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Natur als Grenzerfahrung - Oapen

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„O biegu rzek“: Zwischen Oder und Weichsel.<br />

wichtiges Ergebnis war, dass alle Stapelrechte, welche seit der frühen Neuzeit<br />

immer wieder eine freie Schifffahrt behindert hatten, aufgehoben wurden. 29 Dazu<br />

sollten bilaterale Abkommen zwischen Russland und Preußen sowie Russland und<br />

Österreich abgeschlossen werden. 30 Auf diese Weise wurde die Frage der Internationalisierung<br />

der Flüsse auf die nationale Ebene verschoben, was in der Folge zu<br />

Konflikten zwischen den Teilungsmächten führte und eine internationale, d. h.<br />

europäische Verkehrserschließung des ostmitteleuropäischen Flussraumes erschwerte.<br />

Es wurden zwar im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts und zu Beginn<br />

des 20. Jahrhunderts Vereinbarungen zwischen den Flussanrainern über die Regulierung<br />

und den Ausbau des Stromnetzes getroffen, so z. B. 1864 bezüglich des<br />

österreichisch-russischen Grenzabschnittes der Weichsel oder auch 1902 über den<br />

Austausch von Wasserstandsdaten zwischen Preußen, Österreich und Russland,<br />

aber von einer Internationalisierung des ostmitteleuropäischen Flussnetzes konnte<br />

– gerade im Vergleich zu anderen europäischen Strömen wie Rhein, Elbe oder<br />

Donau, keineswegs die Rede sein. 31<br />

Der Ausbau der Weichsel zu einer funktionstüchtigen Wasserstraße, die im<br />

19. Jahrhundert mit der Eisenbahn hätte konkurrieren können, ließ auf sich warten.<br />

Nach dem österreichisch-russischen Vertrag von 1864 sollten Kommissionen<br />

einen Plan zum Ausbau der Weichsel ausarbeiten, der von den beiden Regierungen<br />

jedoch erst 1891 gebilligt wurde. 32 Der Flussausbau wurde vor allem auf der russischen<br />

Teilstrecke der Weichsel, die sich auf rund 706 Kilometer erstreckte, (im<br />

Vergleich dazu Deutsches Reich 222 Kilometer und Österreich rund 139 Kilometer)<br />

vernachlässigt. Lediglich kleinere Regulierungsarbeiten sind in den Jahren<br />

1885-1895 bei Warschau durchgeführt worden. Aufgrund fehlender Regulierung<br />

variierte der Wasserstand auf der russischen Teilstrecke zwischen 1 und 2 Metern,<br />

besonders im Mai, wenn der Wasserstand absank, wurde die Schifffahrt erheblich<br />

erschwert. Auch wurden die zahlreichen Krümmungen der Weichsel nicht begradigt.<br />

Diese bewirkten Versandungen, was den Wasserstand beeinflusste und seine<br />

Ungleichmäßigkeit erklärte. Im Weichselverkehr kamen daher im russischen Teilabschnitt<br />

vor allem Schiffe mit flachem Tiefgang zum Einsatz. Die Betriebskosten<br />

für kleinere Schiffe waren jedoch höher <strong>als</strong> bei größeren, das wiederum bewirkte<br />

einen Anstieg der Frachtkosten. 33<br />

In Preußen wurde dagegen in den Jahren 1879 bis 1909 bzw. 1917 eine erfolgreiche<br />

Flussregulierung der Weichsel erreicht. Rund 10 Millionen Mark wurde in<br />

die 222 Kilometer lange Strecke oberhalb Thorns investiert. Durch den Ausbau<br />

der Netze und des durch Friedrich des Großen im 18. Jahrhundert gebauten<br />

29 Das betraf vor allem die Stapelrechte der Städte Thorn und Danzig. Ebd., S. 30.<br />

30 Ebd., S. 15.<br />

31 Ebd., S. 29.<br />

32 Ebd., S. 30.<br />

33 Ebd., S. 30.<br />

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