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Natur als Grenzerfahrung - Oapen

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212<br />

Maike Schmidt<br />

gebeutet werden dürften, da sich der Mensch dann gegen Gottes Schöpfung richten<br />

würde. Hier bestätigt sich <strong>als</strong>o die Aussage des Technikhistorikers Gerhard<br />

Zweckbronners, dass „das Verhältnis des Menschen und der Technik zur <strong>Natur</strong> für die Zeit<br />

um 1800 mit dem Schlagwort ‚Nutzen‘ markiert werden könnte,“ 28 denn Richter ging es in<br />

erster Linie darum aufzuzeigen, wie nützlich die verschiedenen von Gott geschaffenen<br />

Fischarten für den Menschen sind.<br />

2.3 Der Kontakt mit den „wilden“ Grönländern<br />

Das Erreichen Spitzbergens und Grönlands stellte für die Schiffsbesatzungen einerseits<br />

eine Möglichkeit dar, die Nahrungsvorräte aufzufrischen und so die Skorbut-Gefahr<br />

zu verringern: Ercken berichtet beispielsweise, dass während der<br />

Überwinterung in dem grönländischen Hafen Bier gebraut wurde, das sich länger<br />

frisch hielt <strong>als</strong> Wasser. Andererseits war das Überleben auf dem (Grön)Land, das<br />

anders <strong>als</strong> Spitzbergen besiedelt war, ebenfalls vom Kampf mit den klimatischen<br />

Extrembedingungen geprägt. Immer weiter drangen die Europäer im Verlauf des<br />

18. Jahrhunderts Richtung Norden und Osten vor, wobei Expeditionen an die<br />

Ostküste scheiterten, da das Inlandeis nicht bezwungen werden konnte. Motiviert<br />

wurden diese ersten Expeditionen auf Grönland auch durch die Frage nach dem<br />

Verbleib der Wikinger, die vermutlich bis ins 15. Jahrhundert hinein hier gesiedelt<br />

hatten. Die aufgeklärten Europäer, die entweder in Verbindung mit der Heidenbekehrung<br />

oder dem Handel in Kontakt mit den Grönländern kamen, konnten sich<br />

nur schwer mit den grönländischen Lebens- und Nahrungsgewohnheiten anfreunden;<br />

doch blieben die dänischen Versorgungsschiffe aus, war eine Anpassung an<br />

die <strong>Natur</strong>, die die „wilden und unzivilisierten“ Grönländer über jahrtausende hinweg<br />

perfektioniert hatten, unausweichlich.<br />

Der europäisch-grönländische Kulturkontakt fiel sehr unterschiedlich aus, da<br />

sich die Europäer einerseits den Grönländern bzw. „den Wilden“ überlegen fühlten,<br />

andererseits aber in Notsituationen auf die Grönländer angewiesen waren.<br />

Diese Ambivalenz spiegelt sich auch in der Reiseliteratur wieder, die darüber hinaus<br />

deutlich macht, dass der Kontakt zu Grönländern im letzten Drittel des<br />

18. Jahrhunderts nicht mehr ausschließlich auf Grönland stattfinden musste. Denn<br />

aus dem Schiffsjournal von Arfst Ercken ist zu erkennen, dass Grönländer zum<br />

Teil auf den Walfängern nach Europa und wieder zurück reisten. So berichtet Ercken,<br />

dass einer seiner Schiffsjungen ein Grönländer war. 29 Die Grönlandfahrer<br />

hatten darüber hinaus Kontakt zu den Grönländern, wenn es um die gegenseitige<br />

Hilfe beim Walfang für den Königlich Grönländischen Handel ging. So wurde die<br />

28 Zweckbronner, G.: Mensch, <strong>Natur</strong>, Maschine im Spiegel dreier Jahrhundertwenden. Ein Vergleich, in: Landesmuseum<br />

für Technik und Arbeit (Hg.): Mythos Jahrhundertwende. Mensch, <strong>Natur</strong>, Maschine in<br />

Zukunftsbildern. 1800 – 1900 – 2000, Baden-Baden 2000, S. 330. Die industrielle Ausbeutung der<br />

Walvorkommen begann erst Ende des 19. Jahrhunderts mit der Erfindung der Granatharpune.<br />

29 Vgl. Ercken: Jurnaal, 12.12.1781.

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