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Cleversulzbach - Geigerdruck GmbH

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Die Milchsammelstelle<br />

Milch zählt auch heute noch zu den wichtigen<br />

Grundnahrungsmitteln, wenn sie<br />

auch nicht mehr die große Bedeutung wie<br />

in früheren Jahrzehnten hat. Schon sehr<br />

früh hat man in <strong>Cleversulzbach</strong>, wie auch<br />

in anderen ländlich orientierten Dörfern,<br />

Tiere zur Milcherzeugung gehalten. In der<br />

Regel Kühe, vereinzelt auch Ziegen. Schafe<br />

wurden zwar auch in großer Zahl gehalten,<br />

doch hauptsächlich der Wolle wegen.<br />

Wurden Kühe anfangs hauptsächlich zur<br />

Eigenversorgung gehaltenen, so wurde<br />

schon bald die überschüssige Milch im<br />

freien Handel verkauft. Um den Milchabsatz<br />

aber in geordnete Bahnen zu lenken,<br />

wurden in den 1920er Jahren vielerorts<br />

Molkereien gegründet, die den Bauern<br />

ihre Milch abkauften.<br />

Für die Milch der <strong>Cleversulzbach</strong>er Bauern<br />

bewarb sich die 1926 gegründete „Bezirksmolkerei<br />

Kochertal“ in Neuenstadt am<br />

Kocher. Sie richtete 1927 im Untergeschoss<br />

des Rathauses eine Milchsammelstelle<br />

ein, wo morgens und abends die<br />

Milch in Kannen angeliefert werden<br />

konnte. Sie wurde mit einem Pferdewagen<br />

abgeholt. Leiter der Sammelstelle war August<br />

Bordt.<br />

Anfang der 1930er Jahre wurde die deutsche<br />

Milchwirtschaft grundlegend umstrukturiert.<br />

Es erschien ein nationales<br />

Milchgesetz, dessen Hauptzweck es war,<br />

die leicht verderbliche Milch vor mangelnder<br />

Hygiene zu schützen. Alle mit der<br />

Milch in Berührung kommenden Personen,<br />

Gebäude (auch Milchsammelstellen)<br />

und Geräte mussten erlassenen Vorschriften<br />

genügen, deren Einhaltung regelmäßig<br />

überprüft wurde. Milchhändler wurden<br />

erst auf genehmigten Antrag zugelassen,<br />

wobei ein amtsärztliches Zeugnis vorzuliegen<br />

hatte, dass keine ansteckenden<br />

Krankheiten vorlagen.<br />

Zur Durchsetzung des Milchgesetzes<br />

wurde 1932 vom Württembergischen<br />

Wirtschaftsministerium ein „Milchwirtschaftlicher<br />

Zusammenschluss Unterland“<br />

mit Sitz in Heilbronn verordnet. Um Mitglied<br />

in diesem Zusammenschluss zu werden,<br />

war es angebracht, in den zugehörigen<br />

Gemeinden „Milcherzeugervereinigungen“<br />

zu gründen, um die Interessen<br />

der einzelnen Milchbauern besser vertreten<br />

zu können. In <strong>Cleversulzbach</strong> wurde<br />

daraufhin am 12. Februar 1933 durch 40<br />

anwesende Milcherzeuger die „Milcherzeugervereinigung<br />

<strong>Cleversulzbach</strong>“ gegründet.<br />

Als Vorsitzender wurde für drei<br />

Jahre Bürgermeister Lambert Herrmann<br />

gewählt.<br />

1935 wurde die Milchsammelstelle als<br />

nicht mehr den Vorschriften genügend<br />

eingestuft und es musste nach einem anderen<br />

Raum gesucht werden. Die zunächst<br />

ins Auge gefasste Waschküche der alten<br />

Lehrerwohnung eignete sich nicht, weil sie<br />

im Winter schwer zugänglich war. Schließlich<br />

wurde von der Gemeinde die obere<br />

Rathausremise zur Verfügung gestellt, die<br />

ausgeräumt und mit einem Aufwand von<br />

600 RM als Milchsammelstelle hergerichtet<br />

wurde. Die Bezirksmolkerei Kochertal<br />

beteiligte sich an den Kosten, im Gegenzug<br />

dafür setzte sie einen neuen Mietvertrag<br />

mit einer Laufzeit von zehn Jahren<br />

durch.<br />

Während des Krieges wurde die Milch rationiert;<br />

sämtliche Milch bis auf täglich<br />

einen halben Liter pro Person des Milchbetriebes<br />

musste an die Sammelstelle abgeliefert<br />

werden. Leiterin war inzwischen<br />

Emma Bordt, unterstützt von ihrer Tochter<br />

Elli.<br />

Auch in den ersten Jahren nach dem Krieg<br />

war die Milch knapp. Die Bezirksmolkerei<br />

Kochertal verzeichnete einen drastischen<br />

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