Natur als Grenzerfahrung - Oapen
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Konflikte um Wald und Holz in Nordwesteuropa während des 19. Jahrhunderts<br />
len und damit deutlich spürbaren Veränderung des Waldbestandes kam es in der<br />
hier betrachteten Zeit zwischen 1780 und 1914 lediglich in Schottland, wo zu Beginn<br />
des 19. Jahrhunderts zunächst bis zu 20% der Landflächen aufgeforstet, zum<br />
Jahrhundert-Ende jedoch wieder gerodet wurden.<br />
Diese Verschiedenheit von Bestand und Entwicklung der Wälder in den drei<br />
Ländern wurde – wie eingangs erläutert – absichtlich für das geplante Projekt ausgewählt,<br />
da die Erklärungsmuster, die in der Forschungsliteratur anzutreffen sind,<br />
in zweierlei Hinsicht eine nähere Betrachtung nahelegen und Nachfragen herausfordern:<br />
Erstens werden die Entwicklung der Waldnutzung in Norwegen und jene<br />
in Schottland – neben anderen Faktoren – auch mit dem Verweis auf die Einführung<br />
deutscher forstwissenschaftlicher Methoden begründet. 5 Ungeklärt bleibt<br />
dabei, weshalb die Einführung einer Methode zu offenbar ganz unterschiedlichen<br />
Ergebnissen in Norwegen und Schottland geführt hat. Geprüft werden müsste in<br />
diesem Zusammenhang, inwieweit die aus Deutschland kommenden Methoden an<br />
die Rahmenbedingungen in anderen Ländern angepasst oder verändert wurden.<br />
Unvermittelt stehen daneben auch Hinweise auf umgekehrte Rezeptionsvorgänge:<br />
Hans Walden erörtert bspw. in einer Studie die Einführung außereuropäischer<br />
Baumsorten Ende des 18. Jahrhunderts durch schottische Botaniker in Deutschland<br />
6 – ein Vorgang, der in ähnlicher Weise Fragen nach Übernahme und Anpassung<br />
von importiertem Fachwissen aufwirft.<br />
Zweitens werden gegensätzliche Entwicklungen mit der gleichen Ursache begründet:<br />
Mit dem Verweis auf billige Holzimporte erklären Christopher Smout und<br />
andere den erneuten Rückgang des schottischen Waldbestandes auf 5% um 1900,<br />
denn – so Smout – der Wald auf den britischen Inseln erschien nun nutzlos und<br />
wurde daher sorglos abgeholzt und verbraucht. 7 Demgegenüber werden billige<br />
Importe nach Deutschland von Bernd-Stefan Grewe gerade <strong>als</strong> Ursache dafür<br />
derer Berücksichtigung der Gesetzgebung und Statistik, Berlin 21922; Reden, F. W. von: Das Königreich Hannover<br />
statistisch beschrieben, zunächst in Beziehung auf Landwirthschaft, Gewerbe und Handel, 2 Bde., Hannover<br />
1839; Fryjordet, T.: Skogadministrasjonen i Norge gjennom tidene, Bd. 1: Skogforhold, skogbruk og<br />
skogadministrasjon fram til 1850, Oslo 1992; Bd. 2: Tiden etter 1857. Dokumentet er del av serien<br />
Skogadministrasjonen i Norge gjennom tidene, Oslo 1962; Kjaerheim, S.: Norwegian Timber Exports in<br />
the 18th Century, in: Scandinavian Economic History Review 5, 1957, S. 188-202; Fladby, R.: Norwegen<br />
1650-1850, in: Fischer, W. u.a. (Hg.): Handbuch der europäischen Wirtschafts- und Sozialgeschichte,<br />
Bd. 4, Stuttgart 1993, S. 298-310; Rackham, O.: Trees and Woodland in the British Landscape. The Complete<br />
History of Britain’s Trees, Woods and Hedgerows, London 1990; Anderson, M. L. / Taylor, C. J.: A History<br />
of Scottish Forestry, Bd. 1: From the Ice Age to the French Revolution, Bd. 2: From the Industrial<br />
Revolution to Modern Times, London / Edinburgh 1967.<br />
5 Vevstad, A.: Statens skogskole Kongsberg 1876-1976. Og om skogskoleundervisningen i Norge gjennom 100 år,<br />
ohne Ort 1976, S. 12; Seip, A.-L.: Nasjonen bygges 1830-1870, Oslo 1997 (Aschehougs Norges Historie,<br />
Bd. 4), S. 108-109; House, S. / Dingwall, C.: ‘A Nation of Planters’. Introducing the New Trees 1650-1900,<br />
in: Smout, T. C. (Hg.): People and woods in Scotland. A history, Edinburgh 2003, S. 128-157, S. 155; Rackham:<br />
Trees, S. 101-102.<br />
6 Walden, H.: Versetzte <strong>Natur</strong>. Überseehandel und Hamburger Kaufmannswälder, in: Flitner, Michael (Hg.):<br />
Der deutsche Tropenwald. Bilder, Mythen, Politik, Frankfurt am Main / New York 2000, S. 133-147.<br />
7 Smout, T. C. (Hg.): People and woods in Scotland. A history, Edinburgh 2003, S. 1-13.<br />
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