Cleversulzbach - Geigerdruck GmbH
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wurde befürchtet, dass Schäff er als<br />
Schmied von den Bauern auch während<br />
der Schulstunden in Anspruch genommen<br />
worden wäre. Daraufhin wurde im Sommer<br />
1628 Christian Küener aus Eberstadt<br />
ernannt.<br />
Über das Schulwesen in den schwierigsten<br />
Jahren des Dreißigjährigen Krieges<br />
nach 1630 sind keine Hinweise überliefert.<br />
1647 wurde der <strong>Cleversulzbach</strong>er<br />
Bürger Michael Lump Schulmeister und<br />
Mesner, der 1653 darüber klagte, dass er<br />
wegen seiner geringen Besoldung „das<br />
Brot nicht habe” 3 . Als Bürger mit Besitz<br />
von Feldgütern verfügte er aber über ein<br />
gewisses Vermögen, so dass ihn die Gemeinde<br />
1661 „mit glimpff und guetten<br />
wortten bei dem Schuldienst zue erhaltten”<br />
suchte, da sich ein von auswärts<br />
kommender Schulmeister nicht im Ort<br />
halten könne. Bei Kirchenvisitationen<br />
wurde Lump, der auch im Sommer wenigstens<br />
für wenige Stunden unterrichtete,<br />
als fl eißig beurteilt. 1661 galt er als<br />
„frommer, unärgerlicher Mann”, der aber<br />
auch, so hieß es 1676, während der<br />
Schulzeit „seinen Geschäften” nachging,<br />
so dass mitunter „Unfl eiß” in der Schule<br />
herrschte. Die Eltern beschwerten sich<br />
1676 zudem über das zu bezahlende<br />
Schulgeld und wollten ihre Kinder lieber<br />
daheim informieren.<br />
Während der Amtszeit von Lump, in der<br />
1655 ein Schulhausbau erwähnt wird,<br />
fallen insbesondere die Schulversäumnisse<br />
im Sommer auf, wenn die Eltern<br />
ihre Kinder zu Feldarbeiten oder zur Beaufsichtigung<br />
kleinerer Geschwister benötigten.<br />
So besuchten 1661 im Winter<br />
39 Kinder die Schule, im Sommer aber<br />
nur 12. Auch noch im Laufe des 18. Jahrhunderts<br />
wurden derartige Versäumnisse<br />
gerügt, und 1802 entschuldigten sich die<br />
Eltern mit „vielen Geschäften” und dem<br />
Hinweis, dass man in <strong>Cleversulzbach</strong> „keinen<br />
Taglöhner haben könne”.<br />
Nach Lump erscheint Johann Mertz als<br />
Schulmeister, der 1683 nach gar nicht<br />
langer Tätigkeit „wegen hohen Alters” zurück<br />
trat. Lump und Mertz entstammten<br />
<strong>Cleversulzbach</strong>er Familien, die schon im<br />
15. Jahrhundert im Ort ansässig waren.<br />
1683 folgte der aus Speyer stammende<br />
Johann Jakob Christian Wallmann (oder<br />
Wollmann), der zuvor in Dürnau (Herrschaft<br />
Degenfeld), Essingen und Stetten<br />
am Heuchelberg tätig gewesen war. Er<br />
wurde 1684 als fl eißig beurteilt, fand bei<br />
der Bürgerschaft jedoch „weder Respect<br />
noch Liebe”, weil er in höchster Armut<br />
lebte und wie ein Bettler auf „Brandsohlen”<br />
daher komme. Wallmann ist ein gutes<br />
Beispiel dafür, dass ein nicht im Ort verbürgerter<br />
Schulmeister <strong>Cleversulzbach</strong><br />
schon bald wieder verlassen musste.<br />
Auf Wallmann folgte 1686 mit dem in Hollenbach<br />
bei Mulfi ngen geborenen Haus -<br />
metzger Georg Nieth wieder ein Bürger aus<br />
dem Ort, für den Hinweise auf das Exa men<br />
überliefert sind, dem sich der jeweilige<br />
Schulmeister vor seinem Dienstantritt<br />
durch den Stiftsprediger in Stuttgart unterziehen<br />
musste. Bei der Prüfung kam<br />
Nieth im Buchstabieren „fein zu recht”, im<br />
Lesen des Geschriebenen und Gedruckten<br />
bestand er „wohl”, im Schreiben zeigte er<br />
sich mittelmäßig, im Singen gut und im<br />
Katechismus „zur Genüge versiert”. 1692<br />
waren die Eltern mit Nieth, der in jenem<br />
Jahr im Winter 50 und im Sommer 40<br />
Kinder betreute, zufrieden, gerügt wurde<br />
aber seine Handschrift als „etwas gering”.<br />
1698 oder 1699 folgte auf Nieth der aus<br />
Wimpfen stammende Johann Philipp Gerner,<br />
der als Apotheker einen für einen<br />
Schulmeister ungewöhnlichen Beruf hatte,<br />
1702 „gut im Lesen und Schreiben informierte”,<br />
über dessen „elenden Choralgesang”<br />
aber 1709 bitter geklagt wurde, so<br />
dass viele Gottesdienstbesucher die Kirche<br />
erst dann betreten wollten, wenn der Pfarrer<br />
bereits die Kanzel zur Predigt betreten<br />
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