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Cleversulzbach - Geigerdruck GmbH

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164<br />

nehmeranschluss. Außerdem erhielt der<br />

Telegraphenhilfsstellenvorsteher für die<br />

Bestellung von Telegrammen und das<br />

Herbeirufen von Personen zu der ö entlichen<br />

Sprechstelle sowie für die Übermittlung<br />

am Fernsprecher entgegengenommener<br />

Nachricht im Ortsbestellbezirk sowie<br />

innerhalb des 1 km-Umkreises der Telegraphenhilfsstelle<br />

einen Stücklohn von<br />

150 Pf., bei größeren Entfernungen für<br />

das Kilometer 140 Pf. 1928 wurde ein<br />

Emailleschild „Öff entlicher Fernsprecher“<br />

angebracht und das alte Schild „Telegraph“<br />

zwei Jahre später entfernt. Der<br />

1895 geborene Friedrich Lumpp war im<br />

Juni 1915 zum Kriegsdienst eingezogen<br />

worden, wo er beim Infanterieregiment<br />

122 seinen Dienst tat. Beim Frankreich-<br />

Feldzug wurde Lumpp 1916 in Ypern<br />

schwer verwundet. Nach seiner Entlassung<br />

im März 1919 versah er wieder seinen<br />

Dienst als Landpostbote.<br />

Poststelle<br />

Schon bald hatte sich die Telegraphenhilfsstelle<br />

zu einer kleinen Poststelle entwickelt,<br />

die Friedrich Lumpp im Erdgeschoss<br />

seines Wohnhauses hatte einrichten<br />

lassen. In den oberen Räumen wohnte<br />

er mit seiner Familie. Das Haus an der Biegung<br />

der Brettacher Straße, schräg gegenüber<br />

vom Back- und Schlachthaus,<br />

existiert heute nicht mehr. Es wurde 2007<br />

abgerissen, nachdem es länger nicht mehr<br />

bewohnt gewesen war. Das Gelände wurde<br />

eingeebnet und mit Gras eingesät.<br />

Das Abholen und Austragen der Post war<br />

für den kriegsversehrten Mann ein mühsames<br />

Geschäft, wie seine Nachkommen<br />

berichten. Er fuhr bei Wind und Wetter<br />

mit dem Fahrrad nach Neuenstadt, um die<br />

Post und Zeitungen abzuholen, die zweimal<br />

täglich, vormittags und abends, auszutragen<br />

waren, wozu er oft Stunden unterwegs<br />

war. Seine Frau führte in einem<br />

Nebenzimmer einen kleinen Laden, um<br />

das Einkommen etwas aufzubessern. Es<br />

gab in der Hauptsache Nudeln und Tabakwaren.<br />

Die Zuständigkeiten für die Verwaltungsgeschäfte<br />

der Hilfsstelle <strong>Cleversulzbach</strong><br />

änderten sich im Laufe der Jahre. Ab 1.<br />

November 1931 wurden sie vom Postamt<br />

Öhringen dem Postamt Neuenstadt zugewiesen,<br />

ab 1. Januar 1933 gingen sie an<br />

das Postamt Heilbronn. Im Oktober 1934<br />

wurde dann erneut das Postamt Neuenstadt<br />

für <strong>Cleversulzbach</strong> zuständig.<br />

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten<br />

im Jahr 1933 wurden neben<br />

der Poststelle zwei Fahnenstangen<br />

aufgerichtet und zwei Flaggen hinterlegt,<br />

eine Flagge Schwarz-Weiß-Rot, die andere<br />

mit Hakenkreuz. Dazu auch noch zwei<br />

Trauerfl ore. Die Flaggen mussten nach Anweisung<br />

bei besonderen Anlässen gehisst<br />

werden. Während der Zeit des Nationalsozialismus<br />

wurde Friedrich Lumpp nach<br />

Aussagen von Zeitzeugen mehrfach gedrängt,<br />

der NSDAP beizutreten. Doch der<br />

überzeugte Sozialdemokrat Lumpp lehnte<br />

jedes Mal ab, was ihn schließlich seinen<br />

Posten kostete. Er wurde in den letzten<br />

Kriegsjahren vom Amt des Posthalters suspendiert.<br />

Lumpps jüngere Schwester Marie<br />

übernahm die Stelle und führte sie bis<br />

zum Kriegsende. Die Post wurde damals<br />

aus Öhringen in einem Jutesack angeliefert,<br />

in der Poststelle von Marie Lumpp<br />

sortiert und dann von ihr ausgetragen.<br />

Da in der ersten Zeit nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg Post und Bahn noch nicht tätig<br />

waren, richtete der damalige Landrat des<br />

Großkreises Heilbronn Emil Beutinger im<br />

Mai 1945 einen Kurierdienst für die Beförderung<br />

von Landrats- und Gemeindepost<br />

ein. Der Landkreis wurde in zehn Kurierzentren<br />

eingeteilt mit jeweils einem<br />

Kurierort. Für <strong>Cleversulzbach</strong> war Neuenstadt<br />

zuständig, von wo aus auch andere<br />

umliegende Gemeinden versorgt werden<br />

mussten. Die von den Kurieren aus Heil-

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