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Natur als Grenzerfahrung - Oapen

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Bergstürze kulturhistorisch betrachtet: Salzburg und Plurs im Vergleich<br />

stürzen kann verglichen werden analog der Bewegung von zähen Flüssigkeiten 3,<br />

die auch den Auslauf eines Bergsturzes in der Ebene erklären. Im Ablagerungsgebiet<br />

formen Felsstürze einen Schuttfächer mit einem Hangneigungswinkel von 33°<br />

bis 40°, bei Bergstürzen ist dieser Winkel wesentlich geringer.<br />

Anhand der zerstörten Objekte und der Länge der Abrisskante kann davon<br />

ausgegangen werden, dass der Schuttkegel am 16. Juli 1669 wahrscheinlich einen<br />

Böschungswinkel von 42° formte; das Volumen des Schuttkegels betrug somit<br />

maximal 110.000 m 3. 4 Hierbei ist anzumerken, dass das Volumen in der Regel –<br />

bedingt durch die Auflockerung des Gesteins – ungefähr ein Drittel größer ist <strong>als</strong><br />

das der ursprünglichen Felsmasse. Aus Sicht des 21. Jahrhunderts ist infolgedessen<br />

eindeutig feststellbar, dass es sich beim großen Mönchsbergsturz nicht um einen<br />

Berg-, sondern um einen Felssturz gehandelt hatte. Bei den übrigen, wesentlich<br />

geringeren Gesteinsbewegungen, die sich davor und danach ereignet hatten, hatte<br />

es sich somit auch nicht um Bergstürze, sondern – je nach Steingröße – um Steinschläge,<br />

Block- oder Felsstürze gehandelt. Um jedoch Verwirrungen, die eine<br />

Vermischung der Termini „Felssturz“ bzw. (bei Quellenzitaten) „Bergsturz“ bewirken<br />

könnte, vorzubeugen, wähle ich einheitlich den bis ins 19. Jahrhundert<br />

üblichen Begriff „Bergsturz“.<br />

3 Geologische Grundlagen<br />

„Salzburg ist aus zweierlei Steinarten aufgebaut, aus einer sehr schoenen und aus<br />

einer ganz abscheulichen. Die schoene ist der beruehmte Untersberger Marmor …<br />

der garstige Stein aber ist die „Nagelflue“, aus der die zunaechst die Stadt umzingelnden<br />

kleinen Berge bestehen.“ 5<br />

In dem Zitat, das einem Reisebericht aus dem Jahr 1842 entnommen ist,<br />

werden die Gesteine Salzburgs in zwei Arten unterteilt: in den Untersberger Marmor<br />

und in die Salzburger Nagelfluh; letztere ist auch <strong>als</strong> Salzburger Konglomerat<br />

bekannt. Es werden <strong>als</strong>o jene Steine hervorgehoben, die die Zeitgenossen abgebaut<br />

und <strong>als</strong> Baumaterialien 6 verwendet hatten. Die Aussage ist nach heutigem Wissensstand<br />

inkorrekt, da die Stadtberge nicht ausschließlich aus der Salzburger Nagelfluh,<br />

sondern auch aus kalkalpinem Gestein bestehen.<br />

3 Vgl. hierzu die Begriffe „Schuttstrom“ und „Trümmerstrom“ bei Heim, A.: Bergsturz und Menschenleben,<br />

Zürich 1932, S. 40-41 bzw. 46-55.<br />

4 Mündliche Mitteilung von Christian Uhlir.<br />

5 Kohl, J. G.: Hundert Tage auf Reisen in den österreichischen Staaten. Fuenfter Theil (Reisen in Steiermark und im<br />

baierischen Hochlande), Dresden / Leipzig 1842, S. 230.<br />

6 Vgl. zur Salzburger Nagelfluh Kieslinger, A.: Die nutzbaren Gesteine Salzburgs, Salzburg / Stuttgart<br />

1964, S. 97, 102 und 105, zu Angaben zum Alter der Salzburger Nagelfluh vgl. auch Ebers, E. u. a.<br />

(Hg.): Der pleistozäne Salzachvorlandgletscher, München 1966, 176-177 und Prinzinger, H.: Das Salzburger<br />

Conglomerat, in: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Jg. 45, 1905, S. 105-111.<br />

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