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Natur als Grenzerfahrung - Oapen

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„O biegu rzek“: Zwischen Oder und Weichsel.<br />

eines Seitenarmes wieder zerstört werden könnte. Das hätte wiederum Eisversetzungen<br />

begünstigen können, die den russischen Niederungen gefährlich waren. 44<br />

Am weitesten gediehen war der Flussausbau an der preußischen Weichsel. Es<br />

sind hier zwei Phasen zu unterscheiden: die erste setzte in den späten zwanziger<br />

Jahren des 19. Jahrhunderts ein und reichte bis 1870, die zweite Phase dann bis<br />

zum Ersten Weltkrieg. Die erste Phase war durch Vorarbeiten zur Regulierung<br />

bestimmt. Nach dem Plan der preußischen Regierung, die – wie bereits erwähnt –<br />

eine gesamte einheitliche Regulierung für den Oder-Weichselraum anstrebte, sollte<br />

der Strom durch Buhnen in ein gleichmäßiges Bett gebracht werden. Man vertrat<br />

die Ansicht, dass sich auf diese Weise durch die Strömung eine ausreichende Wassertiefe<br />

von selbst ergeben würde. Die zahlreichen Nebenarme sollten dagegen<br />

verlanden. 45 Zwischen 1845 bis 1850 wurde ein Kanal zwischen Weichsel und<br />

Frischen Haff gebaut. Die Kosten betrugen 947.640 Mark. 46 Bereits vor Fertigstellung<br />

des Kan<strong>als</strong> kam ebenfalls der Plan auf, eine Eisenbahn zwischen Berlin und<br />

Königsberg über Dirschau und Marienburg zu bauen. In diesem Zusammenhang<br />

erschien eine neue Wasserregulierung notwendig, um vor allem die Eisgänge der<br />

Weichsel von der Nogat fernzuhalten, stattdessen sollte die Weichsel den gesamten<br />

Eisgang aufnehmen. Die Arbeiten begannen 1846 und waren nach zwei Jahren<br />

abgeschlossen. Man musste den bisherigen Abfluss der Nogat bei der Montauer<br />

Spitze durch Einbau von drei sich unterstützenden Dämmen – einer wäre nicht<br />

ausreichend gewesen – abschließen und einen neuen Ausfluss vier Kilometer weiter<br />

unterhalb bei der Ortschaft Pieckel einrichten. Dieser Pieckeler Kanal, der<br />

2.070 Meter lang war und der – mit einer Breite von 126 m – Hochwasser von<br />

292-328 m abhalten sollte, zweigte nicht – wie die Montauer Nogatabzweigung –<br />

in gleicher Richtung wie die Weichsel, sondern fast rechtwinklig ab, so dass das Eis<br />

größtenteils vorbei passieren konnte. 47 Der Abschluss führte schnell zu einer starken<br />

Versandung der Nogat. Neben diesen Bauten waren Uferbefestigungsarbeiten<br />

und Deichverstärkungen nötig. Die Gesamtarbeiten kosteten 11,75 Millionen<br />

Mark. 48<br />

Bis in die siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts erfolgte die Regulierung aufgrund<br />

finanzieller Engpässe eher zögerlich. 1878 waren erst 134 Kilometer Uferlänge<br />

der preußischen Weichsel reguliert. Dies reichte keineswegs aus, um die Gefahren<br />

des Eisgangs und der Überschwemmungen zu beseitigen. Auch war noch<br />

nicht eine ausreichende Fahrwassertiefe erreicht worden. Ein Jahr später ging aus<br />

einer für den preußischen Landtag bestimmten Denkschrift hervor, dass ein vollständiger<br />

Ausbau der preußischen Weichsel angestrebt werden sollte. Mit den Bau-<br />

44 Ebd., S. 239, 244.<br />

45 Steinert, H.: Die Weichsel und ihr Verkehr, Königsberg 1916, S. 69.<br />

46 Ebd., S. 70.<br />

47 Ebd., S. 71 f..<br />

48 Ebd., S. 72.<br />

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