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Cleversulzbach - Geigerdruck GmbH

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Gasthaus „Löwen“. Links hinten der Eingang<br />

zum Kolonialwarenladen (um 1940)<br />

Schreiben vom 7. April 1942 an das Bürgermeisteramt<br />

um Genehmigung, die<br />

Gastwirtschaft und den Kolonialwarenladen<br />

zum 15. April 1942 schließen zu dürfen,<br />

da mein Mann zur Wehrmacht einberufen<br />

ist und ich meine seitherige Arbeitskraft<br />

nicht erhalten konnte, was zu<br />

verstehen war, denn sie hatte auch noch<br />

zwei kleine Kinder zu erziehen, einen<br />

Weinberg und großen Garten zu versorgen.<br />

Dem Antrag hat der Landrat von<br />

Heilbronn zugestimmt, mit der Maßgabe,<br />

dass ein von der Ortspolizei abgestempelter<br />

Aushang über die behördlich genehmigte<br />

Schließung anzubringen sei. Ein<br />

knappes Jahr später traf im „Löwen“ die<br />

traurige Nachricht ein, dass Adolf Stecher<br />

in Russland bei Leningrad mit Datum vom<br />

3. Januar 1943 als vermisst gemeldet worden<br />

war.<br />

Durch den Krieg betroff en wurde der „Löwen“<br />

auch noch auf andere Weise. In der<br />

Gastwirtschaft wurden französische Kriegsgefangene<br />

zwangsweise untergebracht, die<br />

tagsüber in der Landwirtschaft eingesetzt<br />

und nachts im dafür hergerichteten oberen<br />

Saal wieder eingesperrt wurden.<br />

Nach Kriegsende bat Anna Stecher um Erlaubnis,<br />

den „Löwen“ wieder weiter zu<br />

führen, was ihr vom Heilbronner Landrat<br />

am 31. Mai 1946 genehmigt wurde. Neben<br />

der Gastwirtschaft wurde nach der<br />

Währungsreform (1948) auch der Gemischtwarenladen<br />

wieder eröff net. Wenn<br />

er auch anfangs noch einigermaßen lief<br />

(Brot und Backwaren lieferte die Bäckerei<br />

Härthner aus Neckarsulm), gingen die<br />

Umsätze nach dem Erscheinen der Supermärkte<br />

zunehmend zurück, und so entschloss<br />

sich Anna Stecher, auch aus Altersgründen,<br />

den lang geführten Laden<br />

1964 zu schließen.<br />

Nach dem Krieg wurden zahlreiche Renovierungen<br />

und Umbauten durchgeführt,<br />

um den „Löwen“ an die gestiegenen Ansprüche<br />

anzupassen. Ein Schicksalsschlag<br />

traf die Familie, als der hoff nungsvolle<br />

Sohn, der eine Ausbildung als Koch absolviert<br />

hatte und die Nachfolge im „Löwen“<br />

hätte antreten können, im Jahre 1954,<br />

22-jährig, an einer nicht erkannten Blinddarmentzündung<br />

starb.<br />

Wirtsleute Ingeborg und Klaus Stephan<br />

(1964–2008)<br />

Nun entschloss sich die Tochter Ingeborg,<br />

die Gastwirtschaft weiter zu führen, und<br />

übernahm am 31. Januar 1964 den „Löwen“<br />

von ihrer Mutter, auch wenn ihr<br />

Mann Klaus Stephan, den sie 1958 geheiratet<br />

hatte, kein Gastwirt war, sondern bei<br />

NSU (später AUDI) in der Konstruktion<br />

und im Versuch arbeitete. Die Gastwirtschaft<br />

wurde sein zweiter Beruf. Viele<br />

Jahre blieb der „Löwen“ ein beliebter Anlaufort<br />

in <strong>Cleversulzbach</strong> für Stammtische,<br />

Vereinsfeiern und fröhliche Abende.<br />

Doch mit zunehmendem Alter hinterließen<br />

die täglichen Belastungen eines Gasthausbetriebes<br />

bei dem Wirtspaar Ingeborg<br />

und Klaus Stephan zunehmend ihre Spuren,<br />

und da keines der beiden Kinder interessiert<br />

war, das mühevolle Geschäft zu<br />

übernehmen, wurde zunächst der Wirtsbetrieb<br />

auf die Abendstunden reduziert<br />

und später der tägliche Schankbetrieb<br />

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