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Cleversulzbach - Geigerdruck GmbH

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Deutschland gang und gäbe. Der Autor<br />

hat dies noch aus eigener Anschauung in<br />

Erinnerung; besonders schmerzhaft war<br />

für ihn, dass die Strafe immer coram publico<br />

– also vor versammelter Mannschaft<br />

– verabreicht wurde. Ein interessanter Aspekt<br />

kommt insofern hinzu, dass im <strong>Cleversulzbach</strong><br />

des 19. Jahrhunderts auch<br />

Übertretungen, die außerhalb der Schule<br />

begangen worden waren, im Auftrag des<br />

Gemeinderats vom Lehrer geahndet wurden.<br />

Off enbar war man sich um 1885 über<br />

die rechtliche Seite dieses Vorgehens nicht<br />

mehr ganz sicher, so dass eine diesbezügliche<br />

Anfrage an das Königliche Evangelische<br />

Konsistorium für Klarheit sorgen<br />

sollte. In einem Antwortschreiben wird die<br />

„Anwendbarkeit von Schulzuchtstrafen<br />

gegen Schüler wegen Schulversäumnisses”<br />

eindeutig bejaht, der Sachbearbeiter<br />

Schickhardt, Stuttgart, stützt sich dabei<br />

auf einen Erlass des Konsistoriums vom 4.<br />

April 1882.<br />

Stellvertretend für die vielen ähnlich gelagerten<br />

Fälle mag hier die Bestrafung von<br />

sechs <strong>Cleversulzbach</strong>er Schülern stehen:<br />

<strong>Cleversulzbach</strong>, den 26. August 1886<br />

Am letzten Sonntag, dem 22. Aug. haben<br />

6 Werktagsschüler, nemlich: Karl Fingel,<br />

Ludwig Euerle, Paul Kaiser, Otto Salm,<br />

Karl Erhardt u. Hermann Schlegel die<br />

Sonntagskinderlehre versäumt, welche<br />

mit den Söhnen gehalten wurde, u. während<br />

der Zeit des Gottesdienstes das Feuerwehrfest<br />

in Neuenstadt besucht. Unter<br />

Bezug auf den Beschluß der Ortsschulbehörde<br />

vom 20. September 1884 sollen die<br />

betr. Kinder in der Schule seitens des<br />

Schullehrers mit Tatzen abgestraft werden,<br />

wie dies üb[er]h[aupt] künftig bei<br />

unerlaubten Versäumnissen der Kirche<br />

geschehen soll.<br />

Bei der Gemeinderatssitzung am 3. Februar<br />

1871 „kam die Unsitte zur Sprache,<br />

daß bei Leichenbegräbnissen die<br />

Schulkinder auf öff entlichen Straßen<br />

mit Wein bewirthet werden, so daß es<br />

oft mehr einem Hochzeitsgelage als einem<br />

Leichenbegräbnis gleicht. Es soll<br />

das abbestellt werden u. die Einwohner<br />

aufgefordert werden statt Wein lieber j.<br />

Kind Zucker zu geben. Dieser Rathschluss<br />

soll von der Kanzel mitgetheilt<br />

werden.”<br />

Verhandelt den 13. Mai 1875<br />

Der KirchenConvent versammelt sich,<br />

um Unarten abzurügen welche in dem<br />

Vormittags Gottesdienst des vergang.<br />

Sonntags (S. Exandi) & schon früher<br />

von einigen Sonntagschülern verübt<br />

worden & von Schullehrer Luther zur<br />

Anzeige gebracht sind. Karl Kuttruff<br />

hat während der ganzen Kirche durch<br />

Gestikulationen & Manipulationen<br />

die anderen lächerlich gemacht, nach<br />

ihnen mit dem Kopf gestoßen & sonst<br />

Lärm getrieben, Johann Walter u.<br />

Christian Ott haben darüber gelacht &<br />

dadurch Anlass zur Fortsetzung des<br />

Unfugs gegeben. In Anbetracht, daß<br />

der Unfug sich wiederholt hat & ein<br />

Exempel statuirt w. muß, wird beschlossen,<br />

Karl Kuttruff mit 12 Stund, Johann<br />

Walter & Christian Ott mit je 3 St. Arrest<br />

zu bestrafen, welcher am Pfi ngstmontag<br />

zu erstehen ist.<br />

Die Eröff nung unter Rekursbelehrung<br />

bezeugt<br />

T. Karl Kuttruff<br />

T. Gottlieb Ott<br />

T. Johann Walter

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