Natur als Grenzerfahrung - Oapen
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Natürliche Erfahrungsgrenzen<br />
4 <strong>Natur</strong> und Literatur in Westafrika: Dixon Denham und<br />
Walter Oudney<br />
Die ‚Entdeckungen‘, die europäische Privatreisende und wissenschaftliche<br />
Institutionen publik machten, weckten bald auch die Aufmerksamkeit der Regierungen.<br />
‚Neue‘ wissenschaftliche Erkenntnis, die sich wiederum in nationales Prestige<br />
umsetzen ließ, verband sich im offiziellen Interesse an Westafrika mit der<br />
Hoffnung auf immensen Profit aus den Handelszentren des Niger. Die britische<br />
Regierung hatte bereits 1816 Kapitän James Kingston Tuckey 41 zur Exploration<br />
des Kongo ausgesandt und 1817 Thomas Edward Bowdich auf seine ‚Mission<br />
nach Asante‘ 42 geschickt, bevor sie 1818 Lyon und Ritchie 43 mit einer Entdeckungsreise<br />
beauftragte, bei der die Handelsrouten von Tripolis durch die Sahara<br />
erforscht werden sollten. Die Franzosen zogen, ebenfalls im Jahr 1818, mit der<br />
Entsendung Gaspard Théodore Molliens 44 nach Westafrika nach. Im Kontext<br />
dieser Zeit, <strong>als</strong> europäische Regierungen großes Interesse an der Exploration Afrikas<br />
zeigten, ist auch der Reiseauftrag des britischen Colonial Office an die beiden<br />
Navy-Angehörigen Doktor Walter Oudney und Leutnant Hugh Clapperton sowie<br />
an den Militärakademie-Dozenten Major Dixon Denham zu betrachten.<br />
Die beiden Schotten Oudney und Clapperton hatten sich um den Jahreswechsel<br />
1820/21 dem Colonial Office <strong>als</strong> Entdeckungsreisende für eine ‚Mission nach<br />
Bornu‘ zur Verfügung gestellt. Sie waren von John Barrow, der selbst eine Entdeckungsreise<br />
in Südafrika unternommen und einen Bericht darüber verfasst hatte, 45<br />
empfohlen worden. 46 Seit dem Tod seines Protektors Joseph Banks dominierte<br />
Barrow die geographisch interessierte Gelehrtenwelt, 47 und sein Wort hatte im<br />
Colonial Office Gewicht. Oudney und Clapperton begannen <strong>als</strong>o ihr Unternehmen<br />
vorzubereiten. Doch im Frühjahr 1821 änderte sich die Lage für die beiden vollständig:<br />
Dixon Denham, Soldat und Dozent in Sandhurst, war mit einem eigenen<br />
Entdeckungsprojekt mit dem Ziel Timbuktu beim Colonial Office vorstellig geworden.<br />
Er wurde der geplanten ‚Bornu-Mission‘ zugeteilt und die offiziellen Instruktionen<br />
der drei Männer wurden neu formuliert. 48 Oudney sollte nun, neben<br />
seiner geplanten wissenschaftlichen Sammeltätigkeit, die Aufgaben eines Vize-<br />
Konsuls von Bornu übernehmen und durch seine Niederlassung in diesem Reich<br />
41 Tuckey, J. K.: Narrative of an expedition to explore the River Zaire […], London 1818.<br />
42 Bowdich. T. E.: Mission from Cape Coast Castle to Ashantee, […], London 1819.<br />
43 Lyon, G. F.: A narrative of travels in Northern Africa, in the years 1818, 19, and 20; […], London 1821.<br />
44 Mollien, G.-T.: Voyage dans l’intérieur de l’Afrique, aux sources du Sénégal et de la Gambie, fait en 1818, par<br />
ordre du gouvernement français, Paris 21822.<br />
45 Barrow, J.: An Account of travels into the interior of Southern Africa, in the years 1797 and 1798, London 1801.<br />
Von Barrow finden sich auch schöne, sauber gezeichnete Karten seiner Reise in der British Library:<br />
BL Additional Manuscripts 19824.<br />
46 Bovill: Missions, Bd. 2, S. 11-13.<br />
47 Ebd., S. 4 f..<br />
48 Ebd., S. 13-16.<br />
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