08.12.2012 Aufrufe

Natur als Grenzerfahrung - Oapen

Natur als Grenzerfahrung - Oapen

Natur als Grenzerfahrung - Oapen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

292<br />

Monika Gisler<br />

und verkauften für wenig Geld Veduten, Landschaftsporträts und vor allem Ansichten<br />

von Bauernhäusern und Alphütten mit glücklichen Bewohnern. 37 Zurück<br />

im Atelier, fertigten die Radierermaler diese zu Landschaftsansichten um. Die oft<br />

aufzufindenden kleinen Staffagefiguren im Vordergrund eines Bildes stellten ländliche<br />

Figuren oder Reisende dar und sollten den Blick des Betrachters auf sich<br />

ziehen und ins Bild hineinleiten. Die Ansichten erhielten dadurch neben der<br />

genauen topographischen Wiedergabe einen idealisierten Ausdruck, die Bilder<br />

zeichnen sich durch eine Spannung zwischen der Idealisierung des Landlebens und<br />

der Exaktheit topographischer Erfassung der Landschaft aus.<br />

Die französische Revolution unterbrach den Alpentourismus nur kurzfristig.<br />

Bereits 1804 zog beispielsweise der Rigitourismus wieder an, und nach 1806 galt<br />

der Blick auf das verschüttete Goldauer Tal <strong>als</strong> Sensation.<br />

6 Geschichte eines Regulierungsversuchs von<br />

Kunstproduktion: Die Bergsturzbilder<br />

1806 <strong>als</strong>o – <strong>als</strong> sich das Unglück am Rossberg ereignete – war das Goldauer Tal<br />

durch die unmittelbare Nähe zur Rigi weit herum bekannt. Von den vier Wegen,<br />

die dam<strong>als</strong> zur „Königin der Berge“ (Zehnder) führten, verlief der bequemste über<br />

Goldau. Unter den vielen Schaulustigen, die unmittelbar nach dem Ereignis in die<br />

verschüttete Gegend kamen, befanden sich, wie bereits erwähnt, zahlreiche Zeichner<br />

und Maler. Dies veranlasste die Schwyzer Regierung, die Herausgabe zweier<br />

Darstellungen und einer Beschreibung selber an die Hand zu nehmen und ein<br />

Verkaufsverbot über sämtliche nicht autorisierten Darstellungen zu verhängen. Die<br />

Einnahmen beim Verkauf dieser Werke sollten für den Wiederaufbau der zerstörten<br />

Dörfer eingesetzt werden. Im Zuge der gesamteidgenössischen Solidarität für<br />

die von der Katastrophe betroffenen Schwyzer gingen die meisten Kantone der<br />

Eidgenossenschaft auf dieses ungewöhnliche Ansinnen ein. Lediglich Zürich hielt<br />

diese Einschränkung des Rechts zur freien Kunstausübung für ungebührlich und<br />

lehnte die Autorisation ab. So durfte letztlich lediglich der aus Arth stammende<br />

Maler, Zeichner und Kupferstecher Franz Xaver Triner (1767–1824) in offiziellem<br />

Auftrag kolorierte Umrissradierungen anfertigen. Triners Darstellungen zeigen den<br />

Rossberg und das zerstörte Goldauer Tal aus zwei Perspektiven: die eine vom<br />

Fallenboden, einer Anhöhe am Rigihang (Abb. 2), die andere von Seewen mit dem<br />

Lauerzersee, darauf ein Boot, das den Sarg eines Opfers transportiert. Die Bilder<br />

wurden von Triners Vater in Kupfer gestochen, mit dem Auftrag der Kanzlei<br />

Schwyz, die Bilder entsprechend ihrer Vorgaben zu bearbeiten. Karl Zay wurde<br />

beauftragt, einen Text dazu (das „Schuttbuch“) zu verfassen. 38 Nach der Vorlage<br />

37 Deuchler: Kunstbetrieb: S. 57–58.<br />

38 Schmid: Berge, S. 6–9.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!