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Cleversulzbach - Geigerdruck GmbH

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irgendeine menschliche Spur zu entdecken.<br />

Auch Karl (mein ältester Bruder) sowie<br />

Klärchen (meine Schwester) und die<br />

Magd hatten das Klopfen gehört.<br />

16. Oktober 1834:<br />

Heute nacht abermals Unruhen im Haus.<br />

Ein starkes Klopfen auf dem oberen Boden.<br />

Dann war es auch einmal, als würden<br />

Ziegelplatten vom Dach in den Hof<br />

auf Bretter geworfen.<br />

Der Spuk ließ nach. Erst etwa sechs Jahre<br />

später berichtete am 29. November 1840<br />

Mörikes Vikar Friedrich Sattler:<br />

Ich war abends um 8 ½ zu Bette gegangen<br />

... Plötzlich, wie mit einem Zauberschlage<br />

ergri mich ein Gefühl der Unheimlichkeit<br />

(...). Ich sah zurück und erblickte<br />

an der Wand zwei Flämmchen, ungefähr<br />

in der Gestalt einer mittleren Hand<br />

(...). Ob sie doch wohl brennen? dachte<br />

ich, und streckte meine Hand nach ihnen<br />

aus. Allein das eine Flämmchen, das ich<br />

berührte, verschwand mir unter der Hand<br />

und brannte plötzlich daneben (...). So betrachtete<br />

ich die Flämmchen vier bis fünf<br />

Minuten lang, ohne eine Abnahme des<br />

Lichts an ihnen zu bemerken, wohl aber<br />

kleine Biegungen und Veränderungen der<br />

Gestalt.<br />

Bereits drei Pfarrer vor Mörike wussten<br />

von derlei Phänomenen zu berichten. Zum<br />

ersten Mal trat der Spuk im Pfarrhaus unter<br />

dem Pfarrer David Eberhard Leyrer<br />

(1811–1818) auf. Am lebhaftesten war er<br />

unter Pfarrer Gottlob Ludwig Hochstetter<br />

(1818 –1825), der Mörike die auff allendsten<br />

Dinge erzählt hat. Auch nachher, noch<br />

zur Zeit des Pfarrers Karl Eduard Rheinwald<br />

(1825 –1830), gab es von starken<br />

Justinus Kerners „Magikon“, hier die Bände<br />

von 1842 und 1850, aufgeschlagen der<br />

Band von 1842, worin Mörike über die<br />

Spukerscheinungen im Pfarrhaus von<br />

<strong>Cleversulzbach</strong> berichtet.<br />

Spukerscheinungen zu berichten, die immer<br />

wieder dem Geist des früheren Pfarrers<br />

Rabausch zugeschrieben wurden, der<br />

angeblich einen gottlosen Lebenswandel<br />

geführt hat und bei seinem Wegzug von<br />

<strong>Cleversulzbach</strong> ein Ehe- und Totenbuch<br />

der Gemeinde aus den Jahren 1667 bis<br />

1705 hat mitgehen lassen und deswegen<br />

zur Strafe spukend sein Unwesen trieb.<br />

Wer war nun dieser Pfarrer Rabausch?<br />

Eberhard Ludwig Rabausch wurde am 14.<br />

Januar 1720 in Stuttgart geboren. Sein<br />

Vater war Grenadierhauptmann und Kommandant<br />

im Schloss Hohentübingen. Rabausch<br />

studierte Theologie in Tübingen<br />

und legte am 28. August 1737 sein Magister-Examen<br />

ab. Seine erste Pfarrstelle trat<br />

er 1747 in <strong>Cleversulzbach</strong> an. Ein Jahr<br />

später, am 6. Februar 1748, heiratete er in<br />

Neuenstadt die zehn Jahre jüngere Maria<br />

Christina Reiner aus Schwaigern. Sie kam<br />

aus besserem Hause; ihr Vater war Anwalt<br />

und Richter in Schwaigern.<br />

Nach zwölf Jahren Amtszeit in <strong>Cleversulzbach</strong><br />

wechselte Rabausch im Jahre 1759<br />

nach Untergruppenbach. Hier amtierte er<br />

28 Jahre bis zu seinem Tod am 28. Dezember<br />

1787. Seine Frau starb bereits am 11.<br />

Juli 1786 mit 56 Jahren. Aus den spärlichen<br />

Kirchenunterlagen geht hervor, dass<br />

das Ehepaar Rabausch eine Tochter mit<br />

Namen Reg.(ina) Wilhe.(lmina) gehabt hat,<br />

die ab 3. September 1787 in Untergruppenbach<br />

Patin war. Wann sie geboren<br />

wurde und für wen sie Patin war, ist nicht<br />

vermerkt. Auff ällig ist eine Bemerkung<br />

beim Eintrag des Sterbedatums von Pfarrer<br />

Rabausch am 28. Dezember 1787. Dahinter<br />

steht in Klammern mit einem Fragezeichen:<br />

„(? an der Hektik)“. Man war<br />

sich off enbar über die Todesursache nicht<br />

ganz klar und wahrscheinlich war er vor<br />

seinem Tod oft gereizt, ruhelos und erregt<br />

gewesen, daher der (mögliche) Gedanke,<br />

dass er an der Hektik gestorben ist.<br />

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