Natur als Grenzerfahrung - Oapen
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Von der (Über)Nutzung eines ökologischen und sozialen Raumes<br />
keit am Kogelmoos erstm<strong>als</strong> mit einer urkundlichen Erwähnung der „Schwaige am<br />
Hohen Kogel“ im Urbar der Benediktinerabtei St. Georgenberg von 1361/70 bestätigt<br />
werden. 19 Die Rodungen von Tanne (Abies) und Buche (Fagus) rund um das<br />
Kogelmoos schaffen Raum für Ackerbau, welcher sich in einer durchgehenden<br />
Getreidepollenkurve abzeichnet. Die geringen Getreidepollenwerte (Cerealia) lassen<br />
auf eine moderate Entfernung zwischen der Anbaufläche und dem Moor schließen.<br />
20 Auch der in früherer Zeit sehr wichtige Roggen (Secale) tritt parallel zur<br />
Getreidepollenkurve (Cerealia) auf. Zudem wird ebenfalls Grünlandwirtschaft<br />
betrieben, worauf steigende Gräser-Werte (Poaceae) mit Spitzwegerich (Plantago<br />
lanceolata-Typ), Wiesen-Sauerampfer (Rumex acetosa) und Scharfem Hahnenfuss (Ranunculus<br />
acris-Typ) hinweisen.<br />
Etwa 80 Jahre nach der ersten urkundlichen Erwähnung der „Schwaige am<br />
Hohen Kogel“ kommt es parallel mit dem Anstieg der lokalen Holzkohlen zu einer<br />
Zunahme der Kiefer (Pinus) sowie der Lärche (Larix). Die ab ca. 1500 stark ansteigenden<br />
Bleiwerte im Torf stehen möglicherweise mit metallurgischen Aktivitäten<br />
in der Umgebung infolge des neuerlich beginnenden Abbaus der Schwazer Fahlerzlagerstätten<br />
im Zusammenhang. Generell setzte in den meisten Revieren<br />
Mitteleuropas im Verlauf des 15. Jahrhundert eine zweite Aufschwungphase des<br />
Bergbaus ein. In der Montanforschung wird dies mit dem Auftreten finanzkräftiger<br />
Kaufleute <strong>als</strong> unternehmerische Gewerken und mit Innovationen hinsichtlich der<br />
Abbau- und Fördertechniken sowie der Schmelzverfahren (speziell das Saigerverfahren<br />
und dessen einige Jahrzehnte später erfolgter Weiterentwicklung im Tiroler<br />
Abdarrprozeß 21) in Verbindung gebracht. 22 Die Verbesserungen im metallurgischen<br />
Verfahren und in der Schmelzleistung schufen für die Gewerken den Anreiz,<br />
auch in den Abbau jener Kupfererze, die bisher wegen des hohen Arbeits- und<br />
Energieaufwandes nicht mit Gewinn entsilbert werden konnten, zu investieren. 23<br />
19 Bachmann, H.: Die Mittelalterlichen Stiftsurbare des Bistums Brixen. IV. Teil: Das Älteste Urbar der Benediktinerabtei<br />
St. Georgenberg zu Fiecht von 1361/70 und das Weinzinsregister von 1420 und 1422, Innsbruck<br />
1981, S. 144.<br />
20 Behre, K.-E. / Kučan, E.: Die Reflektion archäologisch bekannter Siedlungen in Pollendiagrammen verschiedener<br />
Entfernungen – Beispiele aus der Siedlungskammer Flögeln, Nordwestdeutschland, in: Behre, K.-E. (Hg.):<br />
Anthropogenic indicators in pollen diagrams, Rotterdam 1986, S. 95-114.<br />
21 Zu diesen beiden Verfahren vgl. Suhling, L.: Innovationen im Montanwesen der Renaissance. Zur Frühgeschichte<br />
des Tiroler Abdarrprozesses, in: Technikgeschichte, Bd. 42, 1975, S. 97–119, hier S. 98–102. Der<br />
Tiroler Abdarrprozeß ermöglichte es zudem, bei der Extrahierung des Silbers Bleierze an Stelle des<br />
teureren Frischbleis zu verwenden, wodurch auf Blei aus regionalen Lagerstätten zurückgegriffen<br />
werden konnte. Vgl. Suhling, L.: Schmelztechnische Entwicklungen im ostalpinen Metallhüttenwesen des 15. und<br />
16. Jahrhunderts, Entwicklungen, in: Montanwirtschaft Mitteleuropas vom 12. bis 17. Jahrhundert. Stand,<br />
Wege und Aufgaben der Forschung, Bochum 1984, S. 125–130, hier S. 128 f..<br />
22 Beispielweise bei Sokoll, T.: Bergbau im Übergang zur Neuzeit, Idstein 1994, S. 17–19.<br />
23 Peter Gstrein ermittelte für den Schwazit folgende Metallgehalte: Kupfer 35,0-41,0%; Silber<br />
0,3-0,85%; Quecksilber 0,4-8,0%; Arsen 4,0-8,0%; Zink 3,0-8,0%; Antimon 14,0-22,0%; Eisen<br />
0,8-3,0%; Mangan 0,2-1,0%; Blei 0,09-1,0%; Cadmium 0,00-0,01%; Nickel 0,00-0,2% und Wismut<br />
0,15-1,0%. Gstrein, P.: Die Lage der Schwazer Bergbaureviere – Geologie – Die Mineralien, in: Ammann:<br />
Silber, S. 49–66, hier S. 57 f..<br />
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