Natur als Grenzerfahrung - Oapen
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64 Elisabeth Breitenlechner, Marina Hilber, Alois Unterkircher<br />
serhebetechnik) intensivierten den Bedarf an Holz ganz wesentlich. 41 Der natürliche<br />
Rohstoff diente im Bergbau nicht allein <strong>als</strong> Energielieferant in der Verhüttung<br />
der Erze (Holz/Holzkohle), sondern auch <strong>als</strong> universeller Bau- und Werkstoff für<br />
die Produktion und Wartung des Gezähes (Holzstiele der Metallwerkzeuge), die<br />
Herstellung von Bergtruhen, hölzernen Gefäßen, Wasserrädern oder Haspeln. Das<br />
Ausmaß des Holzbedarfs allein für die Sicherung der Streckennetze unter Tage<br />
(Grubenzimmerung) war enorm. Das Stollensystem der Grube „St. Gertraud“,<br />
welche <strong>als</strong> eine der längsten und am weitesten verzweigten im Falkensteiner Revier<br />
gilt, erstreckte sich über ca. 14.190m (7.588 Klafter) und musste über eine<br />
Gesamtstrecke von immerhin 4.410m (2.359 Klafter) befestigt werden. 42 In Anlehnung<br />
an Sombart können wir somit von einem „hölzernen Zeitalter“ sprechen,<br />
oder vielmehr, wie Joachim Radkau es formuliert, von „hölzernen Zeitaltern“,<br />
verschiedenen „hölzernen“ Kulturen und Epochen, die den natürlichen Rohstoff<br />
<strong>als</strong> besonderes Gut betrachteten. 43 Auch die frühneuzeitlichen Zeitgenossen im<br />
Tiroler Untersuchungsgebiet wussten um den Wert des Holzes, wie folgendes Zitat<br />
zu illustrieren vermag: „Nachdem Uns […] an dem Saltzsieden zu Hall im Yhnthal, und,<br />
gemainen Perckwerckhen, in diesem unserm Landt der Fürstlichen Graffschafft Tyrol, trefflich vil<br />
gelegen, daß dieselben mit guter Ordnung, in unzertrennten und auffnemblichem Weesen erhalten<br />
werden, darzu dann vor allem die Wäld und Holtzwerk in höchstem Bedacht zu haben, und zu<br />
hayen seynd, damit Wir, Unsere Erben und Nachkommen, auch Landt und Leuth, in künfftig<br />
Zeit, am Holz kainen Abgang oder Mangel leyden dörffen, sondern jederzeit, mit guter<br />
Nothdurfft versehen werden mögen: Derohalben ist höchstens vonnäthen, daß hiefüran alle Wäld:<br />
und Höltzer, mit besserer Ordnung gehayet und erhalten werden.“ 44<br />
Seit dem frühesten Aufkommen des Silber- und Kupferbergbaus versuchten<br />
die Obrigkeiten, die Holznutzung im Schwazer Einflussbereich zu Gunsten des<br />
Bergwerks zu reglementieren. Als Inhaber des uneingeschränkten Forstreg<strong>als</strong> und<br />
gleichzeitige Regalherrn der Schwazer Silberausbeute lag es zweifellos im Interesse<br />
der Landesfürsten, einen reibungslosen und profitablen Betrieb des Montanreviers<br />
zu gewährleisten. 45 Dies inkludierte zu einem gewichtigen Teil die Sicherstellung<br />
41 Troitzsch, U.: Umweltprobleme im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit aus technikgeschichtlicher Sicht, in:<br />
Herrmann, B. (Hg.): Umwelt in der Geschichte. Beiträge zur Umweltgeschichte, Göttingen 1989,<br />
S. 89–110, hier S. 91–95.<br />
42 Bartels, C.: Grubenholz – Holz und seine Verwendung im Bergwerksbetrieb des Spätmittelalters und Frühen<br />
Neuzeit, in: Ingenhaeff, W. / Bair, J. (Hg.): Bergbau und Holz. Schwazer Silber 4. Internationaler<br />
Montanhistorischer Kongress Schwaz 2005, Innsbruck 2006, S. 9–30, hier S. 9–13; Vgl. auch Mernik,<br />
P.: Holz für den Bergbau aus Tirols Wäldern nach den Bestimmungen des Codex Maximilianeus, in: Ingenhaeff<br />
/ Bair (Hg.): Bergbau, S. 181–208, hier 182f..<br />
43 Radkau: Holz, S. 19-29.<br />
44 Behlen, Stefan (Hg.): Kaiserl. Landts-Fürstliche Holz: und Waldordnung Im Ober: und untern Yhn: auch<br />
Wippthal. Vom 12. Mai 1685, Frankfurt a.M. 1845 (=Archiv der Forst- und Jagd-Gesetzgebung der<br />
deutschen Bundesstaaten), S. 1f..<br />
45 Radkau: Holz, S. 63. Vgl. auch Tschan, W.: Struktur und Aufgabenbereiche der Tiroler Berggerichte und des<br />
landesfürstlichen Beamtenapparates im Schwazer Bergbau an der Wende vom Mittelalter zur frühen Neuzeit, in:<br />
Tiroler Heimat. Jahrbuch für Geschichte und Volkskunde, Bd. 67, 2003, S. 123-140, hier S. 128-132.