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Natur als Grenzerfahrung - Oapen

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56 Elisabeth Breitenlechner, Marina Hilber, Alois Unterkircher<br />

2.2 Ressource Lebensraum: Konjunkturen und Krisen der Montanlandschaft<br />

Schwaz aus historischer und paläoökologischer Perspektive<br />

Die historischen Quellen legen das Einsetzen der spätmittelalterlichfrühneuzeitlichen<br />

Phase des Abbaues von Kupfer- und Silbererzen zwischen 1420<br />

und 1440 nahe. 16 Direkte schriftliche Hinweise für eine erste Blütezeit mittelalterlichen<br />

Bergbaus, die im 13. und 14. Jahrhundert Städte wie Goslar, Kuttenberg<br />

oder Neusohl zu frühen „urbanen“ Zentren anwachsen ließ, fehlen für Schwaz,<br />

auch wenn bergbauspezifische Familien- und Hofnamen aus Steuerverzeichnissen<br />

des 14. Jahrhunderts oder überlieferte Grubennamen wie „Alte Zeche“ <strong>als</strong> Zeugnisse<br />

frühen Erzabbaus und Erzverarbeitung interpretiert werden können. 17 Eindeutig<br />

nachweisen konnten archäologische Ausgrabungen hingegen eine Nutzung<br />

der lokalen Erzvorkommen in der ur- und frühgeschichtlichen Zeit, die in der<br />

Epoche der römerzeitlichen Verwaltung dieser Region allerdings nicht fortgeführt<br />

worden sind. 18 Dieser Befund wird durch Pollen- und Schwermetallanalysen bestätigt<br />

(vgl. Abb. 1). Wie aus dem Pollendiagramm vom Kogelmoos ersichtlich, mischen<br />

sich am Übergang der Eisenzeit zur Römischen Kaiserzeit einzelne Individuen<br />

der Kiefer (Pinus) und der Hasel (Corylus avellana) zu dem lichten Tannen-<br />

Fichten-Mischwald (Abieti-Piceetum) mit Lärchenanteilen (Larix). Ab Mitte der Römischen<br />

Kaiserzeit beginnen auch die Feuerereignisse zurückzugehen, welche<br />

durch geringere Holzkohlenmengen (Particulae carbonae >50µm) angezeigt werden.<br />

Ab etwa 290 n. Chr. drängt die schattentolerante Tanne (Abies) die lichtliebenden<br />

Arten zurück. Im dichten, vom Menschen kaum beeinflussten Tannen-<br />

Fichten-Mischwald (Abieti-Piceetum) nimmt der Lärchenpollen-Anteil (Larix) im<br />

Laufe des Mittelalters stetig ab. Bis ins Spätmittelalter sind Kultur- und Siedlungszeiger<br />

nur in geringen Anteilen (weniger <strong>als</strong> 1%) zu finden.<br />

Um etwa 1400 bricht die Tanne (Abies) stark ein und es steigen die Anteile der<br />

Birke (Betula), der Hasel (Corylus avellana) und der Lärche (Larix) kurzfristig an.<br />

Diese starke Veränderung der Baumartenanteile geht mit dem Anstieg von Kultur-<br />

und Siedlungszeigern und auch Gräsern (Poaceae) einher. Die Landschaft um das<br />

Untersuchungsbiet des Moores öffnet sich und zeitgleich kann die Siedlungstätig-<br />

16 Detaillierte ältere Gesamtdarstellungen zum historischen Bergbau in Schwaz sind die von Erich<br />

Egg verfassten Kapitel in: Egg, E. / Gstrein, P. / Sternad H.: Stadtbuch Schwaz. <strong>Natur</strong> – Bergbau –<br />

Geschichte, Schwaz 1986, S. 78–216, sowie Mutschlechner, G.: Bergbau auf Silber, Kupfer und Blei, in:<br />

Ammann, G. (Red.), Silber, Erz und weißes Gold. Bergbau in Tirol. Katalog zur Tiroler Landesausstellung<br />

1990, Innsbruck 1990, S. 231–266. Die aktuellste Aufarbeitung zum Schwazer Bergbau der<br />

frühen Neuzeit stammt von Bartels, C. / Bingener, A.: Der Bergbau bei Schwaz in Tirol im mittleren<br />

16. Jahrhundert (= „1556 Perkwerch etc.“ Das Schwazer Bergbuch, III. Bd.)., Bochum 2006.<br />

17 Vgl. dazu die Quellenzitate bei Stolz, O.: Überblick über die Geschichte der Besiedlung und der politischen<br />

Raumbildung des Bezirkes Schwaz, in: Schwazer Buch. Beiträge zur Heimatkunde von Schwaz und Umgebung,<br />

Innsbruck 1951, S. 75–93, sowie Egg / Gstrein / Sternad: Stadtbuch; dazu kritisch neuerdings<br />

Mathis, F: Bergbau in Tirol. Ein interdisziplinäres Forschungsprojekt an der Universität Innsbruck, in: Der<br />

Anschnitt, Bd. 60, 2008, H. 5–6, S. 198–201.<br />

18 Vgl. Bartels / Bingener: Bergbuch, S. 701–707.

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