Cleversulzbach - Geigerdruck GmbH
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aus welchen Gründen auch immer, letztendlich<br />
nicht angetreten. Stattdessen fand<br />
am 6. August erneut eine Wahl statt, über<br />
die aber in den Protokollen seltsamerweise<br />
nichts zu lesen ist. Erst in der Gemeinderatssitzung<br />
vom 1. September, die von Regierungsrat<br />
Haller geleitet wurde, verkündete<br />
dieser, dass bei der Wahl am 6. August<br />
1902 der Landwirt Lambert Herrmann<br />
zum Ortsvorsteher und Ratsschreiber<br />
gewählt worden war. Während dieser<br />
Sitzung wurde er in sein Amt eingesetzt<br />
und feierlich vereidigt.<br />
Es folgten nun 35 Jahre intensiver Amtszeit<br />
in zum Teil sehr bewegten Zeiten. Ein<br />
Jahr nach seiner Amtseinführung heiratete<br />
er am 17. September 1903 in Lehrensteinsfeld<br />
Karoline Amalie, geborene Hüttinger.<br />
Am 28. Januar 1904 wurde seine<br />
Tochter Hedwig Else geboren.<br />
In seine lange Amtszeit fi elen deutliche<br />
Verbesserungen der Infrastruktur des Dorfes.<br />
Für die Zwecke der Land- und Viehwirtschaft<br />
wurde 1905 von der Heilbronner<br />
Waagenfabrik L. Wagner eine Fuhrwerkswaage<br />
von 7.500 kg Tragkraft in<br />
„Laufgewichts-Construction mit Billetdruckapparat“<br />
angeschaff t, die auf einem<br />
eisernen Fundament installiert und mit einem<br />
Holzhäuschen geschützt worden ist,<br />
im Volksmund später das „Waaghäusle“<br />
genannt. Es stand an der Straßenecke, wo<br />
heute die Vereinsschaukästen hängen.<br />
Die Wasserleitung mit einem Hydrantenhochbehälter<br />
wurde 1911 erbaut. Die Anlage<br />
wurde von einem Wassermeister betreut.<br />
Ab 1910/11 erfolgte die schrittweise<br />
Elektrifi zierung des Ortes, 1909 wurde die<br />
erste Telegraphenhilfsstelle eingerichtet,<br />
womit <strong>Cleversulzbach</strong> Zugang zum Rest<br />
der Welt erhielt. Es folgte 1922 eine eigene<br />
Poststelle und Schultheiß Herrmann<br />
erhielt in seiner Wohnung einen vom Rathaus<br />
umschaltbaren Telefonanschluss. Die<br />
Mobilität der Bürger wurde ab 1907 mit<br />
der Eröff nung der Eisenbahnlinie Jagst-<br />
feld–Neuenstadt und ab 1913 mit der<br />
Verlängerung über Gochsen, Kochersteinsfeld,<br />
Möglingen bis nach Ohrnberg stark<br />
verbessert. Zwar wurde der <strong>Cleversulzbach</strong>er<br />
Antrag, bei der Helmbundkirche eine<br />
Haltestelle einzurichten – wofür man bereit<br />
gewesen wäre, 500 Mark für das Projekt<br />
zuzuzahlen – nicht berücksichtigt,<br />
und man musste den Fußmarsch zum<br />
neuen Neuenstädter Bahnhof in Kauf<br />
nehmen. Die Situation verbesserte sich, als<br />
es dem Gemeinderat 1926 nach langen<br />
Bemühungen und vorherigem Straßenausbau<br />
gelang, <strong>Cleversulzbach</strong> an die<br />
Kraftpostverbindung Neuenstadt–Öhringen<br />
anzubinden. Der Ort wurde fortan<br />
über lange Zeit zweimal am Tag, morgens<br />
und abends, bedient.<br />
In Herrmanns Amtszeit wurde auch der<br />
Schulbetrieb vorangetrieben und der Zustand<br />
des Schulgebäudes – immer wieder<br />
vom Hauptlehrer Friedrich Schick angemahnt<br />
– laufend verbessert. Mehr noch ist<br />
der Lehrer durch sein 1925 herausgegebenes<br />
Büchlein „Zu <strong>Cleversulzbach</strong> im Unterland<br />
…, Mörike und <strong>Cleversulzbach</strong>“ bekannt<br />
geworden. Die Schrift enthält viel<br />
Lesenswertes über <strong>Cleversulzbach</strong> in der<br />
damaligen Zeit und ist auch heute noch<br />
antiquarisch erhältlich.<br />
Die Pfl ichtfeuerwehr in den Anfangsjahren<br />
von Herrmanns Amtszeit bestand aus<br />
rd. 70 Mann. Zur Ausrüstung gehörte zuerst<br />
eine Saug- und Druckpumpe, 1911<br />
wurden zwei Hydrantenwagen und 1925<br />
eine Zweirad-Leiter angeschaff t.<br />
Zum Gedenken an die Gefallenen des Ersten<br />
Weltkrieges ließ der Gemeinderat Anfang<br />
1920 eine Ehrentafel anfertigen und<br />
später nach längeren Verhandlungen ein<br />
vom Bildhauer Wender aus Bitzfeld gestaltetes<br />
Kriegerdenkmal im Dezember<br />
1922 auf dem Friedhof errichten.<br />
Wegen seines Ischiasleidens trat Schultheiß<br />
Herrmann im Juni 1924 eine Kur an.<br />
Seine Vertretung übernahm für diese Zeit