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Natur als Grenzerfahrung - Oapen

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Wale, Eis und ‚Boreas Gewalt‘<br />

gen, waß so thun stünde, weil wir nun Landt bekommen kan. Fragten mir ob ich daß Land<br />

kente und ob hafen da sein werde, wor auf ich ihnen so Erkennen gab, daß wir B<strong>als</strong>z Raffier in<br />

Ley voraus hette, alwo auch ein Collennie ist, worauf sie alle mit ein ander sagten den Ersten<br />

hafen oder Neheste ist uns der beste. | Die Orsache dieses ist welch uns Dazu zwinget: Ersten,<br />

Daß die Gantze reiße Ein schwehre kranckheit unter die Manschaft geherschet hat und an Itzo<br />

nuch herscht. Andern, auf 68 graden Brete war wir schon gekommen, auf Datom die 3. Decemb:<br />

Ein Storm aus N:Oosten bekahm, wodorch wir getrieben wörde biß auf 64 graden Brete, unter<br />

welchen wir zweÿ Etmahl kein schifs macht hetten, sonder auf gottes hölfe treiben müste. Dritten,<br />

Daß wir nur ein und Ein halb Faß wasser mehr haben da wir in See beÿ kommen könte und<br />

Deß wegen harte randsohn von wasser bekommen. Virten, Daß spehte Jahr zeit wo wir balt kein<br />

Tag sonder alzeit Nacht haben. Dorch viel Donker wetter und Noch anhaltene Nordlich winden<br />

darzu es kein zeit ist om Lenger See so halten mit ein schif der hafen bekommen kan, welche<br />

unser wille auch ist und den fruh Jahr dazu verwachten.“ 10<br />

Dieses Zitat macht in vielerlei Hinsicht deutlich, welche Probleme und Gefahren<br />

auf die Grönlandfahrer warteten. Auch ohne besondere Vorkommnisse konnte<br />

die Mannschaft durch Krankheiten so geschwächt werden, dass ein normaler Ablauf<br />

des Schiffsalltags nicht mehr möglich war. Einen Schiffschirurgen hatten nicht<br />

alle Walfänger an Bord, so dass dieser im besten Fall von anderen Schiffen an<br />

Deck des betroffenen Walfängers gelangen konnte. Noch dazu war die Ernährung<br />

und Trinkwasserversorgung auf der Reise ein Problem, erst Recht, wenn die Fahrt<br />

länger dauerte <strong>als</strong> geplant. So gibt es zahlreiche Berichte von Grönlandfahrern, die<br />

die schlechten Versorgungsbedingungen beschreiben: „Das Brod, der Schiffszwieback,<br />

ist schlecht, und oft so alt, daß er ganz von Würmern zerfressen ist. Es sieht aus wie Torf, und<br />

muß erst aufgeweicht werden, ehe man es genießen kann. Diese großen Bissen stehen jedem zu<br />

Dienste, so oft er Lust hat, aber der Magen muß stark bellen, wenn man zu solchen Brode<br />

greift.“ 11<br />

Nicht selten trat unter den Grönlandfahrer Skorbut bzw. Scharbock auf, so<br />

dass die betroffenen Besatzungsmitglieder nur gerettet werden konnten, wenn ein<br />

Hafen in erreichbarer Entfernung lag, der eine Versorgung mit frischen Lebensmitteln<br />

ermöglichte. In diesen Fällen konnte die meist <strong>als</strong> lebensfeindlich empfundene<br />

grönländische <strong>Natur</strong> zur Rettung werden, denn das Löffelkraut, auch „grönländischer<br />

Salat“ genannt, ist äußerst Vitamin C-haltig. Arfst Ercken nahm auf der<br />

Rückfahrt der Fangreise 1781/82 vor Hittland Fischer mit an Bord, von denen er<br />

Fisch für die an Skorbut erkrankten Besatzungsmitglieder erhielt.<br />

10 Ebd., 13.12.1781. Der Eintrag wurde von allen Offizieren unterschrieben. Innerhalb der nächsten<br />

Tage erreichten die Grönlandfahrer einen Hafen.<br />

11 Köhler: Reise, S. 25.<br />

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