Gemeinde<br />

schweres Ärgernis erregt, „auch den übrigen<br />

Kindern zum schädlichen Beispiel<br />

gereicht“, weswegen beschlossen wird,<br />

dass sowohl „die Nane Christiane Bordt,<br />

als die übrigen Kinder, welche die gestohlenen<br />

Eier angenommen haben u.<br />

welche bei der heutigen Vernehmung<br />

vor der OrtsSchulbehörde sich besonders<br />

frech u. lügenhaft benommen haben,<br />

in der Schule in Gegenwart der<br />

Classe seitens des Lehrgehilfen mit geschärfter<br />

körperlicher Züchtigung abgestraft<br />

werden, u. zwar soll Nane Christiane<br />

Bordt 6 Tage hindurch je zum Anfang<br />

u. zum Schluß 2 Schläge auf die<br />

Hand erhalten; ferner die 13 J. alte Caroline<br />

Pauline Bordt 3 Tage lang je 6<br />

Schläge zum Schluß der Schule u. 3 ff .<br />

Tage je 4 Schläge, Anna Bordt 4 Tage je 4<br />

u. Pauline Bordt 3 Tage je 2 Schläge erhalten.<br />

Zugleich sollen die Kinder in beiden<br />

Classen vor derartigen Vergehen für<br />

die Zukunft ernstlich verwarnt werden.“<br />

Verhandelt den 20. September 1884<br />

Die Schüler der oberen Schule: August<br />

Däuble u. Ludwig Seebold wurden vorigen<br />

Sonntag 14. Sept. vom Feldschützen<br />

beim Obstdiebstahl betroff en, ein Vergehen,<br />

das dadurch erschwert wird, daß<br />

dieser Frevel während des Nachmittagsgottesdienstes<br />

geschah. Um solchen<br />

Vorkommnissen für künftig vorzu-<br />

Gegen diesen Beschluss erhebt der Korbmacher<br />

Gottfried Bordt, Vater der Pauline,<br />

Einspruch, muss aber hinnehmen,<br />

dass dieser vom Königlichen Gemeindeoberamt<br />

am 18./19. des Monats als<br />

ungerechtfertigt verworfen wird. Der Fall<br />

erhält eine erneute Wendung durch das<br />

Geständnis der Nane Bordt, sie sei am<br />

20. d. M. durch ihre Schwester Pauline<br />

dazu verleitet worden, der Witwe Schlegel<br />

„4 Krägchen u. 5 Manchetten” zu<br />

stehlen. Daraufhin wird die Mutter der<br />

beiden Schwestern mit 2 Tagen Arrest<br />

„wegen Nichtabhaltung vom Diebstahl”<br />

bestraft. Pauline selbst versucht der gegen<br />

sie am 10. Juli verhängten Züchtigung<br />

durch den Lehrgehilfen dadurch zu<br />

entgehen, dass sie „unversehens aus dem<br />

Schullokal” herausspringt. In diesem Benehmen<br />

zeige sich – so der Gemeinderat<br />

– „Widerspenstigkeit, boshafter Mutwille<br />

u. zugleich Hohn gegen den die<br />

Strafe vollziehenden Lehrer wie gegen<br />

die Schulordnung”, so dass eine weitere<br />

Bestrafung der 13-Jährigen unumgänglich<br />

sei. Mit Verweis auf den entsprechenden<br />

Gesetzesparagraphen wird über<br />

Pauline Bordt strenger Schularrest von<br />

12 Stunden verhängt, abzusitzen am 9.<br />

August 1886 von 6.00 –12 Uhr und<br />

12.30 –18.30 Uhr<br />

beugen, wird beschlossen, daß alle Schüler<br />

der Oberklasse künftig regelmäßig u.<br />

streng zum Besuch des Gottesdienstes<br />

auch am Sonntag Nachmittags angehalten<br />

werden sollen, so daß dieser Besuch<br />

ihnen obligatorisch zur Pfl icht gemacht<br />

u. die Versäumnis des Gottesdienstes in<br />

der Schule strafbar sein soll, wie bei den<br />

Werktagsgottesdiensten.<br />

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