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Natur als Grenzerfahrung - Oapen

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Zur Wahrnehmung und Bewältigung städtischer Wasserkrisen im späten 19. Jh.<br />

heitspflege“ seit 1850 mehr erreicht „<strong>als</strong> in allen Jahrhunderten vorher zusammen<br />

genommen“. Ohne das segensreiche Wirken der Gesundheitspflege, folgerte Gerhard,<br />

sei die moderne Gesellschaft schlicht undenkbar. Der gleiche Stellenwert<br />

komme aber auch den technischen Errungenschaften der „Gesundheits-<br />

Ingenieure“ zu, welche „zu den hervorragendsten der ganzen Ingenieurskunst“ zu<br />

zählen seien. Mit dem Bau von Anlagen zur Wasserversorgung, Abwasserentsorgung,<br />

Abwasserreinigung und weiteren Einrichtungen hätten die Gesundheits-<br />

Ingenieure maßgeblich zu der „Geschichte der Zivilisation“ beigetragen. Gerhard<br />

konstatierte, die zeitgenössische Gesellschaft sei ein Spiegelbild, ja die Schwester<br />

praktizierter Hygiene. 12<br />

Ähnlich Euphorisches ist der Publikation „Die deutschen Städte“ zu entnehmen,<br />

die im Anschluss an die erste Deutsche Städteausstellung von 1903 erschien.<br />

Ihr Herausgeber, Robert Wuttke, führte aus, seit der drei Jahrzehnte zurückliegenden<br />

Reichsgründung habe das städtische Leben eine Umgestaltung erfahren, die<br />

man angesichts ihrer Dimension <strong>als</strong> historisch einzigartig bezeichnen könne. In<br />

dieser „Zeit rastlosen Strebens“ hätten die Vertreter der Hygiene bzw. der öffentlichen<br />

Gesundheitspflege die Kommunen und ihre Verwaltungen mit Erfolg zu der<br />

Einsicht bewegen können, „daß die Stadt an Vergangenes nicht anknüpfen kann,<br />

daß sie gezwungen ist, aus eigener Kraft vorwärts zu gehen“. Dementsprechend<br />

habe man ein „Eindringen der Technik in die Stadtverwaltung“ beobachten<br />

können. Dieser Prozess erschien nicht nur Wuttke irreversibel. 13 Der Mediziner<br />

Professor Dr. Nowack etwa pries städtische Wasserversorgungsbetriebe <strong>als</strong><br />

„Wahrzeichen der modernen Stadt“. 14 Dr. Otto Wiedfeldt, Beigeordneter der Stadt<br />

Essen, erblickte in den jüngst geschaffenen Wasserversorgungsanlagen einen „charakteristischen<br />

Zug im Bilde der modernen Stadt“. 15 Der Ingenieur Ernst Grahn<br />

wiederum nannte dieselben eine der „wichtigsten Aufgaben“, die eine Kommune<br />

im allgemeinen Interesse wahrzunehmen habe. 16<br />

Zieht man nun Quellenmaterial und historische Studien 17 heran, verfestigt sich<br />

der Eindruck eines breiten Wandlungs- bzw. Technisierungsprozesses: Zahlreiche<br />

Kommunen nannten Anlagen zur Gas-, Wasser- und Elektrizitätsversorgung ebenso<br />

ihr Eigen wie Einrichtungen zur Abwasserentsorgung und -reinigung, zur Abfall-<br />

und Müllbeseitigung, zur Straßenreinigung und – mit dem heutigen Begriff<br />

12 Gerhard, P. (bearbeitet von Joh[annes]. Olshausen): Ein halbes Jahrhundert der Sanierung, 1850-1899,<br />

in: Der Gesundheits-Ingenieur, 1899, S. 175-177, 194-197, 213-214, hier S. 176, 214.<br />

13 Wuttke, R.: Die deutsche Städteausstellung, in: Wuttke, R. (Hg.): Die deutschen Städte. Geschildert<br />

nach den Ergebnissen der ersten deutschen Städteausstellung zu Dresden 1903, 2 Bde., Leipzig 1904.<br />

Bd. 1, S. XI-XLVI, hier S. XI f., XX.<br />

14 [Prof. Dr. med.] Nowack: Die öffentliche Gesundheitspflege, in: Wuttke: Städte, Bd. 1, S. 446-460, hier<br />

S. 455.<br />

15 Wiedfeldt, O.: Städtische Betriebe, in: Wuttke: Städte, Bd. 1, S. 181-197, hier S. 181.<br />

16 Grahn, E.: Die städtischen Wasserwerke, in: Wuttke: Städte, Bd. 1, S. 301-344, hier S. 302.<br />

17 Nur ein Beispiel: Krabbe, W.: Die deutsche Stadt im 19. und 20. Jahrhundert. Eine Einführung, Göttingen<br />

1989.<br />

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