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Natur als Grenzerfahrung - Oapen

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Martin Knoll<br />

Daneben findet sich hier auch noch die Information, die „Lufft ist rein und gesund<br />

/ und die Lebens-Mittel in gutem Preis. Gibt überall wegen nechst angelegenen<br />

Waldungen fröliche Spatziergäng / [...]“ 34 Dass in der engen Tallage die<br />

Hochwasser der Salzach die Entwicklung der Stadt begleiteten, erfährt dagegen<br />

nur, wer die Weningsche „Historico-Topographica Descriptio“ zur Hand nimmt.<br />

Diese bietet dann auch eine Grafik, die durch konstruktive Kombination verschiedener<br />

Perspektiven versucht, ein detailliertes, nicht nur ein flüchtig typisierendes<br />

Bild der Stadt zu entwerfen: Veranschaulichung statt ikonografischen Platzhalters<br />

(Abb. 2). 35<br />

Abb. 2: Ansicht der Stadt Burghausen (Quelle: Wening: Historico, 1721).<br />

Eine zweite Stichprobe führt in die Residenzstadt München. Die Topografien<br />

Merians, Ertls und Wenings widmen München umfangreiche Schilderungen. Alle<br />

drei loben einführend die Schönheit Münchens – die rhetorischen Regeln des Städtelobes<br />

griffen wohl gerade im Falle einer Hauptstadt. Alle drei Werke integrieren<br />

mehrere Abbildungen Münchens in ihre Darstellungen, Wening sogar 25 aufwändige<br />

und teils großformatige Stiche. Die Texte beschreiben die Lage Münchens in<br />

einer Ebene, die Sicht auf die nahen Alpen, den Fluss Isar und seine Bedeutung für<br />

die Stadt, die Ableitung eines Kan<strong>als</strong> in die Stadt. Das Hauptaugenmerk der Texte<br />

liegt auf der Beschreibung städtischer Architektur und Schauplätze, der Residenz,<br />

der Kirchen und Klöster, Straßen und Plätze. Etwas weniger prominent werden<br />

Verwaltung und Wirtschaft verhandelt. Ein weiteres Merkmal eint die drei Darstellungen:<br />

die unmittelbare Umgebung der Stadt spielt eine wichtige Rolle. Sie wird<br />

ästhetisierend <strong>als</strong> geradezu idyllische Ideallandschaft mit einem optimalen Wechsel<br />

von Dörfern, Feldern, Wäldern, Gewässern und Gärten entworfen. Auch den<br />

Wildreichtum der Gegend betonen alle drei Publikationen. Spätestens hier jedoch<br />

lohnt genaueres Hinsehen. Zwar sind es in allen drei Schilderungen die Stadt bzw.<br />

ihre Bewohner, denen diese privilegierte Landschaft zu Diensten steht; doch während<br />

in Ertls Atlas explizit von Adel und Volk die Rede ist, die hübsche Gärten,<br />

34 Ertl: Atlas, S. 51.<br />

35 Wening: Descriptio II, S. 1, Bild B 1.

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