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Natur als Grenzerfahrung - Oapen

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Maike Schmidt<br />

fert, die die Dramatik der Rettung und die Tragik über den Verlust zahlreicher<br />

Grönlandfahrer wiedergeben. Falk berechnet, dass sich mindestens 170 Grönlandfahrer<br />

retten konnten, während maximal 270 Besatzungsmitglieder starben. 13<br />

Nach einer mehr oder weniger erfolgreichen Jagd auf Wale und Robben wurden<br />

die Schiffe im August von Eis umgeben und lagen fest: „Wir entdeckten bald<br />

darauf ein Gatt im Eise, und weil es sehr geräumig war, liefen wir hinein; kaum aber waren wir<br />

durch, <strong>als</strong> die Eisfelder hinter und dicht zusammen traten, und uns einschlossen.“ 14 Zwar<br />

konnten sich die Schiffe kurzzeitig immer mal wieder vom Eis befreien, doch<br />

schließlich gab es kein Entkommen mehr. Die Walfänger, die nach dem frühen<br />

Untergang von vier Schiffen in zwei Gruppen mit jeweils fünf Schiffen eingeschlossen<br />

waren, konnten dem Druck des Eises nicht lange standhalten und gingen<br />

unter: „Einen unsers Schicks<strong>als</strong> Genossen, Volkert Janz, traf das Unglück, sein Schiff zu<br />

verlieren: und obgleich wir unser Schiff noch behielten; so wurde es doch 5 bis 6 Fuß aus seiner<br />

Last gedrungen.“ 15 In diesem Zitat wird auch die enorme Kraft der Eismassen deutlich.<br />

Die Situation spitzte sich in dieser Gruppe so zu, dass mehr <strong>als</strong> fünf Schiffsmannschaften<br />

auf die beiden noch übrig gebliebenen Schiffe verteilt wurden:<br />

„Denn vorerst waren die Victualien nicht sehr viel, für die Leute zweier Schiffe mit Seelen von 5<br />

Schiffen bemannet, welche auf die 2 noch übrigen von Kastricum und auf das unsrige vertheilet<br />

waren. Denn man muß wissen, daß ein Theil des Volks von Kommandeur Klaas Keuken, der<br />

früh sein Schiff verloren hatte, in dieser grossen Noth schon zu uns gekommen. Solchergestalt<br />

bekamen wir so viel Volks täglich an Boort, daß wir zwischen Deck wenig oder gar kein Raum<br />

mehr hatten.“ 16<br />

Als auch die letzten Schiffe „zersplittert, wie Glas“ 17 untergegangen waren, befanden<br />

sich alleine in dieser Gruppe 286 Grönlandfahrer auf dem Eis, die versuchen<br />

mussten, das grönländische Festland zu erreichen. Es bildeten sich mehrere<br />

kleinere Gruppen, die zu Fuß oder mit Schaluppen und ein wenig Proviant ausgerüstet,<br />

einen Ausweg suchten. Viele starben an Entkräftung oder Skorbut wie der<br />

Kommandeur Hans Pieters, 18 viele ertranken bei dem Versuch über Eisschollen zu<br />

seit der Chronik der friesischen Uthlande von C. P. Hansen (1856) immer weiter tradierten Gerücht auf,<br />

dass 1777 „mehrere hundert“ Schiffe untergegangen seien. Vgl. Hansen, C. P.: Chronik der friesischen<br />

Uthlande. Lange, Altona 1856, S. 212-214.<br />

13 Vgl. Falk: Unglück, S. 81.<br />

14 Anonym: Schreiben aus Hamburg an einen Freund, die Geschichte eines Grönlandfahrers enthaltend, in: Hannoverisches<br />

Magazin 1778, Sp. 1150.<br />

15 Kröger, H. H.: Historische wahre Nachricht von dem Elend und Drangsalen des im Jahre 1777 auf dem Wallfischfang<br />

nach Grönland abgefarnen verunglückten Schiffes Wilhelmina, unter dem Kommandeut Jakob Henrich<br />

Broertjes. Aus dem Holländischen Tagebuche und mündlicher Erzählung der drei Matrosen, Harm Henrich Kröger,<br />

Harm Henrich Kröger, des Sohnes, beide von Oldenesch im Delmenhorstischen und Kasten Külke, aus Lesum eine<br />

Meile von Bremen, übersetzt, Bremen 1779, S. 5.<br />

16 Ebd., S. 9.<br />

17 Ebd., S. 13.<br />

18 Röper, J.: Fernere wahrhafte Nachricht von denen im Jahr 1777 auf den Wallfischfang nach Grönland abgegangenen<br />

und daselbst verunglückten fünf Hamburger Schiffen, gezogen aus dem Journal des Küpers Jürgen Röper, auf dem<br />

Schiffe genannt Sara Cicilia, Commandeur Hans Pieters, Altona 1778, S. 69.

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