03.06.2013 Aufrufe

Cleversulzbach - Geigerdruck GmbH

Cleversulzbach - Geigerdruck GmbH

Cleversulzbach - Geigerdruck GmbH

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

386<br />

aus welchen Gründen auch immer, letztendlich<br />

nicht angetreten. Stattdessen fand<br />

am 6. August erneut eine Wahl statt, über<br />

die aber in den Protokollen seltsamerweise<br />

nichts zu lesen ist. Erst in der Gemeinderatssitzung<br />

vom 1. September, die von Regierungsrat<br />

Haller geleitet wurde, verkündete<br />

dieser, dass bei der Wahl am 6. August<br />

1902 der Landwirt Lambert Herrmann<br />

zum Ortsvorsteher und Ratsschreiber<br />

gewählt worden war. Während dieser<br />

Sitzung wurde er in sein Amt eingesetzt<br />

und feierlich vereidigt.<br />

Es folgten nun 35 Jahre intensiver Amtszeit<br />

in zum Teil sehr bewegten Zeiten. Ein<br />

Jahr nach seiner Amtseinführung heiratete<br />

er am 17. September 1903 in Lehrensteinsfeld<br />

Karoline Amalie, geborene Hüttinger.<br />

Am 28. Januar 1904 wurde seine<br />

Tochter Hedwig Else geboren.<br />

In seine lange Amtszeit fi elen deutliche<br />

Verbesserungen der Infrastruktur des Dorfes.<br />

Für die Zwecke der Land- und Viehwirtschaft<br />

wurde 1905 von der Heilbronner<br />

Waagenfabrik L. Wagner eine Fuhrwerkswaage<br />

von 7.500 kg Tragkraft in<br />

„Laufgewichts-Construction mit Billetdruckapparat“<br />

angeschaff t, die auf einem<br />

eisernen Fundament installiert und mit einem<br />

Holzhäuschen geschützt worden ist,<br />

im Volksmund später das „Waaghäusle“<br />

genannt. Es stand an der Straßenecke, wo<br />

heute die Vereinsschaukästen hängen.<br />

Die Wasserleitung mit einem Hydrantenhochbehälter<br />

wurde 1911 erbaut. Die Anlage<br />

wurde von einem Wassermeister betreut.<br />

Ab 1910/11 erfolgte die schrittweise<br />

Elektrifi zierung des Ortes, 1909 wurde die<br />

erste Telegraphenhilfsstelle eingerichtet,<br />

womit <strong>Cleversulzbach</strong> Zugang zum Rest<br />

der Welt erhielt. Es folgte 1922 eine eigene<br />

Poststelle und Schultheiß Herrmann<br />

erhielt in seiner Wohnung einen vom Rathaus<br />

umschaltbaren Telefonanschluss. Die<br />

Mobilität der Bürger wurde ab 1907 mit<br />

der Eröff nung der Eisenbahnlinie Jagst-<br />

feld–Neuenstadt und ab 1913 mit der<br />

Verlängerung über Gochsen, Kochersteinsfeld,<br />

Möglingen bis nach Ohrnberg stark<br />

verbessert. Zwar wurde der <strong>Cleversulzbach</strong>er<br />

Antrag, bei der Helmbundkirche eine<br />

Haltestelle einzurichten – wofür man bereit<br />

gewesen wäre, 500 Mark für das Projekt<br />

zuzuzahlen – nicht berücksichtigt,<br />

und man musste den Fußmarsch zum<br />

neuen Neuenstädter Bahnhof in Kauf<br />

nehmen. Die Situation verbesserte sich, als<br />

es dem Gemeinderat 1926 nach langen<br />

Bemühungen und vorherigem Straßenausbau<br />

gelang, <strong>Cleversulzbach</strong> an die<br />

Kraftpostverbindung Neuenstadt–Öhringen<br />

anzubinden. Der Ort wurde fortan<br />

über lange Zeit zweimal am Tag, morgens<br />

und abends, bedient.<br />

In Herrmanns Amtszeit wurde auch der<br />

Schulbetrieb vorangetrieben und der Zustand<br />

des Schulgebäudes – immer wieder<br />

vom Hauptlehrer Friedrich Schick angemahnt<br />

– laufend verbessert. Mehr noch ist<br />

der Lehrer durch sein 1925 herausgegebenes<br />

Büchlein „Zu <strong>Cleversulzbach</strong> im Unterland<br />

…, Mörike und <strong>Cleversulzbach</strong>“ bekannt<br />

geworden. Die Schrift enthält viel<br />

Lesenswertes über <strong>Cleversulzbach</strong> in der<br />

damaligen Zeit und ist auch heute noch<br />

antiquarisch erhältlich.<br />

Die Pfl ichtfeuerwehr in den Anfangsjahren<br />

von Herrmanns Amtszeit bestand aus<br />

rd. 70 Mann. Zur Ausrüstung gehörte zuerst<br />

eine Saug- und Druckpumpe, 1911<br />

wurden zwei Hydrantenwagen und 1925<br />

eine Zweirad-Leiter angeschaff t.<br />

Zum Gedenken an die Gefallenen des Ersten<br />

Weltkrieges ließ der Gemeinderat Anfang<br />

1920 eine Ehrentafel anfertigen und<br />

später nach längeren Verhandlungen ein<br />

vom Bildhauer Wender aus Bitzfeld gestaltetes<br />

Kriegerdenkmal im Dezember<br />

1922 auf dem Friedhof errichten.<br />

Wegen seines Ischiasleidens trat Schultheiß<br />

Herrmann im Juni 1924 eine Kur an.<br />

Seine Vertretung übernahm für diese Zeit

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!