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Natur als Grenzerfahrung - Oapen

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Die Katastrophe <strong>als</strong> darstellerisch-ästhetisches Ereignis<br />

Abb. 3: Die unmittelbar nach dem Bergsturz entstandene Panoramazeichnung des Zürcher<br />

Kartografen Heinrich Keller (1778–1862). (Quelle: Original: Bergsturzmuseum Schwyz).<br />

Schluss<br />

Die bildnerisch-ästhetische Darstellung des Goldauer Bergsturzes war trotz seiner<br />

schrecklichen Auswirkungen geprägt von der neuen Wahrnehmung der Landschaft<br />

im 18. Jahrhundert. War zunächst das Konzept der Physikotheologie von<br />

Scheuchzer und Bertrand massgebend für diese Neubetrachtung, so entdeckte die<br />

Literatur die Alpenlandschaft <strong>als</strong> Motiv spätestens mit Rousseaus Héloise. Die bildlichen<br />

Darstellungen standen dann im Zeichen pittoresker Form- und Farbgebung<br />

im Stil der Schweizer Radierermaler wie Wolf, Aberli und Lory. Daneben gab es<br />

Darstellungen, die wissenschaftlich-illustrativ gestaltet waren, ausgehend von der<br />

kartografischen Erfassung der Alpen seit der Renaissance und Aufklärung. Der<br />

Goldauer Bergsturz eignete sich zudem <strong>als</strong> Motiv für die romantische Malerei, die<br />

in der Zeit nach der Katastrophe am Rossberg immer beliebter wurde. Dazu gehört<br />

am eindrücklichsten die Darstellung des Bergsturzes von Goldau durch William<br />

Turner (1775–1851). Tuner weilte 1802 erstm<strong>als</strong> in den Alpen und kehrte danach<br />

mehrm<strong>als</strong> zurück. Zu den schönsten Zeugen dieser Jahre gehören die Rigi-<br />

Aquarelle und insbesondere die Darstellung des Goldauer Bergsturzes von 1843. 45<br />

Zu diesem Zeitpunkt hatte das Desaster <strong>als</strong> Thema in der bildenden Kunst allerdings<br />

bereits an Bedeutung verloren. Die bestürzende Sensation war einer alleinigen<br />

Ästhetik gewichen.<br />

45 Vgl. Warrell, I.: J. M. W. Turner, London 2007, S. 220.<br />

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