Cleversulzbach - Geigerdruck GmbH
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nehmeranschluss. Außerdem erhielt der<br />
Telegraphenhilfsstellenvorsteher für die<br />
Bestellung von Telegrammen und das<br />
Herbeirufen von Personen zu der ö entlichen<br />
Sprechstelle sowie für die Übermittlung<br />
am Fernsprecher entgegengenommener<br />
Nachricht im Ortsbestellbezirk sowie<br />
innerhalb des 1 km-Umkreises der Telegraphenhilfsstelle<br />
einen Stücklohn von<br />
150 Pf., bei größeren Entfernungen für<br />
das Kilometer 140 Pf. 1928 wurde ein<br />
Emailleschild „Öff entlicher Fernsprecher“<br />
angebracht und das alte Schild „Telegraph“<br />
zwei Jahre später entfernt. Der<br />
1895 geborene Friedrich Lumpp war im<br />
Juni 1915 zum Kriegsdienst eingezogen<br />
worden, wo er beim Infanterieregiment<br />
122 seinen Dienst tat. Beim Frankreich-<br />
Feldzug wurde Lumpp 1916 in Ypern<br />
schwer verwundet. Nach seiner Entlassung<br />
im März 1919 versah er wieder seinen<br />
Dienst als Landpostbote.<br />
Poststelle<br />
Schon bald hatte sich die Telegraphenhilfsstelle<br />
zu einer kleinen Poststelle entwickelt,<br />
die Friedrich Lumpp im Erdgeschoss<br />
seines Wohnhauses hatte einrichten<br />
lassen. In den oberen Räumen wohnte<br />
er mit seiner Familie. Das Haus an der Biegung<br />
der Brettacher Straße, schräg gegenüber<br />
vom Back- und Schlachthaus,<br />
existiert heute nicht mehr. Es wurde 2007<br />
abgerissen, nachdem es länger nicht mehr<br />
bewohnt gewesen war. Das Gelände wurde<br />
eingeebnet und mit Gras eingesät.<br />
Das Abholen und Austragen der Post war<br />
für den kriegsversehrten Mann ein mühsames<br />
Geschäft, wie seine Nachkommen<br />
berichten. Er fuhr bei Wind und Wetter<br />
mit dem Fahrrad nach Neuenstadt, um die<br />
Post und Zeitungen abzuholen, die zweimal<br />
täglich, vormittags und abends, auszutragen<br />
waren, wozu er oft Stunden unterwegs<br />
war. Seine Frau führte in einem<br />
Nebenzimmer einen kleinen Laden, um<br />
das Einkommen etwas aufzubessern. Es<br />
gab in der Hauptsache Nudeln und Tabakwaren.<br />
Die Zuständigkeiten für die Verwaltungsgeschäfte<br />
der Hilfsstelle <strong>Cleversulzbach</strong><br />
änderten sich im Laufe der Jahre. Ab 1.<br />
November 1931 wurden sie vom Postamt<br />
Öhringen dem Postamt Neuenstadt zugewiesen,<br />
ab 1. Januar 1933 gingen sie an<br />
das Postamt Heilbronn. Im Oktober 1934<br />
wurde dann erneut das Postamt Neuenstadt<br />
für <strong>Cleversulzbach</strong> zuständig.<br />
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten<br />
im Jahr 1933 wurden neben<br />
der Poststelle zwei Fahnenstangen<br />
aufgerichtet und zwei Flaggen hinterlegt,<br />
eine Flagge Schwarz-Weiß-Rot, die andere<br />
mit Hakenkreuz. Dazu auch noch zwei<br />
Trauerfl ore. Die Flaggen mussten nach Anweisung<br />
bei besonderen Anlässen gehisst<br />
werden. Während der Zeit des Nationalsozialismus<br />
wurde Friedrich Lumpp nach<br />
Aussagen von Zeitzeugen mehrfach gedrängt,<br />
der NSDAP beizutreten. Doch der<br />
überzeugte Sozialdemokrat Lumpp lehnte<br />
jedes Mal ab, was ihn schließlich seinen<br />
Posten kostete. Er wurde in den letzten<br />
Kriegsjahren vom Amt des Posthalters suspendiert.<br />
Lumpps jüngere Schwester Marie<br />
übernahm die Stelle und führte sie bis<br />
zum Kriegsende. Die Post wurde damals<br />
aus Öhringen in einem Jutesack angeliefert,<br />
in der Poststelle von Marie Lumpp<br />
sortiert und dann von ihr ausgetragen.<br />
Da in der ersten Zeit nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg Post und Bahn noch nicht tätig<br />
waren, richtete der damalige Landrat des<br />
Großkreises Heilbronn Emil Beutinger im<br />
Mai 1945 einen Kurierdienst für die Beförderung<br />
von Landrats- und Gemeindepost<br />
ein. Der Landkreis wurde in zehn Kurierzentren<br />
eingeteilt mit jeweils einem<br />
Kurierort. Für <strong>Cleversulzbach</strong> war Neuenstadt<br />
zuständig, von wo aus auch andere<br />
umliegende Gemeinden versorgt werden<br />
mussten. Die von den Kurieren aus Heil-