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Cleversulzbach - Geigerdruck GmbH

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76<br />

Haushälters stand […] hat namentlich<br />

seit dem Tode seiner Ehefrau seinen unordentlichen<br />

Lebenswandel fortgesezt, u. ist<br />

auf dem besten Wege durch Vernachlässigung<br />

seines Geschäftes u. durch das Herumziehen<br />

in den Wirtshäusern seinen Vermögensrest<br />

vollends zu verschleudern […<br />

so dass …] der Gemeinde die Gefahr droht,<br />

i[h]n später noch in Unterhalt zu bekommen.<br />

11 Salm versprach dem Gemeinderat,<br />

seinem Geschäft künftig fl eißig nachzugehen<br />

[,] u. die Wirtshäuser womöglich zu<br />

vermeiden. Das schien ihm jedoch nicht<br />

gelungen zu sein. Nach seiner zweiten<br />

Heirat mit der 46-jährigen Sophie, geb.<br />

Korb, die zwei uneheliche Kinder, Johanna<br />

(zwanzig Jahre) und Louisa (fünf Jahre),<br />

mit in die Ehe brachte, entschloss er sich,<br />

erneut auszuwandern, dieses Mal nach<br />

Australien. Er verzichtete am 4. März 1862<br />

auf sein Bürgerrecht. Einen Bürgen konnte<br />

er nicht stellen. Die Gemeinde schloss mit<br />

den Eheleuten Salm eine detaillierte Vereinbarung,<br />

um sich abzusichern. Schulden<br />

bei Neuenstadter Geschäftsleuten wurden<br />

ebenso genau aufgeführt wie der Erlös aus<br />

Haus- und Scheunenverkauf, wovon der<br />

Anteil für die Kinder aus erster Ehe abgezogen<br />

werden musste. Kaufmann Fecht<br />

aus Pfedelbach bereitete als Auswanderungsagent<br />

für 671 Gulden und 24 Kreuzer<br />

die Fahrt über Mannheim und Liverpool<br />

nach Melbourne vor. Die Gemeinde<br />

übernahm für die Kinder einen Fahrtkostenzuschuss<br />

von 250 Gulden. Johanna, die<br />

nicht auswandern wollte, hatte sich bei<br />

den Zimmermeistersleuten Hammer in Michelbach<br />

(bei Waldenburg) verdingt und<br />

musste mit Gewalt nach <strong>Cleversulzbach</strong><br />

geholt werden. In den Akten blieb eine<br />

Rechnung der Gemeinde an Stiefvater<br />

Salm erhalten: Amtsdiener Lumpp ist<br />

nach Michelbach geschickt worden um<br />

die Johanna Korb zu holen 1 f. 24 x. Bis<br />

zuletzt blieb gegenseitiges Misstrauen.<br />

Eine Abmachung sah vor, dass 75 Gulden<br />

bei der Gemeinde deponiert und erst nach<br />

Melbourne nachgeschickt werden sollten,<br />

sobald ein Zeugniß vom Hafenbuch Liverpool<br />

eingelaufen ist, daß die Tochter der<br />

Salm´schen Ehefrau [,] Johanna Korb [,]<br />

dort eingeschi t worden sey. Findet die<br />

Einschi ung nicht Statt, so bleiben diese<br />

75 f der Gemeindepfl ege auch hat diese<br />

das Recht, die Überfahrtskosten, welche<br />

für diese Tochter bezahlt worden sind, für<br />

sich zu reklamieren. 12 Der Schmied, vor<br />

dessen Werkstatt Mörike 1840 den ausgedienten<br />

<strong>Cleversulzbach</strong>er Turmhahn gefunden<br />

hatte, scheint sich in Australien<br />

besser als in Amerika eingelebt zu haben,<br />

denn der 19-jährige Wagner Carl Heinrich<br />

Salm und der 27-jährige Bauer Johann<br />

Christian Salm wanderten ein Jahr später<br />

ebenfalls nach Australien aus.<br />

Dass manche in der Auswanderung die<br />

Lösung ganz persönlicher Probleme sahen,<br />

belegen auch die folgenden Beispiele. Im<br />

Frühjahr 1867 betrieb Philippine Hofmann,<br />

geb. Schuler, mit ihrem gerade mal<br />

halbjährigen Töchterchen Caroline ihre<br />

Auswanderung. Ihr Mann war im Oberamtsgefängnis<br />

in Neckarsulm in Haft und<br />

willigte in die Auswanderung ein. Für<br />

beide Teile vielleicht die beste Lösung ihrer<br />

Probleme. 13 Zur gleichen Zeit will die<br />

ledige 24-jährige Sofi e Haaf mit ihrem<br />

drei Monate alten Töchterchen Christiane<br />

auswandern. Ob dies ein freiwilliger Entschluss<br />

war, wissen wir nicht.<br />

Der 40-jährige Löwenwirt Christian Bordt<br />

hat am 22. August 1883 seine Frau verlassen<br />

u. sich nach Amerika begeben 14 . So<br />

der Vermerk in der Bürgerliste, aus der er<br />

nach seiner vermutlich ungenehmigten<br />

Auswanderung gestrichen wurde.<br />

„… von der Gemeinde … ein Reisegeld …“<br />

„damit die Gemeinde diese Last und<br />

Person los wird …“<br />

Die Abschiebung von Ortsarmen durch die<br />

Gemeinde ist durch das Geschwisterpaar

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