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Natur als Grenzerfahrung - Oapen

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60 Elisabeth Breitenlechner, Marina Hilber, Alois Unterkircher<br />

rudimentärer Rohboden mit einer sehr schlechten Wasserspeicherkapazität bildete,<br />

konnten lediglich einige wenige Pionierarten in die Haldenfläche einwachsen.<br />

Besonders an diese Situation angepasste Baumarten sind neben der Lärche (Larix)<br />

auch die Kiefer (Pinus), zum überwiegenden Teil die Latsche (Pinus mugo). Im Pollendiagramm<br />

erkennt man diese Wiederbesiedelung der offenen Schutthalden mit<br />

dem Nachlassen der Bergbauintensität durch das Ansteigen der Pollenwerte der<br />

eben genannten Pioniergehölze.<br />

Die paläoökologischen Untersuchungen zeigen, dass auch Schwaz nach den<br />

boomenden Jahren in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts von der allgemeinen<br />

Krise der europäischen Montanwirtschaft erfasst wurde, was sich mittels archivalischer<br />

Quellen an der steigenden Zahl von Konkursen kleinerer bis mittelgroßer<br />

Gewerken 30, an zurückgehenden Erzfördermengen 31 und an sinkenden Beschäftigtenzahlen<br />

quantitativ erfassen lässt. Im Pollenprofil lässt ein weiterer paralleler<br />

Anstieg der Lärchen- (Larix) und Kiefern- (Pinu) Werte um ca. 1700 schließlich<br />

auch eine zunehmende Reduktion der Bergbauaktivität im Montanrevier Falkenstein<br />

erkennen. Laut Sokoll hat sich die Menge der Silberproduktion in den letzten<br />

200 Jahren des offiziellen Abbaus auf 1/6 der Maximalproduktionsmenge verringert,<br />

32 wobei die aufgelassenen Haldenflächen nach und nach von Kiefern (Pinus)<br />

und Lärchen (Larix) überwachsen wurden, bevor auch Fichte (Picea) und Tanne<br />

(Abies) wieder einwanderten und sich ausbreiteten.<br />

Die im Pollen- und Schwermetalldiagramm abgebildeten Entwicklungen<br />

bezüglich des Schwazer Bergbaus korrelieren mit den Ergebnissen aus den Geschichtswissenschaften,<br />

die aus schriftlichen Quellen wie beispielsweise erhaltenen<br />

Belegschaftslisten gewonnen werden können. Denn Beschäftigtenzahlen, wie sie<br />

etwa in Mannschaftsverzeichnissen, Lohnrechnungen oder in im Zuge von bergrichterlich<br />

angeordneten „Bergbeschauen“ ermittelten Grubenbelegungen überliefert<br />

sind, können <strong>als</strong> aussagekräftiger Indikator für Phasen konjunkturellen Auf-<br />

und Abschwungs im Schwazer Bergbau angesehen werden (vgl. Tab. 1). Boomphasen<br />

des Bergbaues waren von hoher Migration qualifizierter Arbeiter von auswärts<br />

gekennzeichnet, während in Krisenzeiten hingegen viele nun arbeitslos gewordene<br />

Knappen mit ihren Familien in andere Bergbauregionen weiterzogen. 33<br />

30 Am Fallbeispiel der Gewerken Tänzl siehe Egg, E.: Aufstieg, Glanz und Ende des Gewerkengeschlechts der<br />

Tänzl, in: Tiroler Wirtschaft in Vergangenheit und Gegenwart. Festgabe zur 100–Jahrfeier der Tiroler<br />

Handelskammer, Innsbruck 1951, S. 31–52, und mit Fokus auf die Fuggerschen Grubenanteile in den<br />

Schwazer Revieren Spranger, C.: Der Metall- und Versorgungshandel der Fugger in Schwaz in Tirol<br />

1560-1575 zwischen Krisen und Konflikten, Augsburg 2006.<br />

31 Abzulesen etwa aus dem von Westermann erstellten Verzeichnis des aus den Falkensteiner Erzen<br />

geschmolzenen Silbers. Westermann, E.: Die Listen der Brandsilberproduktion des Falkenstein bei Schwaz von<br />

1470 bis 1623, Wien 1988.<br />

32 Sokoll: Bergbau, S. 60.<br />

33 Zum Aspekt der bergmännischen Migration vgl. Stöger, G.: Die Migration europäischer Bergleute während<br />

der Frühen Neuzeit. In: DER ANSCHNITT, Bd. 58, 2006, H. 4–5, S. 170–186. Erich Egg gibt für<br />

1554 7.400 Personen allein für das Revier Falkenstein an. Egg, E.: Gewerken – Beamte – Bergarbeiter, in:

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