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Cleversulzbach - Geigerdruck GmbH

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hatte. Durch seine Äußerung, niemand im<br />

Dorf könne ihn „abschaff en”, zog sich<br />

Gerner, so der Dekan aus Neuenstadt,<br />

schließlich „den gemeinen Haß von jedermann”<br />

zu und wurde auf Georgii 1710 abberufen.<br />

Ersetzt wurde Gerner durch Johann<br />

Adam Brenzinger (der Name wurde<br />

in den Akten auch in der Form Brinzinger<br />

oder Preusinger geschrieben), der als erster<br />

Schulmeister Anfangskenntnisse im<br />

Rechnen besaß, das im Laufe des 18. Jahrhunderts<br />

als Schulfach eingeführt wurde.<br />

Bereits 1712 wechselte Brenzinger auf<br />

eine besser dotierte Stelle in Heilbronn.<br />

Mit Johann Jakob Schmid, dem Sohn des<br />

Schulmeisters Michael Schmid in Kochersteinsfeld,<br />

begann 1712 die lange Epoche<br />

der Schulmeister aus der Familie Schmid<br />

in <strong>Cleversulzbach</strong>. Dekan Wagner in Neuenstadt<br />

hatte ihm nur „schwache qualitäten”<br />

bescheinigt, doch die Gemeinde<br />

konnte wegen großer Armut keine höhere<br />

Besoldung für einen qualifi zierteren<br />

Schulmeister aussetzen (als Jahresbesoldung<br />

wurden jetzt 15 Gulden an Geld und<br />

7 Scheff el Dinkel neben dem Schulgeld<br />

der Eltern genannt). Man müsse halt jemanden<br />

nehmen, der überhaupt zum<br />

Dienstantritt in <strong>Cleversulzbach</strong> bereit sei.<br />

Immerhin konnte auch Johann Jakob<br />

Schmid „etwas rechnen”, sang den Choral<br />

„fein”, verstand etwas von Musik, spielte<br />

Klavier und wurde dann ohne besondere<br />

Klagen der Schulmeister mit der bis dahin<br />

längsten Amtszeit im Ort. 1740 galt er als<br />

„guter, fl eißiger und frommer Schuldiener”,<br />

der seiner Tätigkeit „in einem gar zu<br />

schlechten Schulhaus” nachgehen musste,<br />

weil die zum Unterhalt verpfl ichtete Heiligenpfl<br />

ege ebenso wie die Gemeinde über<br />

kein nennenswertes Vermögen verfügte.<br />

Nach 41-jähriger Tätigkeit starb 1753 Johann<br />

Jakob Schmid, dessen Amt nun sein<br />

sich damals bei den Soldaten aufhaltender<br />

erst 19-jähriger Sohn Johann Gottlieb<br />

Schmid übernahm. Wieder hieß es, dass<br />

sich der Sohn mit vom Vater geerbten<br />

Feldgütern besser als ein Fremder in <strong>Cleversulzbach</strong><br />

ernähren könne. Zur Besoldung<br />

gehörten inzwischen — hier werden<br />

weitere Aufgaben des Schulmeisters sichtbar<br />

— 4 Gulden für das Schlagen der Orgel,<br />

1 Gulden für das Läuten der Abendglocke<br />

und 2 Gulden für das Mitwirken<br />

bei Beerdigungen.<br />

Johann Gottlieb Schmid prägte die Schule<br />

während der gesamten zweiten Hälfte des<br />

18. Jahrhunderts. Bei Kirchenvisitationen<br />

wurde sie mehrfach in gutem oder gar „in<br />

ziemlich gutem Stand” befunden. Der<br />

Schulmeister wende, so hieß es 1783,<br />

seine „mittelmäßigen Schulgaben” fl eißig<br />

an. Er achtete auf gute Schulzucht, war<br />

„ehrbar und fl eißig im Wandel” und war<br />

1803 auch in hohem Alter „ein sehr<br />

brauchbarer und tätiger Mann”. 1768<br />

meinten allerdings auch einige Bauern,<br />

dass es besser wäre, wenn der Schulmeister<br />

in der Kirche „kürzer singen” würde.<br />

Das Schulhaus wurde 1762 renoviert, war<br />

1783 aber erneut in „schlechtem” Zustand<br />

mit einer sehr engen Schulstube für die<br />

damals 60 bis 70 Schulkinder.<br />

Die erhaltenen schriftlichen Quellen aus<br />

der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts<br />

erlauben erstmals nähere Hinweise auf<br />

den Schulbetrieb und den Unterricht in<br />

der Amtszeit von Johann Gottlieb<br />

Schmid. Im Winter gab es außer an<br />

Sonn- und Festtagen zunächst 4 Stunden<br />

Unterricht, ab 1783 wie damals schon<br />

seit längerem in ganz Württemberg 5<br />

Stunden (am Vormittag 3 Stunden von 8<br />

bis 11 Uhr und 2 Stunden nachmittags).<br />

Im Sommer wurden die älteren Kinder<br />

von 6 bis 8 Uhr und die jüngeren von 8<br />

bis 10 Uhr unterrichtet. Diese Regelung<br />

sollte den sommerlichen Schulversäumnissen<br />

entgegenwirken. Im Unterricht<br />

wurden die jeweiligen Predigten des<br />

Pfarrers „examiniert”, ferner „auswendig<br />

schreiben und Briefe lesen” geübt. 1779

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