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Natur als Grenzerfahrung - Oapen

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Von der (Über)Nutzung eines ökologischen und sozialen Raumes<br />

Allerdings haben Bartels u. Bingener im Kommentarband zur Faksimileausgabe<br />

des Bochumer Entwurfsexemplars zum Schwazer Bergbuch von 1556 einen<br />

kritischen Umgang mit derartigem Zahlenmaterial eingemahnt, da bis auf wenige<br />

Ausnahmen die angeführten Quellenbelege aus den entsprechenden Archiven<br />

einer kritischen Überprüfung nicht standhalten bzw. aus heutzutage nicht mehr<br />

auffindbaren und somit nicht mehr überprüfbaren Manuskripten, mündlichen<br />

Mitteilungen u. ä. entnommen wurden. 34 Vollständige, serielle Quellen wie sie etwa<br />

für das Norwegische Revier Kongsberg für den Zeitraum von 1623 bis 1805 erhalten<br />

sind und die es erlauben, Entwicklungsphasen eines Reviers anhand einer Verknüpfung<br />

von Produktionsmengen mit Belegschaftszahlen nachzuzeichnen, 35 sind<br />

für Schwaz aufgrund des Verlustes der Akten des Berggerichtes nicht zu erheben. 36<br />

Soweit aber der bisherige Forschungsstand einen solchen Befund erlaubt, trifft<br />

auch auf die Schwazer Reviere die Feststellung Westermanns zu, dass ein Montanrevier<br />

nach Überschreiten seines Höhepunktes der Erzförderung selten einen kontinuierlichen<br />

Abwärtstrend aufweist. 37 Vielmehr ist nach einer längerfristigen<br />

Periode des Stillstandes eines Grubenkomplexes mit einem neuerlichen Aufschwung<br />

zu rechnen, wenn frisches Kapital, vielversprechende Neufunde oder<br />

Innovationen in der Grubentechnik die Produktion erneut anzukurbeln vermögen.<br />

So bedingte der Einsatz von Sprengpulver im Schwazer Bergbau ab der zweiten<br />

Hälfte des 17. Jahrhunderts einen kurzfristigen Anstieg der Fördermengen und<br />

damit verbunden einen Zuwachs der Beschäftigtenzahlen. 38 Letztlich konnte der<br />

Niedergang des Schwazer Bergbaus aber auch mit dem Einsatz moderner Abbautechniken<br />

nicht verhindert werden: 1827 wurde der Abbau auf Silber und Kupfer<br />

in den Gruben der Schwazer Gebirge endgültig eingestellt, 39 was sich auch in den<br />

ab ca. 1800 wieder sinkenden Bleiwerten im Torf des Kogelmoos darstellt. Dieser<br />

Amman, G. (Red.): Silber, Erz und weißes Gold. Bergbau in Tirol. Katalog zur Tiroler Landesausstellung<br />

1990, Innsbruck 1990, S. 126–136, hier S. 135.<br />

34 Bartels / Bingener: Bergbuch, S. 726–729. Zu dieser Problematik vgl. auch Fischer, P.: Die gemeine<br />

Gewerkschaft der Bergwerke. Bergbau und Bergleute im Tiroler Montanrevier Schwaz zur Zeit des Bauernkrieges, St.<br />

Katharinen 2001, S. 206–216.<br />

35 Vgl. Berg, B. I.: Produktion, Belegschaft und Produktivität beim Kongsberger Silberbergwerk 1623–1805, in:<br />

Westermann, E. (Hg.): Quantifizierungsprobleme bei der Erforschung der europäischen Montanwirtschaft<br />

des 15. bis 18. Jahrhunderts, St. Katharinen 1988, S. 127–153.<br />

36 Ein Großteil der Aktenbestände des Berggerichtes Schwaz ging infolge der Kriegsjahre des frühen<br />

19. Jahrhundert verloren bzw. wurde von den damaligen bayrischen Verwaltungsbehörden in das<br />

Staatsarchiv nach München gebracht, wo sie im Zweiten Weltkrieges durch Bombentreffer schließlich<br />

endgültig vernichtet wurden. Vgl. Bartels / Bingener: Bergbuch, S. 649f.. Einen guten Überblick<br />

über Quellen zur Montangeschichte im Tiroler Landesarchiv gibt Steinegger, F.: Archivalische Quellen<br />

zum Schwazer und Tiroler Bergbau, in: Ingenhaeff, W. (Hg.): Wasser – Fluch und Segen. Schwazer Silber.<br />

Tagungsband 2. Internationales Bergbausymposium, Schwaz 2003, Innsbruck 2004, S. 205-215.<br />

37 Westermann, E.: Aufgaben künftiger Forschung: Aus den Diskussionen der Ettlinger Tagung, in: Montanwirtschaft<br />

Mitteleuropas vom 12. bis 17. Jahrhundert. Stand, Wege und Aufgaben der Forschung,<br />

Bochum 1984, S. 205–212, dabei besonders Abschnitt A.<br />

38 Vgl. Egg / Gstrein / Sternad: Stadtbuch, S. 166.<br />

39 Egg / Gstrein / Sternad: Stadtbuch, S. 205.<br />

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